Wilhelm Carl Heraeus stammte aus einer Apothekerfamilie, die in der Neustadt Hanau seit 1660 an der Ecke Nürnberger Straße / Kölnische Straße die Einhornapotheke betrieb.
1851 übernahm Wilhelm Carl Heraeus die von seinem schon zwanzig Jahre zuvor verstorbenen Vater hinterlassene Apotheke. Hier experimentierte er mit Metallabfällen aus dem Hanauer Juwelier-Gewerbe, um reines Platin herzustellen, das seitens der Industrie gefragt war. 1856 gelang ihm das erstmals in der Flamme eines eigens entwickelten „Knallgasgebläses“, einem sehr effektiven Verfahren, das bis zu diesem Zeitpunkt nahezu unbekannt war. Kunden waren weltweit Goldschmiedewerkstätten, Schmuckfabriken, Zahnärzte, chemischeLaboratorien und zahlreiche Industrien. Die Firma „W.C. Heraeus“ arbeitete noch jahrzehntelang rein handwerklich: Noch 1886 betrieb Wilhelm Carl Heraeus die spätere Weltfirma mit lediglich sechs Mitarbeitern im Gebäude und auf dem Grundstück seiner Apotheke. Er produzierte außerdem Osmium und Flusssäure. Auch seine Apotheke betrieb er weiter.
Zum 1. Januar 1889 übergab Wilhelm Carl Heraeus seinen Betrieb an seine Söhne Wilhelm und Heinrich. Diese brachen mit der handwerklichen Tradition und entwickelten den Familienbetrieb zum Weltunternehmen.
Politisches Engagement
Heraeus war seit 1874 Mitglied im Magistrat der Stadt Hanau, stellvertretender Oberbürgermeister und zeitweise Leiter der Stadtverwaltung. Weiter war er Abgeordneter der Handelskammer. Er erhielt 1898 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hanau.
Literatur
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 302–303.
Fried Lübbecke: Hanau. Stadt und Grafschaft. Köln, 1951, S. 323ff.