World Rugby, bis November 2014 International Rugby Board (IRB) genannt, ist der Weltverband der Sportarten Rugby Union und Siebener-Rugby. Er wurde 1886 als International Rugby Football Board (IRFB) von den Verbänden aus Schottland, Irland und Wales gegründet. 1890 kam England, das zunächst einen Beitritt verweigert hatte, als erstes Neumitglied hinzu.[2]
Der Hauptsitz von World Rugby befindet sich in der irischen Hauptstadt Dublin. Dem Verband angeschlossen sind 132 Mitglieder (Januar 2023) und sechs Regionalverbände. World Rugby richtet einige der bedeutendsten internationalen Turniere aus, allen voran die alle vier Jahre stattfindenden Rugby-Union-Weltmeisterschaften.
Vor 1885 wurden die Spielregeln vom englischen Verband Rugby Football Union festgelegt. Wegen Streitigkeiten über Regeln und Punktwertung gründeten die Verbände aus Irland (Irish Rugby Football Union), Schottland (Scottish Rugby Union) und Wales (Welsh Rugby Union) einen internationalen Verband, den International Rugby Football Board (IRFB), und boykottierten den Spielverkehr mit England. Nach Beilegung der Streitigkeiten trat England 1890 dem IRFB bei. Im selben Jahr legte der IRFB die ersten international verbindlichen Regeln fest. Erst sehr viel später – nämlich 1949 – traten die bedeutenden Rugbynationen Australien, Neuseeland und Südafrika bei.
Der Board war früher nach seinem Selbstverständnis und dem seiner Mitglieder eine reine Regelkommission, kein eigentlicher Dachverband für Wettbewerbe wie Meisterschaften oder Pokalturniere. Dies lässt schon der Name erkennen: Die Gründer hatten bewusst nicht die Bezeichnung Union, Federation oder Association gewählt. Board bedeutet eher Kommission oder (Aufsichts-)Rat.
Erst nach dem Beitritt Frankreichs im Jahr 1978 wurden in kurzer Folge immer mehr Länder aufgenommen, zunächst die Mitglieder der FIRA-AER (heute: Rugby Europe). Der IRFB wurde zum Weltverband, richtete 1987 die erste Weltmeisterschaft aus und übernahm das Patronat über andere Wettbewerbe. 1998 wurde der Name der Organisation zu International Rugby Board (IRB) verkürzt. Deutschland wurde im November 1988 als 38. Mitglied aufgenommen. Seit November 2014 nennt sich der Verband World Rugby.
Wettbewerbe
Die erste Rugby-Union-Weltmeisterschaft fand 1987 in Australien und Neuseeland statt. Seither wird sie alle vier Jahre ausgetragen. Die Weltmeisterschaft zählt mittlerweile zu den bedeutendsten Sportanlässen der Welt. Das Unternehmen Rugby World Cup Ltd., das von World Rugby geleitet wird, ist im Besitz sämtlicher Rechte im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft. Die Einnahmen sind so groß, dass World Rugby einen bedeutenden Teil davon verwendet, die Entwicklung weniger bedeutender Rugbynationen zu fördern. World Rugby organisiert auch die Rugby-Union-Weltmeisterschaft der Frauen, die ebenfalls alle vier Jahre stattfindet, jeweils im Jahr vor der WM der Männer. Weitere Turniere sind die U-21- und die U-19-Weltmeisterschaft der Männer.
World Rugby ist verantwortlich für die Organisation zahlreicher Wettbewerbe in der Variante Siebener-Rugby. Am bedeutendsten sind die World Rugby Sevens Series. 1993 wurde auf Anregung des schottischen Verbandes erstmals eine Siebener-Rugby-Weltmeisterschaft ausgetragen. Im Jahre 2009 fand zum ersten Mal eine 7er-Rugby-WM für Frauen statt.
Neben den Rugby-Union-Weltmeisterschaften der Männer und Frauen und den zahlreichen 7er-Rugby-Wettbewerben, organisiert World Rugby in der ganzen Welt weitere Turniere. World Rugby hat sich zum Ziel gesetzt, Rugby in Nordamerika populärer zu machen und organisiert deshalb den Churchill Cup und den Super Powers Cup. Der Wettbewerb North America 4 soll langfristig zu einer professionellen nordamerikanischen Liga anwachsen. Ähnlich aktiv ist World Rugby im pazifischen Raum mit dem Pacific Rugby Cup und dem Pacific Nations Cup. Mit dem Nations Cup soll der Sport in Portugal und Russland gefördert werden.
Bei Olympischen Spielen stand Rugby Union vier Mal auf dem Programm, letztmals 1924. In den 1980er Jahren gab es einige Versuche, Rugby Union wieder zu einer olympischen Sportart zu machen, doch die Anstrengungen verliefen im Sande. Der Verband war sehr daran interessiert, die Sportart wieder olympisch zu machen, zumal insbesondere Siebener-Rugby alle Kriterien erfüllt, die in der Olympischen Charta definiert sind. 7er-Rugby wird in über 100 Ländern von Männern gespielt, in über 50 Ländern von Frauen. World Rugby hält sich an die Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur und betont, dass ein olympisches Turnier in einem einzigen Stadion und mit geringen Kosten ausgetragen werden könnte.[3]
Im August 2009 schlug die Exekutive des IOC die Aufnahme von 7er-Rugby und Golf in das Programm der Olympischen Spiele 2016 vor. Diesem Vorschlag wurde auf der Vollversammlung des IOC zugestimmt.
Mitglieder
World Rugby teilt seine Mitglieder in drei Stärkeklassen ein. Die Teilnehmer von Six Nations (England, Frankreich, Irland, Italien, Schottland, Wales) und The Rugby Championship (Australien, Neuseeland, Südafrika, Argentinien) bilden zusammen mit Japan die erste Stärkeklasse. Zur zweiten Stärkeklasse gehören die Länder, die bereits an einer Weltmeisterschaft teilgenommen haben, also Fidschi, Georgien, Kanada, Namibia, Portugal, Rumänien, Russland, Samoa, Spanien, Tonga, die Vereinigten Staaten und Uruguay. Alle übrigen Mitgliedsländer sind in der dritten Stärkeklasse eingeteilt.
Afrika
27 Mitglieder von Rugby Africa gehören World Rugby an, davon 21 als Vollmitglieder und sechs als assoziierte Mitglieder:[4]
2 Die North America and West Indies Rugby Association bildet als Teil der Pan American Rugby Association zusammen mit Sudamérica Rugby einen gemeinsamen ganzamerikanischen Dachverband.
Ozeanien
Elf Mitglieder von Oceania Rugby gehören World Rugby an, alle Vollmitglieder:[8]
3 Sudamérica Rugby bildet als Teil der Pan American Rugby Association zusammen mit Rugby Americas North einen gemeinsamen ganzamerikanischen Dachverband.
Bahamas • Barbados • Belize • Bermuda • Britische Jungferninseln • Cayman Islands • Curaçao • Dominikanische Republik • Französisch-Guayana • Guadeloupe • Guyana • Jamaika • Kanada • Kuba • Martinique • Mexiko • St. Lucia • St. Vincent und die Grenadinen • Trinidad und Tobago • Turks- und Caicosinseln • Vereinigte Staaten