Werner Bischof, Sohn des Kaufmanns Albert Bischof und der Maria, geborene Schmid, wuchs gemeinsam mit seiner älteren Schwester Marianne zuerst in Zürich und Kilchberg in der Schweiz auf, verbrachte seine Schulzeit aber in Waldshut. Dort war sein Vater seit 1922 Leiter einer Filiale einer Zürcher pharmazeutischen Fabrik.[1] Diese Zeit war vom frühen Tod der Mutter überschattet.[2] Er besuchte das Lehrerseminar Schiers, um Zeichen- und Sportlehrer zu werden. Mit 16 Jahren wechselte Bischof zum Studium an die Zürcher Kunstgewerbeschule und studierte bei Hans Finsler und Alfred Willimann. 1936 erhielt er sein Diplom mit Auszeichnung als Fotograf und eröffnete nach der Rekrutenschule als Grundausbildung bei der Schweizer Armee in Zürich ein Studio für Mode- und Werbefotografie. Nach Intermezzi als Angestellter bei einem Zürcher Verlag, freischaffender Künstler für die Schweizerische Landesausstellung 1939 und Grafiker in Paris wurde er 1939 zum Militärdienst in der Schweiz eingezogen. In kurzen Phasen zwischen den Militäreinsätzen widmete er sich der Fotografie von Naturmotiven. 1942 wurden in der damals neuen Monatszeitschrift Du die ersten Fotografien von Bischof publiziert.
Im Herbst 1945 bereiste er Süddeutschland, Frankreich und die Niederlande und war tief beeindruckt von der Not in den vom Zweiten Weltkrieg stark betroffenen Regionen. Im Auftrag der Schweizer Spende berichtete er über die Hilfe für die Kriegsopfer und das zerstörte Europa.
1948 war er für Time bei den Olympischen Winterspielen in St. Moritz. 1949 wurden seine dokumentarischen Aufnahmen in der Zeitschrift Life veröffentlicht, und er trat der neu gebildeten Fotografengenossenschaft Magnum Photos bei. Ab 1951 war er im Mittleren (Hungersnot in Bihar) und Fernen Osten unterwegs. Für die Zeitschrift Paris Match war er Kriegskorrespondent im Indochinakrieg. 1953 begann er eine für längere Zeit geplante Reise durch den amerikanischen Kontinent. Im darauffolgenden Jahr am 16. Mai 1954 stürzte er zusammen mit Geologen Ali de Szepessy-Schaurek in einem Geländewagen mit einheimischem Chauffeur am Peña de Aguila in den peruanischen Anden in eine Schlucht, dabei kamen alle Insassen ums Leben.[3]
Er war seit 1949 mit Ehefrau Rosellina (1925–1986) verheiratet und hatte zwei Söhne Marco (* 1950) und Daniel (* 1954). Rosellina Bischof verwaltete die Nutzungsrechte an den Fotografien ihres verstorbenen Ehemanns, organisierte und kuratierte Ausstellungen mit seinen Bildern, die teilweise auch als Wanderausstellungen konzipiert waren und gab Fotobücher mit Werken von Werner Bischof heraus. Sie heiratete später den Fotografen René Burri.[4]
1955 wurde der Fotoband Japon, den seine Witwe, Rosellina Bischof im Pariser Verlag Edition Delpire herausbrachte, als erstes Buch mit dem Prix Nadar ausgezeichnet.
Seine Schwester, Marianne Fiechter-Bischof (1915–2014) war Ärztin an der ersten anthroposophischen Klinik in Arlesheim, Schweiz.
Zu Bischofs hundertstem Geburtstag 2016 war eine Werkschau im Musée de l’Elysée in Lausanne zu sehen, die u. a. von seinem Sohn Marco Bischof kuratiert wurde.
Werk
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In seinem relativ kurzen Leben, war Werner Bischof höchst produktiv und engagiert. Er schuf ein Werk von 60.000 Fotografien.[5] Bischof machte sich mit faszinierenden Kompositionen aus Licht und Schatten schon früh als Studio- und Werbefotograf einen Namen. Als er aber nach Ende des Zweiten Weltkriegs das verwüstete Europa bereisen konnte, schilderten seine Bilder mit beklemmender Eindringlichkeit das Leid und die Zerstörungswut des Krieges. Sein Motto wurde nun: „Es kommt nicht darauf an, aus der Fotografie wie im alten Sinne eine Kunst zu machen, sondern auf die tiefe soziale Verantwortung des Fotografen, der mit den gegebenen elementaren fotografischen Mitteln eine Arbeit leistet, die mit anderen Mitteln nicht zu leisten wäre. Diese Arbeit muss das unverfälschte Dokument der zeitlichen Realität werden.“ In diesem Sinne schuf Bischof Bilder, die zwar bittere Armut und tiefes Leid zeigen, doch auch Dokumente einer inneren Kraft und Willensstärke der abgebildeten Menschen sind. Die Oberflächlichkeit und Sensationslust des Redaktionsgeschäftes stiessen ihn ab, dennoch wurde er meist in Krisengebiete geschickt. Trotz der äusseren Umstände aber werden in Bischofs Aufnahmen immer die Liebe zum Menschen und die Liebe zur Sache sichtbar. Ästhetisches Gefühl, elementare Formkraft und humanes Engagement verbanden sich bei ihm zu einer inneren Einheit.
Eines seiner berühmtesten Bild zeigt einen Jungen, der entlang eines Abgrunds schreitend, Flöte spielt. Das Bild nahm Bischof 1954 in Peru auf. Die NZZ nannte das Bild „eine Ikone des Fotojournalismus“.[6]
„Werner Bischof war eine Fotografenpersönlichkeit, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Auge eines Lyrikers und dem Bewusstsein eines Politikers die Krisenherde dieser Welt fotografierte.“ schrieb Daniele Muscionico in der NZZ über Bischof.[6]