Die Yugur (auch Yuguren, veraltet Gelbuiguren, eigentlich Sarı Yoğur „Gelbe Uiguren“; chinesisch裕固族, PinyinYùgùzú) sind eine der kleinsten der 55 offiziell anerkannten ethnischen Minderheiten der Volksrepublik China. Nach der letzten Volkszählung im Jahr 2010 zählen sie 14.378 Menschen. Sie leben vor allem im Autonomen Kreis Sunan der Yugur (肃南裕固族自治县), der zum Verwaltungsgebiet der Stadt Zhangye in der Provinz Gansu gehört.
Bei den Yugur sind drei Sprachen verbreitet: Etwa ein Drittel der Bevölkerung spricht Ost-Yugurisch, auch Engger genannt (eine mongolische Sprache), ein weiteres Drittel spricht West-Yugurisch, auch Yohur genannt (eine Turksprache). Das verbleibende Drittel spricht nur noch Chinesisch, das auch als Verkehrssprache zwischen Ost- und West-Yugur dient, da nur wenige Yugur beide yugurische Sprachen beherrschen. Höhere Lamas und einzelne gebildete Yugur beherrschen zusätzlich die tibetische Sprache.
Religion
Der Buddhismus war den Türken bereits zur Zeit des ersten türkischen Reiches (552–585/630) bekannt und kam später bei den Uiguren in der Zeit der uigurischen Stadtstaaten vom 9. Jahrhundert an zu einer Blüte. Nach der weitgehenden Islamisierung Turkestans und Xinjiangs im 15. Jahrhundert lebte der Buddhismus unter den türkischen Völkern bis offenbar ins 18. Jahrhundert nur noch in Tuwa und Gansu weiter. Die West-Yugur, die Altaier, die Tuwiner und die Kirgisen (nur in Dorbiljin und Fuyu) sind die letzten vier türkischen Völker, die dem Buddhismus treu geblieben sind.[1] Die Yugur hatten bis in die 1970er Jahre Schamanen. Das Wissen um die schamanischen Praktiken ging jedoch mit dem letzten Schamanen weitgehend verloren. Dennoch konnten sich einige schamanistische Bräuche und Traditionen innerhalb des indigenen Buddhismus bis heute erhalten.[2]
Geschichte
Nach der Zerstörung des Uigurischen Kaganats ungefähr 840 zogen viele Uiguren nach Südwesten in die Stadtstaaten Turpan, Qočo, Beshbalik und Kuqa; andere – die Gelben Yuguren – zogen in die Städte des Gansu-Korridors und erhielten Hilfe von Guiyijun.[3]
↑Wolfgang-Ekkehard Scharlipp Die frühen Türken in Zentralasien, S. 2
↑Minglang Zhou, Ann Maxwell Hill: Affirmative Action in China and the U.S.: A Dialogue on Inequality and Minority Education. Palgrave Macmillan, 2009. S. 200.
Bôlqûlûû (保朝鲁 Baochaolu) u. a. [Hg.]: Jegun Yûgûr helen u uges / 东部裕固语词汇 Dongbu Yuguyu cihui (Ost-Yugurischer Wortschatz). 内蒙古人民出版社 Nei Menggu renmin chubanshe (Volksverlag der Inneren Mongolei). 呼和浩特 Hohhot 1984/1985. 13+160 Seiten. [zweisprachig Mongolisch-Chinesisch, Ost-Yugurisch in IPA].
Bôlqûlûû (保朝鲁 Baochaolu) u. Jalsan (贾拉森 Jialasen) [Hg.]: Jegun Yûgûr helen u uge helelge yin materiyal / 东部裕固语话语材料 Dongbu Yuguyu huayu cailiao (Sprachmaterial des Ost-Yugurischen). 内蒙古人民出版社 Nei Menggu renmin chubanshe (Volksverlag der Inneren Mongolei). 呼和浩特 Hohhot 1988. ISBN 7-204-00437-X. 17+352 Seiten. [zweisprachig Mongolisch-Chinesisch, Ost-Yugurisch in IPA].
Bôlqûlûû (保朝鲁 Baochaolu) u. Jalsan (贾拉森 Jialasen): Jegun Yûgûr hele be Mônggôl hele / 东部裕固语和蒙古语 Dongbu Yuguyu he Mengguyu (Ost-Yugurisch und Mongolisch). 内蒙古人民出版社 Nei Menggu renmin chubanshe (Volksverlag der Inneren Mongolei). 呼和浩特 Hohhot 1990/1991/1992. ISBN 7-204-01401-4. 8+13+389 Seiten. [zweisprachig Mongolisch-Chinesisch, Ost-Yugurisch in IPA].
Lei, Xuanchun 雷选春 [Autor] u. Chen, Zongzhen 陈宗振 [Korr.]: 西部裕固汉词典 Xibu Yugu Han cidian (West-Yugurisch-Chinesisches Wörterbuch). 四川民族出版社 Sichuan minzu chubanshe (Nationalitätenverlag Sichuan). 成都 Chengdu 1992. ISBN 7-5409-0457-7. 2+2+12+377 Seiten. [West-Yugurisch in IPA].
Yuguzu de wenhua xingtai 裕固族的文化形态 (Die kulturelle Formation der Yugur). In: Hao, Sumin 郝苏民 u. Wenhua 文化 u. He, Weiguang 贺卫光 [Hg.], 甘青特有民族文化形态研究 Gan Qing teyou minzu wenhua xingtai yanjiu (Forschungen zur kulturellen Formation der Nationalitäten, die nur in Gansu und Qinghai leben). 民族出版社 Minzu chubanshe (Nationalitätenverlag). 北京 Beijing 1999/2000. ISBN 7-105-03420-3. S. 313–368.
Zhong, Jinwen 钟进文 [Hg.]: 中国裕固族研究集成 Zhongguo Yuguzu yanjiu jicheng (Umfassende Sammlung der Forschungen über die Yugur Chinas). 民族出版社 Minzu chubanshe (Nationalitätenverlag). 北京 Beijing 2002. ISBN 7-105-04704-6. 4+2+24+714 Seiten.