Im September 1930 wurde Willi Agatz in den Reichstag für den Wahlkreis 18 Westfalen-Süd gewählt und war zu diesem Zeitpunkt das jüngste Mitglied des Reichstages, dem er bis zum März 1933 angehörte. In der NS-Zeit war er illegal tätig. Agatz übernahm die Funktion des Technischen Leiters und – nach der Verhaftung von Roman Chwalek im September 1933 – zugleich die Funktion des Reichsorganisationsleiters der illegalen RGO. Nachdem der bisherige RGO-Reichsleiter Fritz Schulte ins Ausland gegangen war, übernahm Agatz Ende 1933 auch die Leitung des illegalen RGO-Reichskomitees.[2] Am 18. Januar 1934 wurden Agatz und eine Reihe anderer RGO-Funktionäre in Berlin verhaftet. Auf Grundlage der dabei beschlagnahmten Unterlagen folgte eine Reihe an Verhaftungen von illegalen RGO-Strukturen im gesamten Reichsgebiet.[3] Agatz wurde am 18. Februar 1935 vom Volksgerichtshof zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.[4] Die Haft verbüßte er in Luckau. Anschließend wurde er im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, 1939 aus dem KZ entlassen und unter Polizeiaufsicht gestellt. Bis Anfang 1943 war er als Maurer bei der Hochtief AG beschäftigt. Seit dem 29. Januar 1943 wurde er im Strafbataillon 999 der Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Er geriet dort in sowjetische Gefangenschaft, die er zunächst in einem Lager bei Memel verbrachte. Ab 1943 erhielt er eine Ausbildung auf einer Antifa-Schule.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Mai 1946 kehrte er nach Essen zurück und wurde von 1946 bis 1948 stellvertretender Vorsitzender des Industrieverbandes Bergbau in der Britischen Zone, des Vorläufers der IG Bergbau, Chemie, Energie. Im Dezember 1948 unterlag er bei der Wahl zum 1. Vorsitzenden der Gewerkschaft mit 232:349 Delegiertenstimmen gegen August Schmidt (SPD). Er wurde auch als 2. Vorsitzender nicht wiedergewählt.
Archivalien zum Schicksal Willi Agatz’ von 1939 bis 1945 befinden sich im Ruhrlandmuseum Essen im Archiv „Ernst Schmidt“, Bestand 19–25.
Essener Köpfe. Wer war was? Verlag Richard Bracht, Essen 1985, ISBN 3-87034-037-1
Till Kössler: Willi Agatz Kommunistischer Gewerkschafter zwischen SED-Politik, Arbeiterradikalismus und Gewerkschaftsräson. (Gewerkschaftliche Monatshefte, 3/2004)
↑Vgl. Stefan Heinz: Moskaus Söldner? Der „Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins“: Entwicklung und Scheitern einer kommunistischen Gewerkschaft. Hamburg 2010, S. 325 ff.