Er erwies sich als wortmächtiger Prediger und wurde 1867 eingeladen, Fastenpredigten in Avignon zu halten. Hierfür wurde er zum Ehrenkanoniker ernannt. Der Bischof von Constantine in Algerien, Félix-Joseph-François-Barthélemy de Las Cases, erwählte ihn zu seinem Konzilstheologen beim Ersten Vatikanischen Konzil. Im Jahr 1875 wurde er stellvertretender Direktor der Dominikanerschule in der Abtei Sorèze und kurz darauf Leiter der neugegründeten Schule St. Francis de Sales in Castelnaudary. Dies blieb er bis 1887 und widmete sich dann ausschließlich dem Studium des Neuen Testaments. 1888 unternahm er eine erste Reise in den Nahen Osten, der mehrere weitere folgten. Im Jahr 1897 wurde er zum Kanoniker der Kathedrale von Carcassonne erwählt. Le Camus galt als Bibelwissenschaftler mit liberaler Tendenz.
Unmittelbar nach seiner Bischofsweihe begann Le Camus damit, die Ausbildung in biblischer Exegese am Priesterseminar von La Rochelle grundlegend zu reformieren. Doch sehr bald bereitete ihm die laizistische Gesetzgebung Frankreichs, insbesondere das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat von 1905, große Mühen. Er sprach sich offen für diese Regelung aus, was für einen Bischof zu jener Zeit als unerhört angesehen wurde.
Émile Le Camus starb unerwartet im September 1906.
Veröffentlichungen (Auswahl)
La Vie de Notre Seigneur Jésus-Christ. 3 Bände. 6. Auflage 1901 (übersetzt ins Englische, Deutsche, und Italienische).
Voyages aux Sept Eglises de l’Apocalypse.
Notre Voyage aux Pays Bibliques. 3 Bände. 1889–1890.
L’Œuvre des Apôtres. 3 Bände. 1905
Les Enfants de Nazareth.
Vraie et Fausse Exégese.
Lettre sur la Formation Ecclésiastique des Séminaristes.
Lettre réglant la réorganization des études ecclésiastiques.
Mémoire addressé â MM. les députés membres de la Commission des Congrégations. In: Bulletin Trimestriel des Anciens Eleves de St-Sulpice Nr. XLIII, 15. November 1906, S. 450–454.