Die Erstaufstellung der 62. Armee erfolgte gemäß Direktive des Hauptquartiers des Kommandos des Obersten Befehlshabers № 170465 Roten Armee vom 9. Juli 1942, auf Basis der 7. Reservearmee mit HQ-Direktunterstellung. Zum Anfangsbestand der 62. A gehörten fünf Schützendivisionen, eine Panzerbrigade sowie mehrere Artillerie- und sonstige Truppenteile und Einheiten.
Am 16. April 1943 wurde die 62. Armee in 8. Gardearmee umbenannt und im Mai der Südwestfront unter General Malinowski zugeteilt. Zunächst aus dem 28. und 29. Garde-Schützenkorps formiert, nahm die Armee nördlich Slawjansk defensive Positionen entlang des rechten Ufers des oberen Donez ein.
Armeegliederung am 1. Juli 1943
28. Garde-Schützenkorps (39., 79. und 88. Garde-Schützen-Division)
29. Garde-Schützenkorps (27., 74. und 82. Garde-Schützen-Division)
Es folgte der Durchbruch im Raum Isjum-Barwenkowo (Donez-Mius-Offensive, 17.–27. Juli) und die Teilnahme an der Donezbecken-Operation (13. August – 22. September 1943). Danach wurde die 8. Gardearmee verstärkt, neben dem 28. und 29. wurde auch das 4. Garde-Schützenkorps formiert. Einheiten der 53. und 20. Garde-Schützen-Division überquerten am 17. Juli den oberen Donez und griffen gemeinsam die deutsche 257. Infanterie-Division an. Die Deutschen starteten Gegenangriffe und versuchten, die sowjetischen Truppen wieder in den Fluss zurückzuwerfen. Die 8. Gardearmee führte den Hauptschlag an ihrer rechten Flanke im Abschnitt Kamenka-Sinitschino durch. In der ersten Staffel griffen zwei Schützenkorps (29. Garde- und 33.), in der zweiten Staffel – das 28. Garde-Schützenkorps an, das sich auf die rechte Flanke der Armee konzentrierte. In den ersten beiden Tagen wurde der Donez erfolgreich überschritten und die Front 20–30 km südwestlich der Ausgangsposition vorgeschoben. Innerhalb sieben Tagen konnten die Armeetruppen die Linie Krasnoarmeisk – Konstantinowka erreichen und zusammen mit Truppen der Südfront eine starke deutsche Gruppierung im Donbass umzingeln.
Während der Schlacht um die Dnjepr-Linie gelang der Armee am 14. Oktober 1943 im Zusammenwirken mit dem 23. Panzerkorps und der 12. Armee die Befreiung von Saporoschje . Südlich von Dnjepropetrowsk wurde der Dnjepr überquert und nach dem Abzug des deutschen XXXX. Panzerkorps auf dem rechten Ufer ein Brückenkopf errichtet. Ab 20. Oktober operierte die 8. Gardearmee im Rahmen der 3. Ukrainischen Front und eröffnete ihre Offensive im November den Angriff auf Kriwoj Rog, dann folgten Stellungskämpfe nördlich des deutschen Brückenkopfes von Nikopol und die Beteiligung an der Beresnegowatoje-Snigirjower Operation (6.–18. März 1944). Am 10. April befreiten die Armeetruppen in Zusammenarbeit mit den Formationen des 5. Stoßarmee, der 6. Armee und der mechanisierten Kavalleriegruppe Plijew die Hafenstadt Odessa und erreichten danach auch die rumänische Grenze an der Dnjestr-Mündung, wo sie in den Stellungskrieg übergingen.
Bis 8. Juli 1944 trat die 8. Gardearmee in die Stavka-Reserve und wurde dann zur 1. Weißrussischen Front (Generaloberst K. K. Rokossowski) in den Raum westlich von Kowel verlegt. Von 18. Juli bis 2. August kämpften die Gardedivisionen der Armee während der Lublin-Brester Operation im Raum Ljuboml, überquerten den westlichen Bug und beteiligten sich an der Befreiung von Lublin (24. Juli). Die Truppen überquerten die Weichsel südlich von Warschau und bildeten Anfang August einen Brückenkopf bei Magnuszew. Ab 8. August begannen deutsche Gegenangriffe durch die Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring und die 19. Panzerdivision. Zur Verstärkung der 8. Gardearmee wurde während der Schlacht um Studzianki auch die polnische 1. Armee herangezogen, deren 2. und 3. Infanteriedivision zwischen 6. und 9. August in den Brückenkopf einrückten.
Nachdem Ende Oktober auch wieder die Truppen der 5. Stoßarmee eingetroffen waren, erfolgte am 12. Januar 1945 in der Weichsel-Oder-Operation die Großoffensive der Roten Armee. Die 8. Gardearmee durchbrach die deutsche Front beiderseits der Pilica und brach dann in Richtung Tomaszów durch. Am 2. Februar gelang es bei Küstrin einen der ersten Brückenköpfe am westlichen Flussufer der Oder zu errichten. Am 22. März gelang es zusammen mit der 5. Stoßarmee diese Festung vollständig abzuschneiden.
Im März 1945 wurde die Truppen im Küstriner Brückenkopf am westlichen Ufer aufgestockt, ab 16. April wurde dann auch die 1. Gardepanzerarmee nachgeschoben, zusammen mit deren Panzerkorps wurde in der Schlacht an der Oder der operative Durchbruch am 19. April erzwungen. Die Gardedivisionen hatten dann noch maßgeblichen Anteil an der Schlacht um Berlin (20. April – 2. Mai 1945). Am Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte die 8. Garde-Armee gemäß der Richtlinie des Obersten Kommandozentrums Nr. 11095 vom 29. Mai 1945 zur Gruppe der sowjetischen Besatzungskräfte in Deutschland.
Nachkriegsperiode
Nach Kriegsende 1945 gehörte die 8. Gardearmee zur Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland und war überwiegend im Süden der DDR stationiert (Bezirke Halle, Leipzig und Erfurt). Sie bezeichnete sich auch hier noch im Beinamen als „Stalingrader Armee“. Sie wurde im Zuge des Abzugs der russischen Streitkräfte aus Deutschland im Juli 1992 aufgelöst.
Nach dem Krieg wurde die Armee der GSSD/WGT unterstellt, wobei das Hauptquartier der Armee in Nohra in der Nähe von Weimar eingerichtet wurde, das hier auch bis zum Abzug 1992 verblieb.
Die 8. Gardearmee hatte ihre Bezeichnung bis zur Umgliederung und Auflösung im Jahr 1992 behalten. Jedoch wurde aus den Einheiten, Truppenteilen und Verbänden das 8. Garde-Armeekorps (auch «Wolgograder Korps») formiert. Im Jahr 2017 wurde unter Verwendung der Bezeichnung 8. Gardearmee erneut ein Großverband aufgestellt.
Im Russisch-Ukrainischen Krieg ist die 8. Gardearmee vorrangig im Südosten der Ukraine eingesetzt (Stand: April 2022).[1] Dem Einsatz fielen sowohl ihr Kommandant, Generalleutnant Andrej Mordwitschew (18. März, Tschornobajiwka), als auch sein Stellvertreter, Generalmajor Wladimir Frolow (Mitte April, vmtl. Donbas), zum Opfer.[2]
Die 8. Gardearmee gehörte bis zum Abzug zur Westgruppe der Truppen (1992 Abzug in den Raum Wolgograd, Umgliederung zum Armeekorps, Neuaufstellung 1993) und hatte folgenden Bestand (Divisionen unvollständig):
↑Russischer General Vladimir Frolov in der Ukraine getötet. In: Der Tagesspiegel Online. 17. April 2022, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 18. April 2022]).