Weinbau in Österreich wird auf einer Fläche von 44.537 ha[1] betrieben. 69,6 % davon ist mit weißen, 30,4 % mit roten Rebsorten bestockt.[1] In Österreich gibt es knapp 10.300[1] Weinbaubetriebe, 1999 waren es noch über 32.000.[2] Im Jahresdurchschnitt werden 2,5 Millionen HektoliterWein produziert, der Großteil davon wird im Inland konsumiert[3]. Die Erzeugung von Tafeltrauben spielt in Österreich eine sehr untergeordnete Rolle.
Die ältesten Traubenkernfunde wurden am Hundssteig in Krems an der Donau gemacht. Diese Kerne von Vitis sylvestris (Wildrebe) stammen aus der Zeit 3000 v. Chr., höchstwahrscheinlich wurden sie in den Flussauwäldern gesammelt. Das Gleiche gilt für die in Nußdorf ob der Traisen gefundenen Rebkerne die aus der Zeit 2000 v. Chr. stammen. Es gibt aber keinerlei Hinweise, dass Wein in dieser Zeit erzeugt wurde. Das gilt auch für jene Rebkerne von Vitis vinifera (Kulturrebe), die in Stillfried – einer Katastralgemeinde von Angern an der March – gefunden wurden. Sie stammen aus der Zeit 900 v. Chr. und sind damit die ältesten in Mitteleuropa und Österreich gefundenen Rebkerne von Vitis vinifera. Wahrscheinlich stammen sie von importierten getrockneten Beeren aus dem Balkanraum. Es ist möglich, dass diese Rebkerne vor Ort vermehrt und verbreitet wurden. Das Gleiche gilt für die Rebkerne aus einem Hügelgrab bei Zagersdorf im Burgenland. Sie stammen aus der Zeit um 700 v. Chr., Hinweise, Gegenstände und Einrichtungen zur Weinerzeugung fehlen. Vielmehr verwendete man in der Hallstatt- und Latènezeit Rebkerne als Grabbeigabe, was auf deren Wertschätzung der damals lebenden Menschen schließen lässt.
Der größte Teil des heutigen Österreich wurde um 15 v. Chr. ins Römische Reich eingegliedert. Der römische Kaiser Claudius richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) die römische Provinz Noricum ein, deren Grenzen im Norden bis zur Donau, im Nordosten bis zum Wienerwald, im Osten etwa entlang der heutigen steirischen Ostgrenze sowie im Südosten und Süden jenseits von Eisack und Drau verliefen. Mit den Römern fand in den Provinzen Noricum und Pannonien der Weinbau rasch Verbreitung. Cassius Dio, römischer Senator, Konsul, Schriftsteller und Geschichtsschreiber, war unter anderem Statthalter von Pannonien und Dalmatia und beschrieb die Qualität des pannonischen Weinbaus als schlecht.[4]
Trotz der kurzen Regierungszeit des römischen Kaisers Probus (276–282) gehört dieser in einigen Regionen heute zu den auch Laien bekannten römischen Kaisern. Dies rührt von einer Nachricht in der Probus-Biographie der Historia Augusta her, wo es in Kapitel 18,8 heißt: „Gallis omnibus et Hispanis ac Brittannis hinc permisit, ut vites haberent vinumque conficerent.“ („Er erlaubte allen Galliern, Spaniern und Briten, Reben zu besitzen und Wein herzustellen.“) Deshalb gilt Probus in zahlreichen Weinbaugebieten nördlich der Alpen (wie in Österreich und an der Mosel in Deutschland) als derjenige, der dort den Weinbau eingeführt hat. Sicher ist, dass die Weinproduktion in diesen Regionen nach der Mitte des 3. Jahrhunderts deutlich an Bedeutung gewonnen hat.[5]
Im Jahr 470 wurden gemäß der im Jahr 511 von verfassten Vita Sancti Severini, der Biographie des Severin von Noricum von Eugippius Rebflächen bei Mautern erwähnt. Der Fund eines Winzermessers in Lauriacum, einer römischen Siedlung im Bereich von Lorch, einem Stadtteil des heutigen Enns in Oberösterreich gilt ebenfalls als Beleg des frühen Weinbaus zur Zeit der Römer.[6]
Die Völkerwanderung besiegelte den Niedergang der römischen Macht, 476 zerbrach das Weströmische Reich schließlich. Zahlreiche Überfälle auf die Pannonische Tiefebene beeinflussten die weitere Entwicklung des Weinbaus negativ.
Der Adel und die Bürgerschaft versuchten schon früh, das Wein-Monopol von Landesherren und Kirche aufzuweichen. Der erste urkundlich erwähnte Ankauf von drei Weingärten durch den Wiener Bürger Reingerus datiert auf das Jahr 1170.
Die bedeutenden Klöster des österreichischen und bayrischen Voralpenraumes errichteten vom 11. bis ins 13. Jahrhundert zahlreiche landwirtschaftliche Betriebshöfe wie Stift Göttweig, Stift Klosterneuburg, Stift Zwettl, Stift Melk, Stift Lilienfeld und Stift Heiligenkreuz. Im Jahr 1250 wurde unter dem Namen Thal Wachau eine Herrschaft und eine Bezirksverwaltung mit den heutigen Katastralgemeinden Joching, St. Michael, Wösendorf in der Wachau und Weißenkirchen in der Wachau gegründet. Zwischenzeitlich wurden die Katastralgemeinden zur MarktgemeindeWeißenkirchen in der Wachau zusammengefasst.
Am 21. März 1359 führte Herzog Rudolf IV., „der Stifter“, im gesamten Herzogtum eine Getränkesteuer, das sogenannte Ungeld ein. Später folgten mit dem Bergzehnt die Bergrechtsablösen der Grundherrn sowie diverse Zoll- und Mautgebühren für die Durchfuhr von Städten und Regionen.
Weinproduktion und Weinkonsum erreichten durch die Mittelalterliche Warmzeit, wie im gesamten Heiligen Römischen Reich einen absoluten Höhepunkt. In Mitteleuropa war die Temperatur um etwa 1 °C wärmer als während der vorletzten CLINO-Periode (1961–1990).[7] Die Anbaugrenzen in den Mittelgebirgen nördlich der Alpen reichten etwa 200 m höher als gegenwärtig, so dass die Kulturlandschaft im Hochmittelalter ihre größte Ausdehnung erfuhr.[8] Die Rebflächen waren damals etwa zehnmal so umfangreich wie heute. Auch in Salzburg, Oberösterreich, Nordtirol und Kärnten gab es bedeutende Rebflächen.[9][10]
Am 3. Feb. 1447 wurde die Hauerinnung Krems-Stein gegründet. Sie ist die älteste noch aktive Hauerinnung im deutschsprachigen Raum.
1580 brachte Johann Rasch (* in oder um 1540 in Pöchlarn; † 1612 in Wien) sein „Weinbuch“ heraus, welches erstmals in gedruckter Form die österreichischen Weingebiete charakterisierte.[11][12]
Durch eine Zirkularverordnung von Kaiser Joseph II. von 1784, die das Ausschankrecht für Heurige bestätigte, erhielt der Weinbau neuen Aufschwung. Die Reblauskatastrophe ab 1867 und Pilzkrankheiten verwüsteten weite Teile der Weinrieden des Landes. Die Krise wurde wie in ganz Europa erst durch die Verwendung von amerikanischen Unterlagsreben überwunden. Die Weinbauschule Klosterneuburg, 1860 gegründet, war eine der ersten weltweit. Die Weinbauschule Krems wurde 15 Jahre später gegründet. In der Weinbauschule Klosterneuburg wurden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Rebsorten Zweigelt, Blauburger, Goldburger und die Jubiläumsrebe gezüchtet.[13]
Im Jahr 1985 sorgte der Glykolwein-Skandal für Aufsehen, als bekannt wurde, dass einige österreichische Winzer ihrem Wein Diethylenglykol beigemischt hatten, um damit einfache Weine aufzuwerten. Dieser Skandal wurde jedoch zum „Katalysator“ für die weitere Entwicklung des österreichischen Qualitätsweinbaus. Im Gefolge des Glykowein-Skandals wurde in Österreich das europaweit strengste Weingesetz beschlossen.[9][14] Beispielsweise wurde der Begriff des Haustrunkes aus dem Weingesetz genommen, womit der Uhudler endgültig verboten war.[15]
Mit der Herkunft Weinviertel DAC wurde für den Weinjahrgang 2002 erstmals eine gesetzlich kontrollierte Herkunftsbezeichnung eingeführt. In der Folgezeit wurden für weitere österreichische Weinbaugebiete sogenannte DAC-Weine (DAC = Districtus Austriae Controllatus) definiert. Aktuell gibt es 18 DAC-Herkunftsbezeichnungen.[16]
Qualitätsstufen nach dem Österreichischen Weingesetz
Einteilung der Weine nach Qualitätsstufen laut Österreichischem Weingesetz 2009[17][18]
Verschnitt aus Weinen verschiedener Länder der EU möglich
Bezeichnung:
Wein aus Österreich – weiß
Wein aus Österreich – rot
Wein ohne g.U. oder g.g.A.[20] können Rebsorten- oder Jahrgangsangaben, bei bestimmten Voraussetzungen, haben.
Hektarhöchstertrag 10.000 kg (oder 7.500 l Wein/ha)
Muss im Aussehen und Geschmack frei von Fehlern sein.
entsprechende Rebsortentypizität
Rebsorten mit Herkunftsnamen (z. B. Weißer Burgunder und alle anderen Burgundersorten, Rheinriesling etc.) sind nicht erlaubt (mögliche Irreführung des Konsumenten).
Angaben von Sorten lt. Qualitätsweinrebsortenverordnung, sowie durch Verordnung zugelassene Rebsorten.
Alkoholerhöhung/Anreicherung Weine ohne geografischer Herkunft
In Österreich liegt die Produktionsmenge von Wein der Qualitätsstufe Qualitäts- und Prädikatsweine deutlich über den anderen Stufen.
Districtus Austriae Controllatus
Seit 2003 gibt es in Österreich auch gebietsspezifische Qualitätsweine, die DAC-Weine. Ein DAC (Districtus Austriae Controllatus) ist ein besonders gebietstypischer Qualitätswein aus einem bestimmten Weinbaugebiet. Welche Sorten zugelassen sind und welche konkreten Qualitätsanforderungen an den DAC gestellt werden, beschließen sogenannte interprofessionelle oder regionale Weinkomitees.
Bisher wurden in Österreich per Ministeriumsverordnung die folgenden 18 DAC-Apellationen definiert[23] (chronologische Reihung nach deren Einführung):
Weinviertel DAC (ab Jahrgang 2002, Reserve: ab Jahrgang 2009)
Die folgende Tabelle listet alle 24 weißen und 16 roten Rebsorten auf, die in Österreich zur Herstellung von Qualitäts- und Prädikatsweinen zugelassen sind. Alle Prozentangaben sind auf die Gesamtweinbaufläche bezogen.[1]
„Wiener Gemischter Satz“ ist keine Rebsorte, sondern eine Wiener Spezialität aus mehreren weißen Rebsorten, bei denen verschiedene Sorten in einem Weingarten wachsen. Diese Sorten werden nicht getrennt voneinander statistisch erfasst.
Weißweinsorten
Weißweinsorte
Rebfläche ha
%
Blütenmuskateller*
111,47
0,3 %
Bouvier
202,87
0,5 %
Chardonnay (Morillon)
1.931,40
4,3 %
Frühroter Veltliner (Malvasier)
237,01
0,5 %
Furmint
31,02
0,1 %
Goldburger
31,22
0,1 %
Goldmuskateller
46,75
0,1 %
Grauer Burgunder (Pinot Gris)
315,21
0,7 %
Grüner Veltliner
14.409,81
32,4 %
Jubiläumsrebe
2,28
0,0 %
Müller-Thurgau (Rivaner)
1.230,72
2,8 %
Muscaris*
97,08
0,2 %
Muskat Ottonel
315,67
0,7 %
Muskateller
1.524,66
3,4 %
Neuburger
245,43
0,6 %
Riesling
2.035,80
4,6 %
Roter Veltliner
197,67
0,4 %
Rotgipfler
113,07
0,3 %
Sauvignon Blanc
1.717,91
3,9 %
Scheurebe (Sämling 88)
299,22
0,7 %
Souvignier Gris*
66,20
0,1 %
Sylvaner
22,86
0,1 %
Traminer
261,16
0,6 %
Weißer Burgunder (Pinot Blanc)
1.854,83
4,2 %
Welschriesling
2.811,06
6,3 %
Wiener Gemischter Satz
227,53
0,5 %
Zierfandler (Spätrot)
61,44
0,1 %
Summe Qualitätswein-Sorten weiß
30.401,37
68,3 %
Summe sonstige Sorten weiß
581,89
1,3 %
Summe Weißweinsorten Österreich
30.983,26
69,6 %
Rotweinsorten
Rotweinsorte
Rebfläche ha
%
Blauburger
436,21
1,0 %
Blauer Burgunder (Pinot Noir)
599,11
1,3 %
Blauer Portugieser
453,31
1,0 %
Blauer Wildbacher
529,46
1,2 %
Blaufränkisch
2.580,02
5,8 %
Cabernet Franc
106,29
0,2 %
Cabernet Sauvignon
569,94
1,3 %
Merlot
809,90
1,8 %
Rathay*
49,71
0,1 %
Roesler*
278,63
0,6 %
Rosenmuskateller
8,49
0,0 %
St. Laurent
596,14
1,3 %
Syrah
150,69
0,3 %
Zweigelt
6.067,69
13,6 %
Summe Qualitätswein-Sorten rot
13.235,60
29,7 %
Summe sonstige Sorten rot
318,07
0,7 %
Summe Rotweinsorten Österreich
13.553,67
30,4 %
Weinbaugebiete in Österreich
Die Weinbauflächen werden in drei Weinbauregionen eingeteilt:
Diese Weinbauregion umfasst die Weinbauflächen der Bundesländer Niederösterreich (26.968 ha), Burgenland (11.648 ha) und Wien (582 ha).[1] Gemeinsam stellen sie 14 der 17 Weinbaugebiete. In der Weinbauregion Weinland gibt es im Bundesland Niederösterreich noch 3 ha, die keinem Weinbaugebiet zugeordnet sind. Die Weinbaugebiete im Burgenland, das Weinviertel und die anderen Weinbaugebiete in Niederösterreich zusammen machen je etwa ein Drittel der Weinbaufläche der Weinbauregion Weinland aus.
Wachau
Lage: sonnige Hanglagen im Donauabschnitt Wachau. Das Weinbaugebiet umfasst von 33 Stromkilometern zwischen Melk und Krems nur die 15 km westlich von Krems und die unmittelbar angrenzende Seitentäler, die sogenannten Wachauer Gräben. Weinbau wird auf den Hängen bis auf etwa 450 m ü. A., bzw. 250 m über der Donau betrieben.
Boden: Meist verwitterte Urgesteinsböden an den Steilhängen mischen sich in tieferen Lagen mit Löss. Im Tal teilweise auch sandige Böden. Typisch für die Wachau sind die durch Trockenmauern begrenzten Steinterrassen.
Klima: Die Ausläufer des warmen pannonischen Klimas kommen von Osten bis in die Wachau. Aus dem Westen gelangen die Ausläufer der gemäßigten, atlantischen Luft. Zu diesen beiden kommen noch die kühlen, oft feuchteren Luftmassen aus dem Norden, die durch die Wachauer Gräben in das Donautal gleiten. Einer der größeren Gräben ist der Spitzer Graben. Das Zusammenspiel dieser drei Klimaeinflüsse sorgt für eine ständige Luftzirkulation, die die Bukettbildung wesentlich mit beeinflusst.
Boden: Urgesteinsböden im Westen, Löss und Lehm im Osten und Süden
Klima: Rand des pannonischen Klimagebietes. Zur Reifezeit strömt aus der Hochebene des umliegenden Waldviertels kühle, sauerstoffreiche Luft in das Tal, dadurch große Schwankungen zwischen Tag- und Nachttemperatur. Die Temperaturschwankungen, die hohe Luftfeuchtigkeit und die Herbstnebel begünstigen die Würzigkeit und die Finesse der Weine.
das gesamte Weinbaugebiet ist ein DAC, nur DAC-Weine dürfen die Herkunftsbezeichnung „Leithaberg“ führen. Trockenbeerenauslesen aus der Freistadt Rust dürfen die Bezeichnung „Ruster Ausbruch DAC“ tragen.
Das Weinbaugebiet Wien liegt innerhalb der Stadtgrenzen. Die Anbaufläche von gut 600 ha[1] macht Wien zur einzigen Hauptstadt der Welt mit nennenswerter Weinproduktion, wobei auch die Stadt Wien selbst ein Weingut unterhält. Als regionale Besonderheit gilt der gemischte Satz, im Gegensatz zur Cuvée werden unterschiedliche Rebsorten nach der Lese gemeinsam zu Wein weiterverarbeitet.
Das Steirerland ist mit einer Rebfläche von rund 5.100 ha[1] nach dem Weinland die zweitgrößte Weinbauregion Österreichs. Dies entspricht ca. 11 %.[1] der gesamten Rebfläche Österreichs. In der Weinbauregion Steirerland werden noch drei Weinbaugebiete unterschieden. Außerdem gibt es 0,05 ha[1], die keinem Weinbaugebiet zugeordnet sind.
Die Weinberge befinden sich in der Regel in Steillagen auf einer Höhe bis zu 700 m ü. A. Die Witterung ist schwach kontinental, im Sommer warm und im Winter mäßig kalt. Im Durchschnitt fallen ca. 1.000 mm/Jahr Niederschlag. Dieses Klima macht die Steiermark zu einem Weißwein-Land. Circa 4.200 ha Rebfläche sind mit weißen Reben bestockt[1]. Die wichtigsten Rebsorten sind der Sauvignon Blanc, der Welschriesling und der Weißburgunder. Bei den roten Rebsorten dominieren der Blaue Wildbacher (Schilchertraube) und der Zweigelt. Eine Besonderheit der Steiermark ist der Steirische Junker, ein trockener Jungwein, der im Jahr der Ernte auf den Markt kommt. Die Bezeichnung „Steirischer Junker“ ist eine geschützte Weinmarke.
das gesamte Weinbaugebiet ist ein DAC, DAC-Weine dürfen die Herkunftsbezeichnung „Weststeiermark“ führen. Besonderheit: In der Weststeiermark ist mit dem Schilcher ein sehr spezifischer Wein beheimatet. Der Schilcher ist gesetzlich besonders geschützt und darf nur aus der Blauen Wildbacher Rebe als Rosé gewonnen werden, deshalb kommt der Weststeiermark als Hauptanbaugebiet dieser Sorte eine besondere Bedeutung zu.
In dieser Region sind die Anbaugebiete der fünf Bundesländer Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg zusammengefasst. Diese spielen mit insgesamt 225 ha (219 Betriebe)[1] noch eine eher untergeordnete Rolle.
Sturm, Staubiger, Heuriger
Als Sturm wird in Österreich noch in Gärung befindlicher Rebensaft bezeichnet. Anders als bei dem je nach Region meist sehr beliebten Süßmost handelt es sich hierbei um ein alkoholisches Getränk. Sturm kommt nur für kurze Zeit und in meist bloß mit einer Folie abgedeckten Flaschen in den Handel. Im Endstadium der Gärung wird der (ungefilterte) Rebensaft in Österreich als „Staubiger“ bezeichnet.
Der Jungwein wird traditionell zu Martini (am 11. November) „getauft“ und damit zum „Heurigen“, der von Gesetzes wegen noch bis zum 31. Dezember des Folgejahres in solcher Weise bezeichnet werden darf. In der Steiermark ist für solchen Jungwein auch das Wort Junker gebräuchlich und ist als Bezeichnung Steirischer Junker geschützt.
Heuriger bezeichnet in Österreich neben dem genannten Wein auch die Buschenschank, die ihn vertreibt. Diese Bedeutung des Wortes, das ursprünglich die Selbstvermarktung des Jungweins durch den Winzer ausdrückte, ist allerdings nicht gesetzlich geschützt, weshalb jeder Gastronomiebetrieb als „Heuriger“ bezeichnet werden darf.
Tafeltrauben
Obwohl Österreich traditionell ein traubenproduzierendes Land ist, wird der Großteil der im Handel vertriebenen Tafeltrauben aus dem Ausland importiert.[26] Um diese Situation zu ändern, wurde 2007 von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, der Wein- und Obstbauschule Klosterneuburg und der Handelskette Spar das Gemeinschaftsprojekt „Weinviertler Tafeltraube“ ins Leben gerufen. Zu Beginn des Projekts beteiligten sich mit einer Neuauspflanzung von 11,5 Hektar 13 Weinviertler Winzer daran. Mit der Ernte 2010 wurden die ersten Tafeltrauben aus diesem Projekt in ausgewählten Spar-Filialen in Wien und Niederösterreich angeboten.[27][28]
Weinbildung in Österreich
Es gibt in Österreich eine Anzahl von mit dem Weinbau in Verbindung stehende Bildungseinrichtungen. Eine renommierte Lehranstalt mit Maturaabschluss ist die am 12. April 1860 gegründete Klosterneuburger Weinbauschule. Die Absolventen erwerben nach einer dreijährigen Berufspraxis den Ingenieurstitel.[29] Weitere Schulen mit praxisbezogenem Ausbildungcharakter sind die Weinbauschulen in Eisenstadt, Gumpoldskirchen, Krems an der Donau, Leibnitz und Mistelbach sowie die Landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn.[30][31]
Mit der Einführung eines Weinstudiums an der Universität für Bodenkultur Wien im Jahr 2004 wurde die Önologie in Österreich erstmals auf universitäres Niveau gehoben. Deren Etablierung an der Universität für Bodenkultur Wien ist der Initiative und den langjährigen Bemühungen von deren langjährigem Rektor Manfried Welan zu verdanken. Das ursprünglich als Bakkalaureat ausgerichtete Studium „Önologie und Weinmarketing“ wurde 2014 durch das von der Universität für Bodenkultur Wien gemeinsam mit der Hochschule Geisenheim angebotene Masterstudium „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“ abgelöst.[32][33]
In Rust am Neusiedler See bietet die 1991 gegründete Weinakademie Österreich mit dem Weinakademiker Diploma die Ausbildung zum internationalen Weinspezialisten an. Am Ende der Ausbildung steht die Graduierung zum Weinakademiker. Darüber hinaus offeriert die Weinakademie Österreich ein breit gefächertes Seminarangebot für ein weininteressiertes Publikum.[36]
Brauchtum
Nachdem der Weinbau in Österreich eine lange Tradition aufweist, ist damit ein althergebrachtes Brauchtum verbunden. Während die alten Arbeitsbräuche, die ganz direkt bei diversen weinbaulichen Arbeitsvorgängen geübt wurden, im Zuge der Mechanisierung des Weinbaus, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts mit der weitflächigen Einbindung von Traktoren in Österreich vollzogen wurde, größtenteils eingestellt wurden, wird das mit dem Weinbau verbundene Festbrauchtum in so manchen Bereichen auch heute noch gepflogen.[37] So wird beispielsweise um den 11. November (Martinitag) in vielen Weinorten die Weintaufe, mithin die „Taufe“ des Jungweines, die eigentlich eine Segnung ist, durchgeführt. Im Rahmen einer Zeremonie geben prominente Paten dem „Taufwein“ einen speziellen Namen.[38][39] Auch Erntedankfeste werden mit Weinbaubezug gefeiert. Der in diesem Sinne alljährlich am Sonntag nach Leonhardi (6. November) abgehaltene Perchtoldsdorfer Hütereinzug (vulgo „Perchtoldsdorfer Hiataeinzug“), der aufgrund seiner alten Tradition im Jahr 2010 von der Österreichischen UNESCO-Kommission als Immaterielles Kulturerbe in Österreich unter Schutz gestellt wurde, gilt als größtes Erntedankfest in Ostösterreich.
Johann Rasch: Weinbuch. Das ist: Vom baw und pflege des Weins / Wie derselbig nützlich sol gebawet / Was ein jeder Weinziher oder Weinhawer zuthun schuldig / Auch was für nutz und schaden durch sie kann ausgericht werden, Allen Weingart Herren sehr nothwendig zu wissen. München 1580.
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Matthias Arthold: Österreichs Weinbau und Weinbaustätten. Ein Führer durch das österreichische Weinland. 3. Auflage, Verlag des Hauptverbandes der Weinbautreibenden Oesterreichs, Wien 1924.
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↑Johann Rasch: Weinbuch. Das ist: Vom baw und pflege des Weins / Wie derselbig nützlich sol gebawet / Was ein jeder Weinziher oder Weinhawer zuthun schuldig / Auch was für nutz und schaden durch sie kann ausgericht werden, Allen Weingart Herren sehr nothwendig zu wissen. München 1580, S. 48v. und 49r.
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↑Martin Raggam: Neues Weingesetz im Überblick. In: Der Winzer. 11/2009 S. 88.
↑Einteilung lt. Gemeinsamer Marktordnung für Wein (GMO-'Wein) VO Nr. 1234/2007.
↑Die gemeinschaftliche Bezeichnung Wein g.U. oder Wein g.g.U. sind keine Verkehrsbezeichnungen und dürfen daher nicht auf dem Etikett angeführt werden.
↑Die gemeinschaftliche Bezeichnung "Wein g.g.A." ist keine Verkehrsbezeichnung und darf nicht auf dem Etikett angeführt werden.
↑Die gemeinschaftliche Bezeichnung "Wein g.U." ist keine Verkehrsbezeichnung und darf nicht auf dem Etikett angeführt werden.
↑Der Schulbetrieb der ehemaligen Winzerschule in Retz wurde nach Hollabrunn verlegt. Vgl. Josef Pleil: Weinbauschulwesen und Berufsausbildung. In: Willi Klinger, Karl Vocelka (Hrsg.): Wein in Österreich. Die Geschichte. 2. Auflage. Brandstätter, Wien 2020, ISBN 978-3-7106-0350-1, S. 564–567.
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↑Isabel Schmidt: Further Wein getauft. Artikel in der NÖN, Online-Version vom 29. November 2018, abgerufen am 31. Mai 2024.