Latyschew verfasste unter anderem ein Buch über die Geschichte des antiken Olbias und ein weiteres Buch über die Kalender mehrerer griechischer Stämme und Städte, sein herausragender Verdienst liegt jedoch in der griechischen Epigraphik. Zwischen 1885 und 1901 brachte er das vierbändige Werk Inscriptiones antiquae orae septentrionalis Ponti Euxini, Graecae et Latinae heraus. Darin sammelte er in der Form des Corpus Inscriptionum Graecarum die Inschriften des Schwarzmeerraumes. Dieser Bereich war für die Bearbeiter des von Deutschland aus initiierten Werkes immer problematisch gewesen, da ihnen oft die sprachlichen Voraussetzungen und die Kontakte fehlten, um die weit in Russland verstreuten Funde mit Inschriften auswerten zu können. Noch 1965 wurde das Werk, das in Teilen 1916 in zweiter Auflage herausgegeben wurde, neu herausgebracht. Weitere Werke Latyschews, die nie ins Deutsche übersetzt wurden, gab das Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik in den 1970er-Jahren als Reprint heraus. Die besondere Wertschätzung der Arbeiten Latyschews wird durch die ungewöhnlich frühe Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften im Alter von nur 35 Jahren deutlich.
Literatur
Christa Kirsten (Hrsg.): Die Altertumswissenschaften an der Berliner Akademie. Wahlvorschläge zur Aufnahme von Mitgliedern von F.A. Wolf bis zu G. Rodenwaldt. Akademie-Verlag, Berlin 1985 (Studien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Band 5), S. 107–108.
Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700 – 1990. Akademie-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 208.