Die Wohnstadt wurde im Zuge der Bebauung des nördlichen Prenzlauer Bergs in den 1920er und 1930er Jahren errichtet. Sie liegt an der Erich-Weinert-Straße zwischen Gubitz- und Sültstraße. Nachdem die Bauwirtschaft durch den Ersten Weltkrieg zum Erliegen gekommen war, führte das Wohnungsbauprogramm der Weimarer Republik zu einem Aufschwung, sodass in ganz Berlin neue Siedlungen entstanden. In dieser Zeit war Berlin eine der größten Städte der Welt, aber es herrschten schlechte Wohnverhältnisse.
Die ersten Pläne für eine Siedlung auf diesem Gelände wurden seit 1925 vom damaligen Leiter des GEHAG-Entwurfsbüros Franz Hillinger entworfen. In Zusammenarbeit mit Bruno Taut entstand schließlich der Endplan, nach dem 1149 Anderthalb- bis Viereinhalb-Zimmerwohnungen auf 8,4 Hektar entstanden.[1]
300 Wohnungen hatten 11⁄2 Zimmer, 643 Wohnungen 2 Zimmer, 80 Wohnungen 21⁄2 Zimmer mit 50–60 m², fünf Wohnungen hatten 3 Zimmer und 115 hatten 31⁄2 Zimmer. Nur vier Wohnungen hatten 41⁄2 Zimmer.
Seit Mitte der 1990er Jahre bis 2004 wurde die Wohnstadt auf der Basis denkmalpflegerischer Untersuchungen saniert.[1] Die Wohnsiedlung steht seit 1977 unter Denkmalschutz. 2007 ging sie in das Eigentum der Deutsche Wohnen über, dem GEHAG-Nachfolger. Im Juli 2008 wurde die Wohnstadt als eine von sechs Siedlungen der Berliner Moderne in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Taut und Hillinger entwarfen eine Siedlung, die aus sechs langgestreckten, U-förmigen Wohnblöcken besteht, die sich jeweils um begrünte Innenhöfe gruppieren. So konnte erreicht werden, dass trotz der nötigen hohen Wohndichte die Siedlung sehr viel grüner wirkt als die verdichteten Häuserblocks der Gründerzeit. Sie orientierten sich dabei vornehmlich an amerikanischen, skandinavischen und auch niederländischen Vorbildern: Die Anlage von geschlossenen, vor die eigentlichen Bauten gestellten Loggien erinnert etwa an die 1920/1921 in Rotterdam entstandene Siedlung Tusschendijken des NiederländersJ. J. P. Oud, mit dem Bruno Taut in engem persönlichem Kontakt stand.
Die Architektur entspricht anderen Projekten des Berliner Neuen Bauens: Systematische Grundrisse, die jeder Wohnung eine Küche, viele über Eck geführte Fenster, ein Bad und einen halbrunden Balkon oder eine Loggia zuordnen, die Formen der Häuser sind klar, vergleichsweise schlicht, das prägende Element sind die kraftvollen Farben, in denen die Fassaden und auch die Innenräume gestrichen wurden. Jeder der Gartenhöfe erhielt dabei eine Leitfarbe, der die Details zugeordnet wurden.[2]
Im Laufe der Zeit wurden in den Vorgärten der Wohnblocks Bäume gepflanzt, die größtenteils rund um das Jahr 2021 entfernt werden mussten, da die Bäume nicht mehr standfest waren. Eine von den Anwohnern bereits durchgeführte Pflanzung neuer Bäume muss rückgängig gemacht werden, da das Denkmalschutzamt den Blick auf die nackten Betonfassaden freihalten möchte. Dieses Vorgehen hat für starke Kritik von Anwohnern und Politik gesorgt.[3]
Literatur
Nikolaus Bernau: Welterbe Wohnstadt Carl Legien Berlin. Stadtwandel Verlag, Regensburg 2013, ISBN 978-3-86711-214-7 (Die neuen Architekturführer, Nr. 184).
Wienfried Brenne: Meister des farbigen Bauens in Berlin. Bruno Taut. Braun Publishing, Berlin 2012, ISBN 3-03768-133-0.
↑Nikolaus Bernau: Welterbe Wohnstadt Carl Legien Berlin. In: Die neuen Architekturführer. Band184. Stadtwandel Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86711-214-7, S.143.