Junge absolvierte eine Lithografenlehre und besuchte die Kunstgewerbeschule Hamburg. Nach dem Abitur studierte er von 1923 bis 1924 bei Franz von Stuck und Adolf Schinnerer in München. Von Herbst 1924 bis Herbst 1926 besuchte Junge das Bauhaus in Weimar und Dessau und lernte unter anderem bei Paul Klee. Von 1926 bis 1930 studierte er an der damaligen Kunsthochschule in Berlin. Das Studium schloss er 1930 mit dem 1. Staatsexamen ab. Junge arbeitete bei einem Glasmaler und als Graphiker bei einer Hamburger Zeitung und Zeitschrift.
In der Zeit des Nationalsozialismus galt Junge als entarteter Künstler, wodurch seine gesamte künstlerischen Tätigkeit lahmgelegt wurde. 1943 wurden das Atelier und das Elternhaus durch einen Luftangriff zerstört. Dabei wurde fast das gesamte Werk vernichtet, unter anderem 400 Radier- und 90 Holzschnittplatten.
Walter Junge war verheiratet und hatte einen Sohn.
Durch die Gründung der Künstlervereinigung „Salzgitter Gruppe“ (1959) und des „Kunstvereins Salzgitter e.V.“ (1960) trägt Junge bis in die Gegenwart zur Förderung der bildenden Kunst in der Stadt Salzgitter bei.
Zeitgenössische Rezeption
„Man spürt, daß Junge in Salzgitter, der Stadt der Hochöfen, zu Hause ist, denn viele dieser von fließenden und lodernden abstrakten Formen überzogenen Blättern setzen Eindrücke aus dem Stahlwerk um. Andere zeigen vegetative oder erdgeschichtliche Strukturen. Meist faßt er es mit viel Schwung und Kraft an, doch gibt es inmitten von soviel Bewegung auch ruhigere Drucke mit teilweise sehr feinen Farbabstufungen, die Walter Junges malerische Kultur bezeugen.“
„[Junge] gehört zweifellos zu den „Modernen“; nicht nur, daß er abstrakt malt: Er setzt sich hauptsächlich mit aktuellen Themen unserer Zeit auseinander, seine Motive entstammen fast ausnahmslos den modernen Naturwissenschaften, wobei besonders physikalische und biologische Elemente in den Einfällen des Künstlers eine beherrschende Rolle spielen [...].“
„Auch bei Junge befindet sich die Welt in einem Schmelzprozeß, zerfällt die Materie, trennen sich die Elemente, schaut aus dem Ding, das er anschaut der Urzustand heraus. Sagt er doch selbst, daß ihm das Mikroskop, sein Lieblingsinstrument, die Anregung zu einem großen Teil seiner Bilder gegeben hat.“
„Walter Junge vermag die tiefe Kluft zwischen banalem Kaufhaus-Genre und der gegenstandslosen Malerei nur um des Effekt willen, dieses breite Spektrum, in dem wohl 90 Prozent aller Kunstfreunde „ihre“ Richtung finden, mit seinen Bildern unbewußt überbrücken.“
„Was die Monotypien Junges auszeichnet, ist, daß sie einem einigermaßen verständniswilligen Betrachter einen Zugang zur zeitgenössischen Kunst öffnen.“
„Noch ein Nachhall der natursichtigen Gedanken aus der deutschen Romantik scheint in den Bildern von Walter Junge (Salzgitter) weiterzuklingen und Bestrebungen fortzusetzen, die auch bei Franz Marc und Paul Klee eine gewichtige Rolle gespielt haben.“
– Wiesbadener Tagblatt, 23. Juni 1965
„Was man sieht, sind formal bewegte, in der Farbe ungemein kultivierte Strukturen. Kompositionen, die sich bei näherem Studium als von der Wirklichkeit unseres zivilisierten Zeitalters inspiriert erweisen.“
„Es sind alles abstrakte Bilder, aber von solcher malerischen und geistigen Qualität, daß auch der fanatischste Gegner vor ihnen kapitulieren müßte. Und - was bei so vielen heutigen Malern selten ist - die Titel der Bilder führen den Betrachter auf das Erlebnis, das den Schaffensprozeß anregte. Sie schlugen das große, immer wiederkehrende Thema Junges an: die geheimen Kräfte zu gestalten, die die Welt bewegen, und zwar im Zustand ihres Entstehens. Um ein Gleichnis zu gebrauchen: nicht die Kristalle malt Junge, sondern die Kristallisation, die Geburt des Kristalls.“
„Hier ward ein Ereignis, hier ist es getan, nämlich Sinn und Rechtfertigung der abstrakten Malerei, das Gestaltlose zu gestalten, nicht die Objekte zu zeigen, sondern die Idee.“
Preis für Malerei bei der großen Kunstausstellung in Hamburg-Altona, 1929
Stadtmedaille der Stadt Salzgitter für kulturelle Verdienste, 1985
Literatur
Klaus Berner (Hrsg.): Walter Junge zum 90. Geburtstag. Kunstverein Salzgitter, Salzgitter 1995 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 30. April bis 14. Mai 1995).