Ebenfalls 1919 lernte Tegtmeier auch Heinrich Vogeler und Otto Tetjus Tügel kennen und fertigte ein Holzschnittportrait Heinrich Vogelers an.
1923/24 arbeitete er als Kunsterzieher am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover, gab dann aber die Lehrerstelle auf und arbeitete seitdem nur noch als freischaffender Künstler. Zu dieser Zeit wandte er sich von der expressionistischen Darstellungsweise ab und der Neuen Sachlichkeit zu. Auch setzte er sich intensiv mit Technik und Thematik der Altdeutschen Malerei von Matthias Grünewald und Albrecht Dürer auseinander.
1941 denunziert er Carl Horn, den Direktor der Kunsthochschule, der einen Witz über die Kampfkraft der Wehrmacht erzählt habe. Nach seiner Aussage[4] erhielt Tegtmeier den Titel eines Professors und wechselte im folgenden Jahr an die Staatliche Hochschule für Kunsterziehung in Berlin. 1944 verlor er bei einem Bombenangriff seine Wohnung und mit 300 Holzstich-Druckstöcken, 40 Kupfertafeln und 60 Tafelgemälden einen bedeutenden Teil seines Werkes.[2]
Nach dem Ende des Krieges wohnte er zuerst arm und mittellos auf dem Bauernhof seiner Schwiegereltern. Da er ohne Aufträge und Malgerät war, nutzte er seine Kenntnisse der Seefahrt beruflich. Er unternahm Studienreisen auf Fischdampfern auf dem Nordmeer, wobei er als Steuermann tätig war. Ab 1950 lebte und arbeitete er im Rasteder Ortsteil Nethen, wo er ein Haus erwarb. Dort widmete er sich wieder intensiv der Malerei und vor allem der Grafik. Außerdem erhielt er zahlreiche Aufträge für Sgraffito- und Mosaik-Gestaltungen.
1956 erwarb Tegtmeier noch das Kapitänspatent und fertigte eine Reihe großformatiger Holzschnitte mit maritimer Thematik.
Mit seinem umfangreichen Werk aus verschiedenen Stilen und Thematiken gilt Tegtmeier neben Franz Radziwill als wohl bedeutendster Maler des Realismus im Oldenburger Land.[5]
Werke
1937 als „entartet“ beschlagnahmte und vernichtete Werke
Bergpredigt (Holzschnitt, 30 × 41 cm, 1919)
Großstadt (Holzschnitt, 30 × 40 cm, 1920)
Weltuntergang (Holzschnitt)
Delft (Holzschnitt, 32,5 × 29,5 cm, 1923; WV Kaufmann 24)
Liegende Venus (29,2, 40,2 cm, 1924)
Don Quixote und Sancho Pansa (Holzschnitt)
Berghäuser im Allgäu (Holzschnitt, 25,7 × 22,3 cm, 1921, Blatt 16 aus Heft 9/10 der Zeitschrift „Kündung“)
Dorf im Allgäu (Holzschnitt, 23,7 × 18,2 cm, 1921; Blatt 17 aus Heft 9/10 der Zeitschrift „Kündung“)
Weitere Werke (Auswahl)
Lunapark (Zyklus Großstadt). 1920, Holzschnitt
Selbstbildnis (Mein Spiegelbild). 1928, Öl/Tempera auf Spanplatte[6]
Wilhelm Tegtmeier (1895–1968). Das graphische Werk. Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, 6. April – 7. Mai 1972 / Altonaer Museum in Hamburg, Norddeutsches Landesmuseum, 5. November 1971 – 2. Januar 1972. [Katalogbearbeitung und Redaktion: Gerhard Kaufmann]. Kulturgeschichtliches Museum, Osnabrück 1972.
Wilhelm Tegtmeier. Maler und Graphiker. [Selbstverlag] Gertrud Tegtmeier, Nethen (Oldbg.) 1972.
Karte von Oldenburg. Entworfen und gezeichnet für den Oldenburger Landesverein für Geschichte und Heimatkunde von W. Tegtmeier. Dieckmann, Oldenburg 1947.
Literatur
Wilhelm Tegtmeier. In: Hans-Joachim Manske und Birgit Neumann-Dietzsch (Hrsg.): „entartet“ – beschlagnahmt. Bremer Künstler im Nationalsozialismus. Anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen vom 6. September bis 15. November 2009. Städtische Galerie Bremen, Bremen 2009, ISBN 978-3-938795-10-1, S. 132–135.
↑Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
↑Staatsarchiv Bremen, 3 – 4.a.Nr. 1075 [45], Akte, betr. Verfahren gegen Professor Horn, Nordische Kunsthochschule. 1942. Oktbr. 20.-
↑Jörg Michael Henneberg: Tappenbeck, Karl Friedrich Johann. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 740 (online).
↑Wilhelm Tegtmeier. In: Hans-Joachim Manske und Birgit Neumann-Dietzsch (Hrsg.): „entartet“ – beschlagnahmt. Bremer Künstler im Nationalsozialismus. Anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen vom 6. September bis 15. November 2009. Städtische Galerie Bremen, Bremen 2009, ISBN 978-3-938795-10-1, S. 135.