Wilhelm Szilasi

Wilhelm Szilasi, ungarisch Vilmos Szilasi, (* 19. Januar 1889 in Budapest, Österreich-Ungarn; † 1. November 1966 in Freiburg im Breisgau) war ein ungarisch-deutscher Philosoph und Phänomenologe.

Leben

Wilhelm Szilasi studierte Philosophie und lehrte in der Zeit der Ungarischen Räterepublik 1919 als Honorarprofessor in Budapest. Nach ihrer Niederschlagung floh er nach Deutschland. Hier war er Schüler und Kollege von Edmund Husserl und Martin Heidegger.

1933 emigrierte er auf Grund der nationalsozialistischen Verfolgung in die Schweiz und lebte bis zum Ende seines Lebens in Brissago. Er unterhielt Kontakte sowohl zu ungarischen als auch zu deutschen Intellektuellen und Künstlern. So war er aus Ungarn zum Beispiel mit Mihály Babits, Tibor Déry, Milán Füst und mit Georg Lukács befreundet. In Deutschland stand er mit Wolfgang Schadewaldt, Ludwig Binswanger und mit Karl Löwith in engem Kontakt.

1947 wurde er als Vertreter für den suspendierten Martin Heidegger „Honorarprofessor mit der Wahrnehmung eines Lehrstuhls beauftragt“ an der Universität Freiburg, ab 1956 lehrte er dort als beamteter Extraordinarius. Sein Nachfolger war 1964 Werner Marx. Seit 1955 gehörte Szilasi dem Wissenschaftlichen Beirat der Sachbuchreihe Rowohlts deutsche Enzyklopädie an.

1958 erhielt er den Ehrendoktor der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt am Main.

Werk

Seine wissenschaftliche Arbeit wurde maßgeblich von Edmund Husserl und Martin Heidegger beeinflusst. Einen besonderen Schwerpunkt Szilasis bildete das Verhältnis von Philosophie und den Naturwissenschaften. Er hatte engeren Kontakt zur „Münsteraner Schule“ um Joachim Ritter, besonders Hermann Lübbe und Odo Marquard.[1]

Publikationen (Auswahl)

  • Phantasie und Erkenntnis, Francke, Bern 1969.
  • Philosophie als strenge Wissenschaft, Klostermann, Frankfurt 1965. (diverse Neuauflagen)
  • Philosophie und Naturwissenschaft, Francke, Bern 1961.
  • Einführung in die Phänomenologie Edmund Husserls, Niemeyer, Tübingen 1959.
  • Macht und Ohnmacht des Geistes – Interpretationen zu Platon, Alber, Freiburg im Breisgau 1946.
  • Wissenschaft als Philosophie, Europa Verlag, Zürich 1945.

Literatur

  • Helmut Höfling (Hrsg.): Beiträge zu Philosophie und Wissenschaft. Wilhelm Szilasi zum 70. Geburtstag., Franke, München 1970.
  • Ernesto Grassi: Zur Erinnerung an Wilhelm Szilasi, in: ders., Macht des Bildes. Köln 1970. S. 9–12.
  • Zoltán Szalai: „wie sehr mir all deine Sachen und Entwicklung am Herzen liegt“: Die Verbindung Wilhelm Szilasis und Tibor Dérys bis 1945. In: Andrea Benedek, Renata Alice Crisan, Szabolcs János-Szatmári, Noémi Kordics, Eszter Szabó (Hrsg.): Interkulturelle Erkundungen: Leben, Schreiben und Lernen in zwei Kulturen. (Großwardeiner Beiträge zur Germanistik.) Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Peter Lang Verlag, 2012. S. 229–248.
  • Zoltán Szalai: Verwertung von Netzwerken in der philologischen Forschung: Das Schicksal des Nachlasses von Wilhelm Szilasi aus Freiburg über Edmonton bis Budapest. In: Ágnes Fekete, Miklós Fenyves, András Komáromy (Hrsg.): Studien ungarischer Nachwuchsgermanistinnen: Beiträge der ersten gemeinsamen Jahrestagung 2010. (Budapester Beiträge zur Germanistik 59.) Budapest: ELTE Germanistisches Institut, 2012. S. 102–108.
  • Zoltán Szalai: Zwei Positionen zum Verrat: Die Debatte zwischen Wilhelm Szilasi und Mihály Babits über den Verrat der Intellektuellen. In: Ungarn Jahrbuch. Zeitschrift für interdisziplinäre Hungarologie. Band 30, 2011. S. 105–118.
  • Zoltán Szalai: "Ich bin in meinem Leben keinem größeren Exampel der Freundschaft begegnet". Die Freundschaft Wilhelm Szilasis und Tibor Dérys nach 1945. In: András F. Balogh, Péter Varga (Hrsg.): „das Leben in der Poesie“: Festschrift für Magdolna Orosz zum 60. Geburtstag. (Budapester Beiträge zur Germanistik 57.) Budapest: ELTE Germanistisches Institut, 2011. S. 319–330.
  • Zoltán Szalai: Im Schatten Heideggers. Einführung zu Leben und Werk von Wilhelm Szilasi. Freiburg: Verlag Karl Alber, 2017.

Belege

  1. KONRAD ADENAUER – EIN CHRIST DEMOKRAT UND EUROPÄISCHER STAATSMANN. Konrad-Adenauer-Stiftung, abgerufen am 19. Januar 2019.