Der Zeitroman ist eine Form des Romans, mit der versucht wird, die Gegenwart vollständig und nachvollziehbar darzustellen. Der Zeitroman analysiert die Gesellschaft bzw. die vorherrschenden Lebensbedingungen sowie deren Auswirkungen auf das Individuum. Da viele Autoren von Zeitromanen ihre Epoche als Krise oder Umbruch empfinden, können die als Analysen geschriebenen Romane häufig auch als „Zeitkritik“ bezeichnet werden.
Geprägt wurde der Begriff Zeitroman 1810 von Clemens Brentano für Achim von ArnimsArmuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores.[1] Damit bezeichnete er eine erweiterte Form des Gesellschaftsromans, „die jedoch über die alleinige Darstellung der Gesellschaften oder eine ihrer Schichten hinausgreift. Es ist eine Romanform, die durch Darstellungen der Menschen und der Gesellschaft einer Zeit die betreffende Zeit selbst und die Epoche darstellt.[2] Der Zeitroman bemüht sich dabei meistens, wirklichkeitsgetreue Nachzeichnungen und Analysen der Gesellschaft zu einem objektiven Zeitbild zu verbinden und ist daher ein (..) Sondertyp des Historischen Romans.“[3]
Charakteristik
Charakteristisch ist sein sozial-politisches Engagement, das ihn nahe der Tendenzliteratur bringt, seine querschnitthafte Simultantechnik und das Nebeneinander von Zeitebenen.
Peter Hasubek: Karl Gutzkows Romane "Die Ritter vom Geiste" und "Der Zauberer von Rom". Studien zur Typologie des deutschen Zeitromans im 19. Jahrhundert. Dissertation an der Universität Hamburg 1964 DNB482362464.
Peter Hasubek: Der Zeitroman. Ein Romantypus des 19. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für deutsche Philologie, Nr. 87, 1968; S. 218–245.
Gabriele Henkel: Geräuschwelten im deutschen Zeitroman. Epische Darstellung und poetologische Bedeutung von der Romantik bis zum Naturalismus. Wiesbaden, Harrassowitz Verlag 1996, ISBN 978-3-447-03827-0.
Joachim Worthmann: Probleme des Zeitromans. Studien zur Geschichte des deutschen Romans im 19. Jahrhundert. Winter, Heidelberg 1974, ISBN 3-533-02301-X / ISBN 3-533-02302-8.
Dirk Göttsche: Zeit im Roman. Literarische Zeitreflexion und die Geschichte des Zeitromans im späten 18. und im 19. Jahrhundert. Fink, München 2001, ISBN 3-7705-3560-X.
↑Hildegard Emmel: Geschichte des deutschen Romans. Band I. Francke Verlag, Bern/München 1972.
↑Vgl. Osman Durrani, Julian Preece: Reisende durch Zeit und Raum: der deutschsprachige historische Roman, Band 51. Rodopi 2001, S. 210. ISBN 9789042014053.
↑Silke Müller, Susanne Wess: Studienbuch neuere deutsche Literaturwissenschaft, 1720-1848: Basiswissen. Lern- und Arbeitshilfen für Schule und Universität, Königshausen & Neumann 1999 S. 97. ISBN 978-3826017131
↑Peter Hasubek: ... wer am meisten redet, ist der reinste Mensch, Band 152 von Philologische Studien und Quellen, Erich Schmidt Verlag 1998, S. 19.
↑Hermann Kurzke: Thomas Mann: Epoche, Werk, Wirkung. Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte, C. H. Beck, München 1997, S. 210.
↑Michael Lützeler: "Die Europa-Asien-Diskussion in Thomas Manns Zauberberg, in: Moderne begreifen: zur Paradoxie eines sozio-ästhetischen Deutungsmusters, hrsg. von Christine Magerski, Robert Ian Savage, Christiane Weller: , DUV 2007, S. 193. ISBN 978-3835060715.