Die Entwicklung eines batterieelektrischen SUVs von Škoda wurde durch die beiden Škoda Vision E Konzeptfahrzeuge in den Jahren 2017 und 2019 angedeutet. Das Serienfahrzeug nimmt viele Merkmale des von Jozef Kabaň entwickelten Designs dieser Konzeptfahrzeuge mit flach auslaufendem Dach auf, insbesondere die am 31. Januar 2022 vorgestellte Coupé-Variante.[6] Die Karosserieform der bereits 2020 vorgestellten Kombilimousine zeigt im Heckbereich Unterschiede zu den Konzepten.
Der Enyaq ist technisch eng mit dem VW ID.4 verwandt, wird aber nicht im Volkswagenwerk Zwickau, sondern im Škoda-Werk Mladá Boleslav gebaut; ab Mai 2022 komplett mit eigener Produktion der Antriebsbatterie (Batteriegehäuse u. Einbau der von LG Chem und CATL zugelieferten Batteriezellen).[7] Laut Škoda ermöglichen die dortigen Lohnkosten gegenüber dem VW-Modell einen günstigeren Preis.[5] Škoda präsentierte das Serienmodell der Kombilimousine am 1. September 2020 in Prag erstmals der Öffentlichkeit. Die Produktion lief im November 2020 an.[4] Die ersten Auslieferungen erfolgten im April 2021.[8]
Name
Der Name „Enyaq“ wurde im Februar 2020 veröffentlicht; „Enya“ ist ein irischer Mädchenname und bedeutet gälisch „Quelle des Lebens“.[9] Das Q am Schluss ist Bestandteil des Namens aller SUVs der Marke.[10] Das „i“ des Zusatzes „iV“, der bis 2023 Namensbestandteil war[3], steht für die drei Eigenschaften „innovativ, intelligent, inspirierend“ der Buchstabe „V“ steht bei Škoda immer für Vehicle (dt. Fahrzeug).[11]
Technik
Karosserie
Der Enyaq wird in den Karosserieformen Kombilimousine und Coupé jeweils fünfsitzig mit fünf Türen (inkl. Heckklappe) gefertigt. Mit strömungsgünstig geformten Außenspiegeln und Rädern, einem geschlossenen Kühlergrill, einem einstellbaren Kühlrollo und einem glatten Wagenboden hat die Kombilimousine je nach Konfiguration einen Strömungswiderstandskoeffizienten (cw) zwischen 0,255 und 0,280;[12] bei der Coupé-Variante beträgt er zwischen 0,234 und 0,272.[12]
Das Kofferraumvolumen beträgt 585 bis 1.710 Liter.[13]
Sicherheit
Im Frühjahr 2021 wurde das Fahrzeug vom Euro NCAP auf die Fahrzeugsicherheit getestet. Es erhielt fünf von fünf möglichen Sternen.[14]
Antrieb
Alle Varianten werden primär über die an der Hinterachse des Fahrzeugs angeordnete permanentmagneterregteSynchronmaschine APP550 angetrieben. Die beiden leistungsstärksten Varianten 80X und RS sind zusätzlich mit einer Asynchronmaschine an der Vorderachse ausgestattet und haben damit Allradantrieb. Die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs ist elektronisch auf 180 km/h festgelegt.
Antriebsbatterie
Die Antriebsbatterie ist ein Lithium-Ionen-Akkumulator auf Basis von NMC[15]-Pouch-Zellen mit einer Nennspannung von bis zu 408 Volt[16] und ist im Boden eingebaut.[9] Ursprünglich wurden drei verschiedene Kapazitäten angeboten, die jedoch nicht frei wählbar, sondern an die Modellvariante gekoppelt waren. Die Variante Enyaq iV 50 hatte eine Antriebsbatterie mit einem Nennenergieinhalt von 55 kWh, davon 52 kWh nutzbar. Die mittlere Variante Enyaq iV 60 hatte eine Batterie mit einem Nennenergieinhalt von 62 kWh, davon 58 kWh nutzbar. Die im Modelljahr 2025 verbliebene einzige Batteriekonfiguration, die die Allrad-, RS- und Coupe-Versionen umfasst, hat eine Batterie mit einem Nennenergieinhalt von 82 kWh, davon 77 kWh nutzbar; sie ist auf zwölf Module verteilt. Die Garantiezeit der Akkus beträgt acht Jahre oder 160.000 Kilometer. Bei dieser Batterie-Variante können die Module einzeln ersetzt werden.[13]
Die maximale Ladeleistung an CCS-Ladestationen (Gleichstrom) variiert je nach Modelljahr und Variante serienmäßig zwischen 50 kW und 175 kW.
Ab Modelljahr 2022 stieg die serienmäßige DC-Ladeleistung (Gleichstrom) in Verbindung mit der kleinen 52 kWh und mittleren 58 kWh Batterie auf 100 kW (Enyaq iV 50, 60). Alle Modelle mit der großen 77 kWh Batterie (Enyaq iV 80, 80X und RS) erreichten ab Werk standardmäßig eine maximale DC-Ladeleistung von 125 kW.[17]
Ab Fahrzeug Software-Version 3.1 kann nach Registrierung auf der von Skoda bereitgestellten Fahrzeug-Plattform Škoda ConnectPlug & Charge genutzt werden. Mit der Plug & Charge Funktion werden von einigen Ladenetzbetreibern im Fahrzeug hinterlegte Ladestromverträge über die Ladekabelverbindung mit dem Fahrzeug automatisch erkannt und zur Autorisierung und Abrechnung des Ladens genutzt. Das Freischalten des Ladepunktes per Ladekarte oder über eine spezielle Smartphone-App entfällt damit.
Bremsanlage
Alle Enyaq-Versionen haben serienmäßig an der Vorderachse innenbelüftete Scheibenbremsen und an der Hinterachse Trommelbremsen.[12] Die Trommelbremsen sollen das bei Elektroautos häufig beobachtete frühzeitige Rosten hinterer Bremsscheiben verhindern, da insbesondere die Hinterradbremsen im normalen Fahrbetrieb bedingt durch das Bremsen durch Rekuperation wenig gebraucht werden. Alle Teile einer Trommelbremse werden von der umschließenden Trommel vor Umwelteinflüssen (Wasser, Schmutz usw.) geschützt und korrodieren deshalb deutlich langsamer.[18]
Fahrwerk
Vorn hat der Wagen MacPherson-Federbeine,[16] hinten ist eine Mehrlenkerachse eingebaut.[16] Die Heckantriebsvariante erlaubt wegen des vorne nicht vorhandenen Motors einen Wendekreis von nur 10,2 Metern, was in der Größenordnung deutlich kleinerer Verbrenner-Autos wie dem Škoda Fabia liegt. Vom linken zum rechten Anschlag müssen hierzu 2,8 Umdrehungen gedreht werden.[19] Die Basismodelle werden mit einer Zahnstangensteuerung direkt gelenkt, bei den RS-Modellen kommt eine Lenkung mit variabler Übersetzung zum Einsatz.[12] Über eine Fahrprofilauswahl hat man die Wahl zwischen zwei Lenkkraftstärken für die elektromechanische Servolenkung.[5][19][12] Der Fahrmodus Sport beeinflusst auch das Ansprechverhalten der Lenkung.[20]
In der Sportline-Ausstattung liegt die Karosserie 1,5 cm tiefer.[21]
Auf Wunsch gibt es eine adaptive Fahrwerksregelung DCC, die permanent die Fahrsituation bewertet und entsprechend Dämpfung und Lenkung anpasst.[9]
Software
Škoda setzt wie VW bei den ID-Fahrzeugen im Enyaq erstmalig die Basisvariante 1.1 der E3-Architektur des zukünftigen vw.os ein. Im 4. Quartal 2022 wurde die Version 3.1 bereitgestellt. Fahrzeuge mit der Software-Version 3.x werden einheitlich Updates auf die Version 3.7 erhalten.[22] Die aktuell ausgelieferte Version (November 2024) lautet 5.2. Fahrzeuge ab Version 4.x sollen Anfang 2025 auf die dann aktuelle 5.x aktualisiert werden.[23]
Der Enyaq hat eine fest installierte eSIM-Karte, ist onlinefähig und stellt seine Internetverbindung per Hot Spot für mobile Geräte der Insassen zur Verfügung. Mit der für Smartphones frei erhältlichen MyŠkoda-App kann man ständig eine Remote-Verbindung zum Wagen herstellen, den Fahrzeugstatus prüfen und bestimmte Vorgänge (z. B. Ladung der Antriebsbatterie, Klimatisierung) steuern.[12]
Bedienung
Das Armaturenbrett des Enyaq besteht aus einem 5,3-Zoll-Display hinter dem Lenkrad, das alle wichtigen Informationen für den Fahrer (vom Tacho über Akkustand bis hin zu Navigationshinweisen) bereithält. Alle klassischen Bedienelemente – auch jene im Lenkrad – werden über haptische Tasten bzw. Schalter gesteuert. Die vom Infotainment bereitgestellten Funktionen (z. B. Klimaanlage, Musikwiedergabe, Navigation) werden über ein 13-Zoll-Touch-Display bedient, das sich in der Mitte des Cockpits befindet. Optional wird ein Head-up-Display angeboten.[20]
Zusätzlich lassen sich eine Reihe von Funktionen auch über Sprachsteuerung bedienen. Der Enyaq hört dabei auf das Aktivierungswort „Okay, Laura“.[20]
Eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik gehört zur Serienausstattung.[21] In den höheren Ausstattungsversionen sind Sitzbezüge aus Schurwolle und Fasern aus recyceltem PET aus Getränkeflaschen oder aus mit Olivenblattextrakt gegerbtem Leder lieferbar.[5][29] Als erstes Škoda-Modell ist beim Enyaq ein Head-up-Display mit erweiterter Realität (Augmented Reality) erhältlich.[4] Darüber hinaus hat auch dieses Fahrzeug einen Regenschirm in der Fahrertür, einen Eiskratzer und ein Schwämmchen zur Reinigung des Ladekabels.[13]
Anstatt einer elektrischen Widerstandsheizung ist gegen Aufpreis eine Wärmepumpe erhältlich.[5]
Optional ist ein schlüsselloses Zugangssystem – im VW-Konzern KESSY genannt – erhältlich. Eine weitere Sonderausstattung ist das „Crystal Face“, eine Frontbeleuchtung des Kühlergrills mit 130 LEDs.[31][21]
Absatzzahlen
Produktion
Im ersten Produktionsjahr 2020 wurden 939 Škoda Enyaq iV produziert.[32] Im Jahr 2021 waren es 49.811 Fahrzeuge,[33] im Jahr 2022 waren es 57.213 Fahrzeuge der als Kombilimousine und Coupé erhältlichen Enyaq iV Baureihe.[34]
Weiterhin konnte im Jahr 2023 der Absatz auf 86.732 Fahrzeuge gesteigert werden.[35]
Seit dem Marktstart 2021 bis einschließlich Dezember 2023 wurden in Deutschland insgesamt 48.708 Škoda Enyaq neu zugelassen. Mit 23.498 Fahrzeugen war 2023 das bis dahin erfolgreichste Verkaufsjahr; er belegte unter den Elektroautos den dritten Platz der Zulassungsstatistik.[36] Im September 2024 führte der Enyaq erstmals die Zulassungsstatikstik der Elektroautos in Deutschland an. Mit 3406 zugelassenen Fahrzeugen erzielte er im BEV-Segment einen Anteil von 9,9 %.[37] Diesen Platz hält er seither (im November 2024 3066 Zulassungen).[38]
↑ abcdeMichael Specht: Platz da: der Elektro-SUV Enyaq iV 80 von Skoda im Test. In: Der Spiegel. 14. April 2021, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. März 2023]).
↑ abGeschäftsbericht 2020. (PDF) In: volkswagenag.com. 16. März 2021, abgerufen am 17. März 2021.
↑ abGeschäftsbericht 2021. (PDF) In: volkswagenag.com. 15. März 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2022; abgerufen am 16. März 2022.
↑ abGeschäftsbericht 2022. In: geschaeftsbericht2022.volkswagenag.com. 15. September 2023, abgerufen am 2. Juli 2024.
↑ abGeschäftsbericht 2023. (PDF) In: volkswagen-group.com. 13. März 2024, abgerufen am 2. Juli 2024.