Zoo Krefeld

Zoo Krefeld
Ort Uerdinger Str. 377
47800 Krefeld
Fläche 14 Hektar
Eröffnung 22. Mai 1938
Tierarten 159 (1. Jan. 2018)
Individuen 1009 (ohne Wirbellose) (1. Jan. 2018)
Besucherzahlen 318.430 Tagesbesucher,
17.650 Jahreskarten (2018)[1]
Organisation
Leitung Stefanie Markowski (Geschäftsführerin und Zoodirektorin)
Trägerschaft Zoo Krefeld gGmbH (Stadt Krefeld und Zoofreunde Krefeld e. V.)
Förderorganisationen Zoofreunde Krefeld e. V.
Mitglied bei EAZA, WAZA, VdZ[2]

Eingangsbereich des Krefelder Zoos

zookrefeld.de
Positionskarte
Zoo Krefeld (Nordrhein-Westfalen)
Zoo Krefeld (Nordrhein-Westfalen)

Koordinaten: 51° 20′ 28″ N, 6° 36′ 3″ O

Der Zoo Krefeld befindet sich im Krefelder Stadtteil Bockum. Der Zoologische Garten beherbergt auf einer Fläche von 14 Hektar ca. 1000 Tiere aus rund 170 verschiedenen Arten. Der überwiegend in kommunalem Eigentum befindliche Zoo legt seinen Schwerpunkt auf die Haltung von Menschenaffen, Großkatzen, afrikanischen Savannenbewohnern und tropischen Vögeln. 2017 besuchten ihn rund 350.000 Menschen.

Geschichte

Gründungszeit

Der Krefelder Zoo wurde am 22. Mai 1938 als Lehrstätte für die Jugend auf dem Gelände des Grotenburgparks eröffnet. Erster Zoodirektor wurde der damalige Erziehungsdirektor und Leiter des ehemaligen Naturkundlichen Museums, Heinrich Janßen. Damals umfasste das Tierparkgelände die Hälfte des Parks und es lebten um die 100 überwiegend einheimische Tierarten in 40 Gehegen.

Entwicklung im 20. Jahrhundert

Während des Zweiten Weltkriegs kam es von 1940 bis 1945 zu Luftangriffen auf Krefeld,[3] bei denen auch Teile des Zoos getroffen wurden. Hierbei kamen zwei Dachse und eine Hirschkuh um, die restlichen Tiere konnten durch die beschädigten Zäune flüchten. Die Wölfe mussten aufgrund dessen getötet werden. In den 1950er Jahren wurde das Grotenburgschlösschen im Park zu einem Café und Restaurant für die Tierparkbesucher umgebaut. 1959 übernahm Walter Encke die Leitung des Tierparks. Anliegen Enckes war es, sich besonders um solche Tiere zu kümmern, von denen wenig bekannt war, sowie durch Nachzuchten besonders das Aussterben südamerikanischer Tierarten zu verhindern. Ab 1963 entstanden Freigehege für Paviane, Pinguine und Seehunde sowie ein Haus für Löwen. 1971 wurde der „Tierpark“ in „Zoo“ umbenannt. In dieser Zeit wurden dort die ersten Elefanten, Nashörner und Orang-Utans gehalten.

Seit der Umwandlung in eine gGmbH

Am 1. Juli 2005 wurde der Zoo Krefeld in eine gemeinnützige GmbH gewandelt. Die Stadt Krefeld hält 74,9 % Gesellschaftsanteile, der Förderverein Zoofreunde Krefeld e. V. die restlichen 25,1 %.[4] Anfang 2018 hat der Zoo 65 Mitarbeiter. Hinzu kommen 21 Ehrenamtliche, die sich im Freiwilligenteam engagieren.[5]

Im Jahr 2012 wurden eine neue Anlage für Gorillas, 2014 eine für Pinguine und 2017 eine für Erdmännchen eröffnet; seit 2014 verfügt der Zoo über eine eigene Tierarztpraxis.[6]

Am 1. Januar 2020 kam es im Affenhaus zu einem Großbrand, bei dem viele Tiere starben.

Direktoren

  • 1938–1951: Heinrich Janßen
  • 1951–1959: Günter Voss
  • 1959–1996: Walter Encke
  • 1996–2003: Paul Vogt
  • 2003–2023: Wolfgang Dreßen
  • seit 2023: Stefanie Markowski

Schwerpunkte

Der Schwerpunkt des Krefelder Zoos liegt in der Haltung von Menschenaffen, Großkatzen, afrikanischen Savannenbewohnern und tropischen Vogelarten. Für subtropische und tropische Arten stehen dem Zoo drei Warmhäuser zur Verfügung, das Affentropenhaus (seit 1975, abgebrannt 2020) mit Flachlandgorillas, Schimpansen und Orang-Utans, die Vogeltropenhalle (seit 1989) und das 1100 m² große Regenwaldhaus (seit 1998). Dementsprechend liegt ein weiterer Schwerpunkt des Zoos bei der südamerikanischen Tierwelt, aber auch der dortigen Pflanzenwelt. Im Regenwaldhaus findet sich ein südamerikanischer Regenwald mit über 400 verschiedenen Pflanzenarten. Dort leben Zweifinger-Faultiere, Weißgesicht-Sakis, Blumenfledermäuse, Basilisken, Leguane und zahlreiche tropische Schmetterlingsarten, von denen inzwischen viele in einem eigenen Schmetterlingshaus gehalten werden.

Tiere im Zoo (Galerie)

Lebensräume

Affentropenhaus

1975–2019

Das Gehege der Schimpansen im Krefelder Affentropenhaus (2010)

Das Affentropenhaus wurde im Jahr 1975 als weltweit erstes dieser Art eröffnet.[7] Die Grundfläche des Baus im Gewächshausstil lag bei 2000 Quadratmetern. Finanziert wurde er durch die Walter-Gehlen-Stiftung und die Zoofreunde Krefeld. Im Affentropenhaus waren Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas, Krallenaffen, Epaulettenflughunde und Vögel zuhause. Durch eine Temperatur von 20 bis 26 °C wurde ein tropisches, feucht-warmes Klima gewährleistet. Jeweils hinter einem Trockengraben lebten die verschiedenen Affengruppen.

Brand in der Silvesternacht 2019/20

In der Nacht auf Neujahr 2020 brannte das Affentropenhaus vollständig nieder. Mehr als 50 Tiere starben, darunter fünf Borneo-Orang-Utans, ein Schimpanse, zwei Flachlandgorillas (Boma und Massa),[8] drei Goldene Löwenäffchen, zwei Silberäffchen und sechs Zwergseidenäffchen sowie einige Vögel und Flughunde; nur zwei Schimpansen (Bally und Limbo) überlebten.[9] Zwei Wochen nach dem Brand wurde in einem Bericht des Innenministeriums bekanntgegeben, dass drei dieser Tiere erst am Morgen, gegen acht Uhr, nach dem Brand getötet wurden. Zwei Orang-Utans wurden eingeschläfert. Das Gorilla-Männchen Massa, bei dem das von der Tierärztin verabreichte Narkotikum aufgrund der Schwere der Brandverletzungen mit großflächigen Hautschäden nicht seine volle Wirkung entfaltete, wurde von einem Polizisten erschossen.[10][11] Der entstandene Sachschaden liegt „im zweistelligen Millionenbereich“.[12]

Das Feuer wurde kurz nach Mitternacht gemeldet und konnte nach Stunden von der Feuerwehr gelöscht werden. Die Zooleitung gab am Neujahrstag auf einer Pressekonferenz bekannt, dass das Feuer vermutlich durch Himmelslaternen ausgelöst wurde. Das Aufsteigenlassen von Himmelslaternen ist in Nordrhein-Westfalen seit 2009 verboten.[13] Nach Polizeiangaben wurden drei solcher Himmelslaternen am Brandort sichergestellt.[14][15] Die wahrscheinlichen Verursacher des Brandes, eine Mutter und ihre beiden erwachsenen Töchter, meldeten sich bei der Polizei. Sie hatten fünf Himmelslaternen aufsteigen lassen.[16] Das Amtsgericht Krefeld verhängte gegen die drei Frauen wegen fahrlässiger Brandstiftung Strafbefehle mit je 180 Tagessätzen Geldstrafe, gegen die diese zunächst Einspruch einlegten,[17] später jedoch akzeptierten.[18]

Im Anschluss an das Unglück gab es zahlreiche Hilfs- und Spendenaktionen aus der Bevölkerung,[19] darunter ein Benefiz-Event, das von Johannes Floehr und Jean-Philippe Kindler in der Kulturfabrik organisiert wurde und bei dem unter anderem Torsten Sträter auftrat.[20] Auch ein Fußball-Spendenturnier, bei dem sich der KFC Uerdingen 05, die Krefeld Pinguine, die HSG Krefeld sowie der Crefelder HTC beteiligten, wurde ausgerichtet.[21]

Planung Artenschutzzentrum „Affenpark“

Bereits kurz nach dem Brand kündigte der Zoo an, auch weiterhin Menschenaffen halten zu wollen. Am 12. Juni 2020 wurden erste konkrete Pläne für das Großprojekt „Affenpark“ vorgelegt.[22]

Der Zoo soll um mehr als 4000 Quadratmeter erweitert werden. Von der Gesamtfläche sollen dann zwei Hektar den Affenpark bilden, wofür einige andere Tierarten abgegeben werden müssen. Die bereits existierende Gorillaanlage soll einbezogen werden, wird jedoch erweitert und um eine zweite Anlage sowie ein zweites Haus ergänzt werden. Die Schimpansen sollen zwei große Außenanlagen und ein Innengehege bekommen, die Borneo-Orang-Utans sollen hingegen vier, dafür kleinere, Außenanlagen bekommen. Insgesamt sollen zwischen 30 und 40 Menschenaffen im Affenpark leben. Auch sollen ein Haus und eine Außenanlage für Lemuren entstehen sowie ein Haus für weitere kleine Affen, ein Tropenhaus mit Vögeln und eine Anlage für Aldabra-Riesenschildkröten, bestehend aus einem Außen- und Innenbereich. Im vorderen Bereich sollen ein Informationscenter mit Shop und eine Picknickmöglichkeit mit Spielplatz entstehen.[23]

Das Projekt soll in mehreren Etappen umgesetzt werden, wobei die Erweiterung der Gorillaanlage den Anfang machen wird. Die gesamte Umsetzung wird sich mehrere Jahre hinziehen. Die Gesamtkosten für das Projekt sind noch unklar. Mit Blick auf Neubauprojekte der letzten Jahre z. B. im Zoo Rostock oder in der Wilhelma in Stuttgart wird von mindestens 20 Millionen Euro ausgegangen. Durch Spenden von Privatleuten und eine Benefizveranstaltung kamen bereits über 2,5 Millionen Euro an Spenden zusammen, auch mit öffentlichen Geldern ist zu rechnen, da das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt geplant wurde und sich der Stadtrat mit großer Mehrheit für die Umsetzung aussprach. Kritik an dem Projekt kam von der Linksfraktion. Ihrer Ansicht nach sind der Brand und die Frage nach einer Verantwortung des Zoos noch nicht gut genug geklärt. Die Diskussion über einen Neubau komme daher zu früh.[22]

Gorillagarten

Im 2012 eröffneten Gorillagarten kann man die Menschenaffen in einem Freigehege in Aktion beobachten. Das Gehege hat eine rund 1.200 m² umfassende Außenanlage mit einem angrenzenden 360 m² großen Gorillahaus. Bisher kamen folgende männliche Jungtiere dort zur Welt: Tambo (* 2. Juni 2013, Kidogo x Muna, umgezogen 2020 nach Thoiry), Pepe (* 6. Mai 2015, Kidogo x Miliki), Bobóto (* 31. Dezember 2018, Kidogo x Miliki) und Santu (* 14. Juli 2021, Kidogo x Muna).

Der damals neue Silberrücken Kidogo brachte den Zoo 2012 weltweit in die Schlagzeilen, als er auf einem im Gorillagarten gespannten Seil zwischen zwei Bäumen entlang balancierte. Der Gorilla wiederholte diesen „Seiltanz“ anschließend noch einige Male.[24]

Im Rahmen des Projektes „Artenschutzzentrum Affenpark“ wird das bestehende Außengehege vergrößert und durch zwei Häuser und eine weitere Außenanlage ergänzt.[23]

Pelikanlagune

Pelikanlagune im Krefelder Zoo (2020)

Im Juli 2020 wurde nach zweijähriger Bauzeit die Pelikanlagune eröffnet. In dem Gehege, das insgesamt eine Größe von 3000 Quadratmetern hat, wovon die Teichanlage 450 Quadratmeter, das Stallgebäude 70 Quadratmeter und die Pflanzenkläranlage 150 Quadratmeter in Anspruch nehmen, leben zurzeit 12 Rosapelikane. Das Gebäude ist so konstruiert, dass die Pelikane es nur schwimmend über den Teich erreichen können. Dadurch wird insbesondere die Futterkonkurrenz durch die im Zoo lebenden Graureiher unterbunden, die den Pelikanen zunehmend ihr Fischfutter streitig machten.[25]

Regenwaldhaus

Das begehbare Regenwaldhaus (2010)

Das Krefelder Regenwaldhaus mit einer Dachkonstruktion aus Plexiglas und Holz wurde 1998[26] als drittes Tropenhaus des Krefelder Zoos eröffnet. Sein Bau wurde aus dem Nachlass des Krefelder Unternehmers Walter Gehlen finanziert.[26] In ihm leben Blattschneiderameisen, Blumen-Fledermäuse, Tamanduas, Leguane und Stirnlappenbasilisken, sowie Schildkröten und verschiedene Fischarten.

Weißkopfsakis und Zweifingerfaultiere bewegen sich frei durch die 1.100 m²[26] große Halle. Gefährlichere Tiere wie die Keilkopf-Glattstirnkaimane, Vogelspinnen, Pfeilgiftfrösche und eine Grüne Anakonda sind hingegen gesichert untergebracht.

Südamerikahaus

In dem wie ein Farmhaus gebauten Südamerikahaus leben drei Vertreter der großen Pflanzenfresser Südamerikas: Flachlandtapire, Wasserschweine und Guanakos. Sie teilen sich die Anlage mit dem größten Vogel des Kontinents, dem Nandu.

Pinguinpool

Pinguinpool (2014)

Das 2014 eröffnete, 800 Quadratmeter große Gehege für Humboldt-Pinguine, Inkaseeschwalben, Zimtenten und Rotschulterenten befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Regenwaldhaus und beherbergt eine Pinguinkolonie von zehn Brutpaaren. Das Terrain für die Pinguine teilt sich in zwei Drittel Landfläche und ein Drittel Wasserfläche auf. Vorbild für die Gestaltung des neuen Geheges, insbesondere der Kunstfelswand, war der natürliche Lebensraum der Pinguine: die Küstenregionen von Nordchile und Peru am kalten Humboldtstrom. Die gesamte Anlage wurde mit einer Netzkonstruktion überspannt, so dass neben Humboldt-Pinguinen auch Inkaseeschwalben, Zimt- und Rotschulterenten gehalten werden können. Humboldt-Pinguine sind zwar mit zwei Gefiederschichten ausgestattet, aber für besonders frostige Winter steht den Bewohnern der Anlage ein kleines Warmhaus zur Verfügung. Besucher können die Tiere direkt in der begehbaren Anlage auch unter Wasser beobachten.[27]

Afrikawiese (2010)

Afrikasavanne

Die Afrikasavanne im Krefelder Zoo ist 1 Hektar groß und stellt einen Ausschnitt einer Savannenlandschaft dar. In der offenen Landschaft leben große Kudus, Impalas und Strauße. Der Weg zur Afrikawiese führte über mehrere Bauabschnitte. Anfang 2014 erfolgte die Fertigstellung einer Stallanlage für die Antilopen und Strauße.

Großtierhaus

Das Großtierhaus wurde 1977 errichtet. Es beherbergt zwei Asiatische Elefanten, ein Zwergflusspferd und eine Spitzmaulnashorn-Familie. Der Zoo Krefeld ist einer von fünf Zoos in Deutschland, die Nachzuchterfolge bei dieser afrikanischen Tierart erzielen können.[28]

2010 wurde umgebaut und die Elefantenhaltung von der Kettenhaltung auf die Boxenhaltung umgestellt. Grundlage dafür waren neue Erkenntnisse zum Sozialverhalten der Tiere und veränderte Haltungsvorschriften. Seitdem können die beiden Elefantenkühe Rhena und Mumptas Mahal die Nachtstunden verbringen, ohne angekettet zu sein.[29]

Das Vogeltropenhaus (2010)

Nashornanlage

Im April 2015 begannen die Bauarbeiten an der neuen Nashornanlage, die direkt an die große Afrikawiese angrenzt.[30] Die Bauarbeiten wurden im Frühjahr 2016 abgeschlossen.[31]

Schmetterlingsdschungel

2010 wurde der Schmetterlingsdschungel im Zoo Krefeld eröffnet. Bis zu 200 Schmetterlinge leben dort in tropischer Vegetation. Dazu gehören unter anderem der Blaue Morphofalter oder der „Giftmischer“ Passionsblumenfalter. An den Raupenkästen des Schmetterlingsdschungels lässt sich der Schlupf der Falter mitverfolgen. Dort kann der gesamte Lebenszyklus eines Schmetterlings vom Ei über Raupe und Puppe bis zum erwachsenen Falter beobachtet werden.[32]

Vogelhaus

Vögel aus drei Kontinenten leben im Krefelder Vogelhaus in tropisch-feuchtem Klima. Die Themen der Voliere sind „Süd-Ost-Asien“, „Südamerika“, „Madagaskar“, und „Afrika“.[33] In der Vogeltropenhalle sind zudem freilebende Vögel zu finden.

Erdmännchenlodge

Erdmännchenlodge des Krefelder Zoos (2017)

Die Erdmännchenlodge wurde 2017 eröffnet. In Anlehnung an typisch afrikanische Lehmhütten entstanden zwei miteinander verbundene Rundbauten, die die Erdmännchenanlage und eine Aussichtsterrasse mit Getränkeausschank beherbergen. Zuchtmann Toni verschwand am 2. Juni 2018 spurlos; aus dem Zoo Münster trat das dreijähriges Männchen Kimya seine Nachfolge an. Ende November 2018 brachte die erst im März 2018 in Krefeld geborene Amari zwei Jungtiere auf die Welt. Zurzeit leben insgesamt 13 Tiere in der Anlage.

Artenschutz, Erhaltungszucht und Forschung

Der Zoo Krefeld setzt sich auf verschiedenen Ebenen für den Natur- und Artenschutz ein. Seit 1963 ist er Mitglied der WAZA (Welt-Zoo-Organisation), seit 1988 in der EAZA (Europäische Vereinigung der Zoos und Aquarien)[34] und seit 2001 in der von deutschen Zoos gegründeten Stiftung Artenschutz.

Erhaltungszucht

Durch das Führen von Zuchtbüchern, in welchen der Stammbaum einer Tierart aufgelistet wird, und mit Hilfe von speziellen Zuchtprogrammen werden im Krefelder Zoo ideale Zuchtpaare zusammengestellt. Auf diese Weise hilft der Zoo dabei, eine gesunde Population gefährdeter Tierarten zu erhalten und zu züchten (ex-situ-conservation).

Der Zoo Krefeld nimmt derzeit an 49 Zuchtprogrammen teil. Diese teilen sich auf in acht internationale Erhaltungszuchtprogramme (ISB), u. a. Sumatra-Tiger, Spitzmaulnashorn und Gepard, 24 europäische Erhaltungszuchtprogramme (EEP), u. a. Schneeleopard und Schimpanse, und in 17 europäische Zuchtbücher (ESB); u. a. Löffelhund und Blauducker. Bei allen Erhaltungszucht-Unternehmungen richtet sich der Zoo Krefeld nach den Empfehlungen der jeweiligen Zoobuchführer. Für die Europäischen Fischotter, Goodfellow-Baumkängurus und Tamanduas (Kleine Ameisenbären) führt der Zoo Krefeld das Zuchtbuch.[35]

1998 gelang dem Krefelder Zoo die Welterstzucht von Krokodilwächtern aus Afrika – ein Brutspezialist: In der Natur legen die Vögel ihre Eier in sonnenbeschienene Sandflächen, wo sie ohne elterlichen Einsatz ausgebrütet werden. Durch die Ergebnisse von Freilandstudien angeregt, ließ Wolfgang Dreßen Fußbodenheizungen sowie Wärme- und Lichtstrahler anbringen – mit entsprechendem Erfolg.[36]

2002 tötete das von Einbrechern freigelassene Gepardenweibchen „Catherine“ seinem Jagdinstinkt folgend zehn Graue Riesenkängurus und zerstörte damit die entsprechende Zuchtgruppe des Zoos.[37] Bekannt wurde dabei das Kängurubaby mit dem Namen „Lismore“, das die Attacke im Beutel seiner dabei getöteten Mutter überlebte.[38] Es wurde daraufhin von einer Pflegerin des Zoos rund um die Uhr versorgt und gepflegt.

2006 wurde mit Davu das erste Spitzmaulnashorn in einem nordrhein-westfälischen Zoo geboren.[39] Es folgten vier weitere Jungtiere in den Jahren 2008, 2010, 2013 und 2016.[40]

Einsatz von Wanzen zur Blutabnahme

Nach guten Erfahrungen im Zoo Wuppertal werden auch im Zoo Krefeld südamerikanische Raubwanzen eingesetzt, um Zootieren Blut abzunehmen, da den meisten Tieren nur unter Narkose gefahrlos Blut abgenommen werden kann. Wie beim Menschen geben aber die Blutwerte auch bei Tieren wichtige Hinweise auf Krankheiten. Somit ist eine Blutgewinnung bei Störungen des Allgemeinbefindens manchmal unerlässlich. Der Wuppertaler Zoo hat daher dem Zoo Krefeld zehn dieser Raubwanzen zur Verfügung gestellt. Dort wurden dann dem Nashornbullen Usoni und weiteren Tieren, denen unter Normalbedingungen nur schwer Blut abgenommen werden kann, die etwa 7 Zentimeter großen Wanzen an dünnen Hautstellen aufgesetzt. Nach etwa fünf Minuten haben sich diese vollgesaugt und fallen ab. Aus ihrem Körper kann nun das Blut gewonnen und in ein Labor zur Untersuchung eingeschickt werden. Die Wanzen aus Wuppertal wurden unter sterilen Bedingungen für den Zweck der Blutentnahme gezüchtet – eine Übertragung von Krankheiten ist daher nicht zu befürchten.[41]

BNE-Zertifizierung

Seit dem Sommer 2020 ist der Krefelder Zoo BNE zertifiziert und hat den Status eines BNE-Regionalzentrums. Im Zoo können Kinder und Jugendliche im Forscherlabor und in den Bildungsprogrammen des neuen BNE-Regionalzentrums im Forscherhaus den Zusammenhang zwischen lokalem Umwelt- und Naturschutz und dem weltweiten Einsatz für die Artenvielfalt entdecken. Aktuelle Probleme wie Klimawandel und die Plastikproblematik werden aus ökologischer, sozialer, ökonomischer und kultureller Sicht beleuchtet.

Außenstation

Vom eigentlichen Zoo abgetrennt gibt es eine zusätzliche Außenstation. Ein ausgebauter alter Gutshof, der Hausenhof hinter dem Greiffenhorstschlösschen, dient als Quarantäne- und Zuchtstation. Außerdem wird die Station zur Unterbringung für Nachwuchstiere genutzt, die von ihren Eltern nicht mehr im Gehege geduldet werden und nun auf ihren Umzug in einen anderen Zoo warten.

Nachhaltige Wasserwirtschaft

Im Zoo Krefeld wird seit 2010 ein nachhaltiger Umgang mit Wasser betrieben. Dazu wurde das Projekt „Nachhaltige Wasserwirtschaft im Zoo“ entwickelt. Hauptziele des Projekts sind Wassereinsparung und Umwelterziehung von Schulklassen.

Im Rahmen des Projektes entstanden auf dem Zoogelände zwei Pflanzenkläranlagen und ein neuer Grundwasserbrunnen. Durch den Einsatz der Pflanzenkläranlage ist eine Beckenreinigung für die Seelöwen und den Pinguinpool statt einmal wöchentlich nur noch jedes halbe Jahr nötig, wodurch seit Beginn des Projektes bis heute (März 2015) über 500.000 Kubikmeter Wasser gespart werden konnten. Die im Frühjahr verstärkte Algenbildung – ein natürlicher Prozess – wird nicht durch Chemikalien beseitigt, sondern durch Sporttaucher, die übermäßigen Algenwuchs aus den beiden Becken entfernen.

2014 wurde der pädagogische Teil des Wasserprojektes ins Leben gerufen: Im Zoo können Schulklassen aller Schulformen verschiedene lehrplanrelevante Aspekte zu den Themen „Wasser“, „Nahrungskette“, „Meeresverschmutzung“ oder „Wasserkreislauf im Regenwald“ erarbeiten, wobei die Pflanzenkläranlagen in den Unterricht mit einbezogen werden. Die Schüler analysieren Wasserproben in einem eigenen Labor und vollziehen die Reinigungsleistung praktisch nach.[42]

Prominente Tiere

Ein männliches Eigentliches Zweifingerfaultier (Choloepus didactylus) namens Jan starb im August 2024 im Alter von 54 Jahren.[43] Am 1. Mai 1970 war Jan, der in Südamerika in freier Wildbahn geboren ist, auf ein Alter von etwa sechs Monaten geschätzt worden. Der Zoo hat den 30. April zu seinem Geburtstag ernannt. In freier Wildbahn beträgt die typische Lebenserwartung für Zweifingerfaultiere etwa 20 Jahre, in Gefangenschaft erhöht sie sich um etwa 10 Jahre. Jan wurde zunächst vom Tierpark Hagenbeck in Hamburg gekauft, wo er am 9. Dezember 1970 ankam und etwas mehr als 15 Jahre lebte, bevor er 1986 in den Krefelder Zoo überführt wurde, wo er seither lebte. Trotz seines Alters spielte Jan immer noch eine Rolle in der Faultierzucht des Zoos, er wurde 2019 zum 18. Mal Vater.

Jan teilte sich sein Gehege in der Regenwaldhalle des Zoos mit einem anderen hochaltrigen Faultier namens Lulu, einem Hoffmann-Zweifingerfaultier (C. hoffmanni), das als das älteste lebende Faultierweibchen gilt, das derzeit in Gefangenschaft lebt. Als sie am 15. April 1974 aus dem Lincoln Park Zoo in Chicago im Zoo Krefeld eintraf, wurde Lulus Geburtsjahr auf 1973 geschätzt, womit sie mittlerweile über 50 Jahre alt wäre.[44]

Projekt affenBRUT

In Kooperation mit einer Kunstvermittlungsagentur startete der Zoo im Oktober 2007 das Fundraising-Projekt affenBRUT. Verkauft werden von zwei Orang-Utan-Weibchen und einem Männchen namens Barito gemalte Bilder. Die Erlöse der „Affenkunst“ fließen größtenteils in die Tierbeschäftigung. Barito ist Mitte 2014 in den Zoo de la Palmyre nach Frankreich gezogen.[45]

Malerei des Orang-Utan-Weibchens Sita. Wachsmalstifte auf Papier
Malerei des Orang-Utan-Weibchens Sandra. Fingerfarben auf Pappe
Commons: Krefelder Zoo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Zoo in Zahlen. Zoo Krefeld, 2. Januar 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2019; abgerufen am 22. Januar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zookrefeld.de
  2. Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum. (PDF) 2006, archiviert vom Original am 24. Oktober 2013; abgerufen am 26. Juli 2014.
  3. Bombennacht: Vor 65 Jahren brannte Krefeld. In: wz-newsline.de, 20. Juni 2008.
  4. Zoo in Zahlen. (Memento des Originals vom 2. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zookrefeld.de Zoo Krefeld, abgerufen am 2. Januar 2019.
  5. Ehrenamt. Zoo Krefeld, 2. Januar 2019, abgerufen am 2. Januar 2019.
  6. Zoo eröffnet erste eigene Tierarztpraxis. In: rp-online.de. 22. Mai 2014, abgerufen am 26. Juli 2014.
  7. Er spielte mit Tieren: Affenhaus-Feuer trifft Nürnbergs Zoo-Chef persönlich. In: nordbayern.de, 2. Januar 2020.
  8. Trauer um „Massa“, „Lea“ und „Charly“. In: rp-online, 2. Januar 2020.
  9. Unglück im Krefelder Zoo Brand im Affenhaus vermutlich durch Himmelslaternen ausgelöst. In: spiegel.de, 1. Januar 2020.
  10. Polizist erlöste Gorilla Massa nach Krefelder Zoobrand mit Maschinenpistole, wdr.de, 15. Januar 2020
  11. Zoo Krefeld: Polizei zu Schuss auf Gorilla verpflichtet, Berliner Morgenpost, 15. Januar 2019
  12. Tierschutzbund fordert nach Brand im Affenhaus Feuerwerksverbot rund um Zoos In: deutschlandfunk.de, 1. Januar 2020.
  13. Niedergebranntes Affenhaus: Verbotene Himmelslaternen sollen Inferno im Krefelder Zoo ausgelöst haben. In: merkur.de. 1. Januar 2020, abgerufen am 1. Januar 2020.
  14. Tote Affen im Zoo Krefeld In: morgenpost.de, 1. Januar 2020, abgerufen am gleichen Tag.
  15. Ordnungsbehördliche Verordnung zur Verhütung von Gefahren durch unbemannte Fluglaternen (Fluglaternenverordnung) vom 13. Juli 2009
  16. Polizei ermittelt gegen Mutter und zwei erwachsene Töchter. In: rp-online.de, 2. Januar 2020.
  17. Brand im Affenhaus Krefeld: Frauen sollten insgesamt fast 20.000 Euro zahlen. In: wdr.de. 17. August 2020, abgerufen am 21. November 2020.
  18. Kein Prozess nach Affenhaus-Brand im Krefelder Zoo. In: wdr.de. 14. Dezember 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020.
  19. Bärbel Kleinelsen: Feuer im Krefelder Zoo: Diese Spenden-Aktionen und Benefiz-Veranstaltungen sind geplant. Abgerufen am 6. Januar 2020.
  20. Sven Schalljo: Kulturfabrik Krefeld: Scharfe Kontrollen bei Benefiz-Abend. Abgerufen am 6. Januar 2020.
  21. Spendenturnier für das Affenhaus: Mehr als 13.000 Euro gesammelt. 12. Januar 2020, abgerufen am 16. Januar 2020.
  22. a b 2020-06-12: Pläne für neuen Affenpark vorgestellt | Stadt Krefeld. Abgerufen am 14. Juli 2020.
  23. a b Artenschutz-Zentrum AffenPark - Tierwelten - Zoo Krefeld. Abgerufen am 14. Juli 2020.
  24. Krefelder Gorilla wird zum Weltstar. In: rp-online.de, 5. Januar 2013.
  25. Pelikanlagune Webseite des Zoos Krefeld, zuletzt abgerufen am 1. Juli 2020
  26. a b c Regenwaldhaus (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive), Stadt Krefeld.
  27. „PinguinPool“: Die neue Attraktion im Zoo Krefeld ist eröffnet (Memento vom 12. August 2014 im Internet Archive) Zoo Krefeld, 17. April 2014.
  28. Nashorn-Baby geboren. In: rp-online.de. 6. Mai 2008, abgerufen am 15. August 2014.
  29. Elefanten im Zoo: „Die traurige Kettenhaltung ist endgültig passé“. In: wz.de, 27. Januar 2012.
  30. Zoo gibt Startschuss für Neubau Nashorn-Anlage. In: rp-online.de. 1. April 2015, abgerufen am 24. September 2015.
  31. Mehr Platz für Krefelds Riesen – Neue Nashornanlage eröffnet. (Memento vom 5. Juni 2016 im Internet Archive) Zoo Krefeld, 8. April 2016.
  32. Der Schmetterlingsdschungel im Krefelder Zoo. In: rp-online.de, abgerufen am 21. August 2014.
  33. Zoo: Ehedrama im Vogelhaus. In: rp-online.de, 19. August 2011.
  34. Members. EAZA, abgerufen am 3. Januar 2020.
  35. Die Erhaltungszucht im Zoo Krefeld. Zoo Krefeld, 2. Januar 2019, abgerufen am 2. Januar 2019.
  36. Weltweit beachtete Zuchterfolge durch innovative Ideen und viel Fingerspitzengefühl. Zoo Krefeld, 10. November 2014, archiviert vom Original am 25. April 2015; abgerufen am 25. April 2015.
  37. Drama im Krefelder Zoo: Gepard reißt zehn Kängurus. In: spiegel.de, 17. November 2002.
  38. Zeitleiste. Archiviert vom Original am 6. April 2017; abgerufen am 5. April 2017. Zoo Krefeld.
  39. Nashorn Davu darf ins Freie. In: rp-online.de, 11. Mai 2006.
  40. Nashörnchen heißt „Kibibi“ (Memento vom 27. Juli 2010 im Internet Archive) In: rp-online.de, 26. Juli 2010.
  41. Zoo setzt seinen Tieren Wanzen auf – als Blutsauger für den Arzt. In: rp-online.de. 21. August 2014, abgerufen am 3. Januar 2020.
  42. Wasserprojekt im Zoo Krefeld. In: vzp.de. 1. September 2015, abgerufen am 3. Januar 2020.
  43. Das „älteste Faultier der Welt“ ist tot. RP-online, 27. August 2024, abgerufen am 27. August 2024.
  44. Oldest living sloth in captivity. In: guinnessworldrecords.de. Abgerufen am 30. September 2021 (englisch).
  45. Orang-Utan Barito auf dem Weg nach Frankreich (Memento vom 7. September 2014 im Internet Archive) Stadt Krefeld, 30. Juli 2014.