Möglicherweise geht der Äussere Stand auf spätmittelalterliche Freischarenbewegungen zurück. Der Äussere Stand imitierte die bernische Regierung (Innerer Stand) in seiner Verwaltungsstruktur mit sämtlichen Ämtern wie Schultheiss, Seckelmeister, Venner, Räten und fiktiven Landvogteien. Die mindestens 18 Jahre alten Mitglieder konnten sich im Äusseren Stand auf die Verwaltungstätigkeit im eigentlichen Regiment vorbereiten. Im Gegensatz zu dem ab der Mitte des 17. Jahrhunderts sich immer stärker abschliessenden Patriziates stand der Äussere Stand bis zuletzt sämtlichen Burgern offen. 1794 setzte sich der Äussere Stand aus 94 Angehörigen nichtregierender und 59 (von 76) regierender Familien zusammen.[1] Der Äussere Stand veranstaltete in unregelmässigen Abständen militärische Umzüge und Scheingefechte (Schüsselikrieg) auf dem Kirchenfeld, am Nachmittag des Ostermontags fand der jährliche Umzug des Äusseren Standes statt. 1757 führte der Äussere Stand den Rednertag ein. Anlässlich des Rednertags sprachen Mitglieder des Äusseren Stands wie Vincenz Bernhard Tscharner, Johann Rudolf Tschiffeli, Emanuel von Graffenried, Niklaus Anton Kirchberger, Friedrich Rosselet und Karl Ludwig von Haller über historisch-politische Themen.[2]
Auszug aus dem Grünen Buch. Die Polizei-Ordnungen des Äusseren Standes (18. Jh.), Staatsarchiv des Kantons Bern, FA von Graffenried II 42
Burgerrodel des Äussern Standes der Stadt Bern (1786), Staatsarchiv des Kantons Bern, DQ 494
Patent des Äussern Standes der Stadt Bern für Sigmund von Erlach als Herrschaftsherrn nach «Château-Pucelle» (1792), Staatsarchiv des Kantons Bern, FA von Erlach I 760a
Daniel Tscharner: Eine Beschreibung des «Aeusseren Standes» aus dem Jahre 1737. doi:10.5169/seals-243611
Verfassung des hochloblichen Aussern Stands der Stadt Bern. Auf Ostern 1764, Bern, Victor Emanuel Hortin, 1764.
Patriotische Reden, gehalten vor dem hochlöblichen aussern Stande der Stadt Bern, Bern 1773. Digitalisat
Bussen-Ordnung des hochloblichen Aussern Standes. vom 22ten Merz 1793, Bern, Daniel Brunner, 1793.
Literatur
Carl Jakob Durheim: Historische Mittheilungen zur Geschichte der „wohladelichen Flitzbogen-Schützengesellschaft von Bern“, von ihrem Ursprung bis auf gegenwärtige Zeit 1856. In: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1857, S. 79–121 Digitalisat
Hermann von Fischer e.a.: Der Äussere Stand von Bern und sein Rathaus, Bern 1982.
Hermann von Fischer: Fonck a Berne. Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jahrhundert in Bern. 2. Auflage. Stämpfli, Bern 2002.
Dieter Plankl und Daniel Schmutz: Nachträge und Ergänzungen zu den Sechzehnerpfennigen und Medaillen des Inneren und Äusseren Standes von Bern. In: Schweizer Münzblätter, Bern, Nr. 199 (2000), S. 43–50.
Daniel Schmutz: Gold in der Welt der Diplomatie. Geschenke des englischen Gesandten Thomas Coxe auf seiner Mission in der Schweiz (1689–1692). In: Kunst + Architektur in der Schweiz. – Jg. 51 (2000), H. 1, S. 23–32.
Robert L. Wyss: Die Ratsstube des äusseren Standes von Bern, in: Unsere Kunstdenkmäler Nr. 25 (1974), S. 183–195. doi:10.5169/seals-393160
Robert L. Wyss: Handwerkskunst in Gold und Silber. Das Silbergeschirr der bernischen Zünfte, Gesellschaften und burgerlichen Vereinigungen, Bern 1996, S. 245–264.