Ab 1957 studierte er an der Hebräischen Universität in Jerusalem Literatur und Philosophie. Aus dieser Zeit stammen seine ersten literarischen Werke. 1962 konnte er mit einer Anthologie von einigen Erzählungen erfolgreich debütieren. In dieser Zeit heiratete er die Psychoanalytikerin Rivka, mit der er drei Kinder bekam.
Jehoshua machte es sich zur Aufgabe, zwischen Arabern und Israelis eine Mittlerrolle zu spielen. Er war Befürworter eines eigenen Palästinenserstaates.[4] Da er diese Position für nicht mehr realistisch hielt, plädierte er kurz vor seinem Tod für eine „israelisch-palästinensische Partnerschaft“, die in letzter Konsequenz zu einem gemeinsamen Staat führen würde (Haaretz, 19. April 2018).
In seinem literarischen Werk thematisierte Jehoshua wiederholt wichtige politische Themen. Der Roman Der Liebhaber spielt 1973 in Israel zur Zeit des Jom-Kippur-Kriegs. Die politischen und militärischen Verhältnisse spiegeln sich im Verfall einer Familie. Die Handlung wird aus sechs verschiedenen Perspektiven dargestellt, darunter der eines Arabers.
In seinem Roman Die Reise ins Jahr Tausend vermischen sich die arabischen und die jüdischen Lebenswelten im Mittelalter des Jahres 1000. Im Fokus stehen zwei jüdische Händler, Onkel und Neffe; der Onkel lebt im arabischen Nordafrika, der Neffe im christlichen Frankreich. Auch hier wird die Versöhnung der unterschiedlichen kulturellen und religiösen Welten angestrebt.
Auffällig in seinen Erzählungen ist der Gegensatz zwischen starken Frauen und männlichen Antihelden. Die Männer sind mit einer destruktiven Charakteranlage und der anhaltenden Unfähigkeit gezeichnet, dauerhafte Beziehungen herzustellen. Dies Manko suchen sie durch Wunschfantasien auszugleichen im Verhältnis zu älteren oder sehr viel jüngeren Frauen (so in seinem Roman Rückkehr aus Indien) oder auch Kindern, durch imaginierte inzestuöse Beziehungen. In seinem Roman Die befreite Braut sind die schwachen oder scheiternden Männer Sinnbild für Defizite oder gar das Scheitern des Zionismus.
Exil der Juden. Eine neurotische Lösung? Röhrig, Sankt Ingbert 1986, ISBN 3-924555-08-7.
Literatur
Bernard Horn: Facing the fires. Conversations with Abraham B. Yehoshua (Judaic traditions in literature, music and art). University Press, Syracus, N.Y. 1997, ISBN 0-8156-0493-9.
Adam Z. Newton: Not quite Holocaust Fiction. Abraham B. Yehoshua’s „Mr. Mani“ and W. G. Sebalds „The emigrants“. In: Marianne Hirsch, Irene Kacandes (Hrsg.): Teaching the respectations of the Holocaust. (Options for teachinG; 18). MLAA, New York 2004, ISBN 0-87352-348-2, S. 422–430.
Gilead Morahg: Shading the truth. Abraham B. Yehoshua’s „Facing the Forests“. In: William Cutler, Davcid C. Jacobson (Hrsg.): History of Literature. New Readings of Jewish Texts in honour of Arnold J. Band. (Brown Judaic Studies; 334). University Press, Providence, RI 2002, ISBN 1-930675-13-5, S. 409–418.
Gershon Shaked: Gerson Shaked interviewed Abraham B. Yehoshua. In: Modern Hebrew Literature/3. Serie, Jg. 3 (2006), Heft 3, S. 157–169, ISSN0334-4266.
Matthias Morgenstern: Fremde Mutter „Erez Israel“. In: Jahrbuch für Biblische Theologie 23 (2008), S. 195–210.
Matthias Morgenstern: Freundliches Feuer, feindliches Feuer. Krieg und Kriegsfolgen als Themen der israelischen Literatur. In: Karl Müller, Werner Wintersteiner (Hrsg.): Die Erde will keinen Rauchpilz tragen. Krieg und Frieden in der Literatur, Innsbruck-Wien-Bozen 2011, S. 181–201.
Yehoshua, Avraham, in: Yaacov Shimoni: Biographical dictionary of the Middle East. New York: Facts on File, 1991, S. 239