Achim Tobler war ein Enkel des Schweizer Volkskundlers Ludwig Tobler (1827–1895). Sein Vater Ludwig Tobler (1877–1915) war Direktor der Kinderklinik an der Universität Breslau, dieser war seit 1907 mit Berta Scholl (1883–1957) verheiratet. Tobler zog 1915 nach Heidelberg, wo seine Mutter über ihre Schwägerin Mina Tobler in den Kreis um Helene Weber und Max Weber aufgenommen wurde. Wann Tobler Deutscher wurde und ob er die Schweizer Staatsbürgerschaft beibehalten hat, ist bislang offen.
Er besuchte das humanistische Gymnasium in Heidelberg und studierte dort und in GenfJura, das Referendarexamen legte er im Frühjahr 1931 in Karlsruhe ab. Während des Vorbereitungsdienstes studierte er in Heidelberg als Gasthörer Volkswirtschaftslehre am Institut für Sozial- und Staatswissenschaften der Philosophischen Fakultät und begann mit seiner Dissertation über die aktuelle französische Handelspolitik. 1932/33 studierte er zwei Semester Volkswirtschaft in Frankreich als Austauschstudent.
Tobler wurde im Sommer 1935 in Heidelberg zum Thema „Die französische Handelspolitik in der Weltwirtschaftskrise: Herbst 1929 bis Frühjahr 1936“ an der 1934 eingerichteten Staats- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät[1] bei Arnold Bergstraessersumma cum laude promoviert. Bergstraesser wurde kurz darauf trotz seiner Anbiederung an den Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen entlassen. Unter den zwölf Doktoranden in Bergstraessers „Doktorenfabrik“ waren auch die im NS-Staat Karriere machenden Fritz Hippler, Paul Hövel und Franz Alfred Six.[2] Nach dem zweiten, mit dem Prädikatsexamen „gut“ bestandenen juristischen Staatsexamen ging Tobler im November 1935 als Referent für Rohstofffragen an das badische Finanz- und Wirtschaftsministerium zu Ministerpräsident Walter Köhler (NSDAP). 1936 avancierte er zum Abteilungsleiter Rohstoffverteilung bei der Vierjahresplanbehörde in Berlin und stieg 1937 zum Vertreter des Reichskommissars für Altmaterialverwertung auf.
Am 1. Juni 1938 wurde Tobler zum Werkleiter der Aluminium GmbH Rheinfelden ernannt mit einem Grundgehalt von 12.000 RM und einer ebenso hohen Tantieme. Das Unternehmen gehörte kapitalmäßig zur von Max Huber geleiteten Schweizer AIAG, war aber zum 1. Januar 1937 als reichsdeutsche GmbH herausgelöst worden. Unter Toblers Leitung wurden die im Vierjahresplan vorgesehenen Kapazitätserweiterungen umgesetzt und das für die Kriegsführung erforderliche Metall produziert. In Rheinfelden wurden während des Zweiten Weltkriegs französische, sowjetische und italienische Zwangsarbeiter ausgebeutet, die Lebensverhältnisse waren in der Konzernzentrale in Chippis bekannt, was dort nach Kriegsende geleugnet wurde. In der Kommune Rheinfelden war Tobler Erster Beigeordneter und in Säckingen Kreisrat.
Die Schweizer Konzernmutter entließ 1945 Tobler und distanzierte sich von ihm. Tobler wurde ab Juni 1945 bis August 1947 in Freiburg im Breisgau von der französischen Besatzungsmacht interniert, danach war er bis November 1948 im Freiburger Gefängnis in Haft. Im Januar 1949 wurden er und vier ehemalige Angehörige des Rheinfelder Werkschutzes wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem französischen Militärgericht angeklagt, die Anklage war schlecht vorbereitet, sodass der Werksleiter Tobler freigesprochen wurde, die Werkschutzmänner hingegen wegen Misshandlung und Tötung von Zwangsarbeitern zu Strafen zwischen sechs Monaten und drei Jahren verurteilt wurden. Tobler wurde während der Haft von seiner Mutter und deren Schwager Hans Gerhard Evers unterstützt.
Die französische Handelspolitik in der Weltwirtschaftskrise: Herbst 1929 bis Frühjahr 1936. Pilger-Druckerei, Speyer 1938. Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss. 1935
mit Gustav von Schmoller, Hedwig Maier: Handbuch des Besatzungsrechts. Mohr, Tübingen 1951–1957
mit Hedwig Maier: Die Ablösung des Besatzungsstatuts in der Bundesrepublik Deutschland. In: Europa-Archiv, Dt. Ges. für Auswärtige Politik, Bonn 1955, S. 8081–8097
Inanspruchnahme von Privateigentum für die Versorgung der Stationierungstruppen. In: Neue Juristische Wochenschrift (NJW), Bd. 8 (1955), S. 1092–1096
Literatur
Wolfgang Bocks: Dr. Achim Tobler: Manager der Kriegswirtschaft. In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Baden-Württemberg, Band 6: NS-Belastete aus Südbaden. Kugelberg, Gerstetten 2017, ISBN 978-3-945893-06-7, S. 343–354.
↑Kilian Schultes: Die Staats- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Heidelberg 1934–1946, 2010 (zugl. Heidelberg, Univ., Diss., 2007). Tobler erscheint dort in der Tabelle der Promotionen als Diplom-Volkswirt, was durch die Angaben in der Dissertation nicht bestätigt wird.
↑Kilian Schultes: Die Staats- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Heidelberg 1934–1946, 2010 (zugl. Heidelberg, Univ., Diss., 2007), S. 217–224.