Ein linker Moselzufluss ist der Weilsbornbach mit einer Länge von 1,8 km.[2]
Zu Winningen gehört auch der Wohnplatz Distelbergerhof.[3]
Geschichte
Winningen war bereits in römischer Zeit besiedelt. Beim Bau der A 61 wurden nahe Moseltalbrücke die Fundamente einer Villa rustica entdeckt, heute von der Schleife der Ausfahrt zur Autobahnraststätte Moseltal Ost umschlossen.[4]
Winningen wurde erstmals in einer Urkunde des KönigsLudwig II. vom 20. Oktober 871 unter dem Namen „Uuidinge“ genannt. Als König Arnulf am 23. Januar 888 der Reichsabtei St. Maximin die „Villa Rübenach“ im Mayenfeldgau mit ihren Zubehörungen schenkte, wurde darunter auch „Uuindiga“ gezählt. Diese Urkunde aus dem Jahr 888 ist möglicherweise verfälscht, aber auch später wurde Winningen stets bei den Maximinischen Gütern genannt: „Windingun“, „Windingis“, „Wendenges“, „Wendengias“.[5]
Güter in Winningen (Windinga) wurden 1016 von Kaiser Heinrich II. dem Nonnenkloster Kaufungen geschenkt. Im Jahr 1320 wird Ritter Hermann von Winningen erwähnt. Er besaß eine der ältesten dokumentierten Weinbergslagen, die er von Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen als Lehen erhielt. Dabei handelte es sich um einen Weingarten zu Winningen im Destil beim Garten des Heinrich Kind von Pfaffendorf, einen Weingarten am Wolfspfade und einen Weingarten am Gire.
Der Weinhexbrunnen, umgeben von einem Fachwerkensemble, spielt auf die Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert an. Oberhalb des Ortes auf dem Hexenhügel erinnert das derzeit älteste bekannte Denkmal aus dem Jahr 1925 an die Opfer der Hexenverfolgungen an diese Zeit.
Bei einem Raubüberfall zusammen mit vier Komplizen erschoss Dieter Freese am 14. Februar 1962 den Filialleiter der Sparkasse in Winningen. Nach einer spektakulären Flucht wurde Freese am 9. März 1962 gefasst und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.[6] Dieser Mord wurde vor Ort als Folge 21 der NDR-Reihe Stahlnetz verfilmt. Auch vorangegangene Überfälle Freeses an anderen Orten wurden in Winningen gedreht.
Zur Eröffnungsfeier der WM 1974 im Frankfurter Waldstadion vertrat die Winninger Winzer-Tanz- und Trachtengruppe die Bundesrepublik.
Statistik zur Einwohnerentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Winningen, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[7]
Jahr
Einwohner
1815
1.270
1835
1.551
1871
1.661
1905
1.890
1939
1.990
1950
2.684
1961
2.399
Jahr
Einwohner
1970
2.459
1987
2.457
2005
2.457
2011
2.483
2018
2.424
2022
2.455
Einwohnerentwicklung von Winningen von 1815 bis 2017
Achim Reick (CDU) wurde am 4. Juli 2024 Ortsbürgermeister von Winningen.[10] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von 55,0 % gegen den Amtsinhaber durchgesetzt.[11]
Reicks Vorgänger Rüdiger Weyh (FDP) hatte das Amt am 25. Juni 2019 übernommen. Bei der Stichwahl am 16. Juni 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 50,50 % für fünf Jahre gewählt worden, nachdem bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 keiner der ursprünglich drei Bewerber, darunter auch der bisherige Amtsinhaber Eric Peiter (parteilos), eine ausreichende Mehrheit erreicht hatte.[12][13][14]
Wappen
Blasonierung: „In rot-silber geschachtem Schild ein schwarzes Herzschild, darin ein goldenes senkrecht mit dem Griff nach unten gestelltes Schwert.“[15]
Wappenbegründung: Sponheimisches Wappen mit Winninger Schwert: Der geschachte Schild zeigt das Wappen der Hinteren Grafschaft Sponheim. Das Schwert ist wahrscheinlich das Attribut des Heiligen Martin, dem Schutzpatron der hiesigen katholischen Kirche.
Die Bannerflagge der Ortsgemeinde ist blau-rot mit zentriert aufgelegtem Wappenschild.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das Winzerdorf war mehrfach Gewinner von Dorfwettbewerben wie „Unser Dorf hat Zukunft“. Winningen ist bekannt für das „Winninger Moselfest“, das älteste Weinfest in Deutschland, sowie sein Wahrzeichen, die „Winninger Weinhex“.
Hauptattraktion ist das alljährliche zehntägige Moselfest Ende August/Anfang September. Es ist das älteste und mit zehn Tagen Dauer längste Weinfest („Winzerfest“) an der Mosel.
Sport
Der größte Sportverein in Winningen ist der Winninger Turnverein, mit den Abteilungen Fußball, Tennis, Tischtennis und Turnen.[16] Hallensport wird in der Turnhalle Neustraße sowie der August-Horch-Halle praktiziert. Der Verein verfügt über vier Tennisplätze und ein Beachtennisfeld.[17] Fußball wird auf der Jahnkampfbahn Winningen gespielt. Der Hybridrasenplatz verfügt über eine Flutlichtanlage und eine Kapazität von 2.500 Zuschauern.[18]
Weiterhin gibt es den Verein Motorsportfreunde Winningen mit den Sportarten Motocross und Trial.[19]
In Winningen befindet sich das Freibad Winningen mit u. a. einem 50-m-Schwimmerbecken, 20-m-Nichtschwimmerbecken und einer Sprunganlage (1-m-Brett, 3-m-Turm).[20]
Wirtschaft und Infrastruktur
Weinbau
Winningen wird vom Weinbau geprägt, der auf Terrassen oberhalb des Orts betrieben wird. Die Weinberge stellen zugleich Lebensräume für seltene Tiere (z. B. Apollofalter, Eidechsen) dar.
Der auf den Schieferterrassen wachsende Riesling gehört nach fachmännischem Urteil zu den besten Weinen der Welt. 2005 erhielt ein Winninger Uhlen Laubach Riesling Erste Lage aus dem Weingut Heymann-Löwenstein in Paris den Preis für den besten ausländischen Wein.[21] Dieses Weingut und das Weingut Reinhard und Beate Knebel sind auch auf der vom Handelsblatt erstellten Liste der 100 besten Weingüter zu finden.[22]
Winningen gehört zum „Weinbaubereich Burg Cochem“ im Anbaugebiet Mosel. Im Ort sind 44 Weinbaubetriebe tätig, die bestockte Rebfläche beträgt 89 ha. Etwa 90 % des angebauten Weins sind Weißweinrebsorten (Stand 2007).[7]
Der Winninger Hamm ist die kleinste Einzellage Winningens. Sie wird bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz unter der Weinlagennummer 440537 geführt. Der Name soll vom lateinischen Begriff Hammus für Flussbogen oder Krümmung abgeleitet sein. Der Winninger Hamm weist mit den Devonschieferschichten, die von Quarziten und tonigen Bodenanteilen durchzogen sind, eine ähnliche Bodenstruktur wie der Winninger Röttgen auf. Der Wein wird hier in Terrassen und in Steillagen angebaut.
Winninger Domgarten
Der Name weist auf den früheren kirchlichen Besitz hin. Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wird die größte Lage Winningens unter der Weinlagennummer 440536 geführt. Die Lage umfasst wie ein Rahmen den Ort Winningen. Im Bereich des Domgartens finden sich unterschiedliche Böden; im flachen Bereich überwiegen sandig-lehmige Schichten, in den steileren Lagen sind sie mit Schiefer angereichert. Dazu kommen Löss- und Bimsanteile, die den Boden für den Weinbau optimieren. Auch hier werden vorwiegend Rieslingweine angebaut.
Winninger Brückstück
Aus dieser Lage wurden die Steine für die Koblenzer Balduinbrücke gebrochen und auf Schiffen nach Koblenz transportiert. Daran erinnert heute noch der Name dieser Lage. Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wird sie unter der Weinlagennummer 440535 geführt. Neben Tonschiefer aus dem Devon bestimmen Bimssteinanteile den Boden. Der Bims wurde bei einem Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor etwa 12000 bis 13000 Jahren als Eruptivasche abgelagert. Daraus entstanden sehr wasserdurchlässige Böden. Der Weinberg ist in Richtung Süden und Süd-Süd-Ost ausgerichtet. Angebaut werden überwiegend Rieslingtrauben im Terrassenweinbau.
Winninger Röttgen
Der Name des Winninger Röttgen ist von „roden“ abgeleitet. Sie wird als Einzelweinlage mit der Nummer 440539 geführt und liegt in Richtung Süd-Südost. Die Weine werden hier ausschließlich im Terrassenbau kultiviert. Der Boden enthält neben Schiefer aus dem Devon auch Quarzitadern und Lössanteile, die aus den oberen Hangbereichen permanent nachgespült werden. Der Löss puffert den pH-Wert und schützt so den Boden vor einer Übersäuerung.
Durch Winningen verläuft die 10. Etappe des Mosel-Radweges[25], die 23./24. Etappe des Wanderweges Moselsteig sowie die 5./6. Etappe des Rheinburgenweges. In Winningen verläuft der Wanderweg Traumpfädchen – „Moseltraum“ Winningen[26] sowie die fünf Winninger Weinpfade[27].
Wolfgang Kröber (1937–1981), Elektroingenieur, Motorradfahrer und Elektroniker
Horst Schulze (* 1939), Hotelier des Jahrhunderts (ehem. CEO von Ritz-Carlton, heute Präsident der West Paces Hotel Group) und Ehrenbürger von Winningen
Mit Winningen verbunden
Johann Daniel Fritzer (* um 1600 in Senheim; † März 1661 in Winningen), Vogt, Gerichtsschreiber und Schultheiß
Der Weinhexbrunnen ist der Mittelpunkt des Moselfestes
Evangelische Kirche
Marktplatz mit Festspielbühne
Stadtbefestigung
Literatur
Hans Bellinghausen: Winningen: Ein deutsches Heimatbuch. 2 Bände. Rheinische Verlagsgesellschaft, 1923 und 1925.
Marko Kiessel: Die römische Villa von Winningen. Die römische Villa rustica „Auf dem Bingstel“, Gemeinde Winningen, Kreis Mayen-Koblenz. Untersuchungen zu Befunden, Fundmaterial und Besiedlungskontinuität. Gesellschaft für Archäologie an Mittelrhein und Mosel / Direktion Landesarchäologie Koblenz, Koblenz 2009, ISBN 978-3-9811687-5-4.
↑Reinhard Schindler: Archäologie in Not. Was ist Bodendenkmalpflege? 30 Jahre archäologische Denkmalpflege in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland. In: Gerd Biegel (Red.): Das neue Bild der alten Welt. Archäologische Bodendenkmalpflege und archäologische Ausgrabungen in der Bundesrepublik Deutschland von 1945–1975 (= Kölner Römer-Illustrierte, Bd. 2). Römisch-Germanisches Museum, Köln 1975, S. 5–11, hier S. 9.
↑Pit Falkenstein: Die 100 besten Weingüter. In: Handelsblatt. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Oktober 2021; abgerufen am 28. November 2019.
↑Joachim Krieger: Terrassenkultur an der Untermosel – die Weinbauorte von Koblenz bis Hatzenport mit einer Charakterisierung und Klassifizierung aller Weinbergslagen. Krieger, Neuwied 2003, ISBN 3-933104-08-4.