In Prag geboren, erhält Vladimír Škoda hier auch seine Schulbildung. 1957 bis 1960 durchläuft er eine metallbearbeitende Ausbildung. Er beschäftigt sich mit Kunstgeschichte und besucht eine Abendklasse im Zeichnen. 1968 reist Škoda nach Paris. Dort angekommen erfährt er von der Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen des Warschauer Pakts infolge des Prager Frühlings. Škoda bleibt in Frankreich und bildet sich künstlerisch zunächst weitgehend autodidaktisch weiter. 1969 schreibt er sich an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris ein und studiert dort bis 1973. 1973–1975 lebt und arbeitet er in Rom. Danach kehrt er nach Frankreich zurück und wird 1975 französischer Staatsbürger. Von 1977 bis 2007 lehrte er an verschiedenen Kunstakademien, zunächst in Le Havre, dann in Marseille und schließlich in Strasbourg. Seine Skulpturen werden vorrangig in Frankreich, Deutschland, Tschechien und Italien ausgestellt.[1]
Werk
In frühen skulpturalen Arbeiten widmete sich Škoda dem menschlichen Körper. Zunächst, während des Studiums, noch im Sinn einer Nachahmung, bald aber abgewandelt im Sinn einer Beziehung von Körper und Material. So umwickelte er zum Beispiel, die Finger einer seiner Hände mit Metalldraht. Der Draht formte die Anatomie nach, blieb jedoch ganz den Bedingungen des Materials verhaftet. Wieder abgewickelt wurde der Draht zu Kugeln aufgerollt, die je nach Finger, den sie umkleideten, verschieden groß waren.[2]
Škodas bevorzugtes Material ist Metall, seine bevorzugte Form die Kugel. Die Kugelform kann sowohl als kosmologisches Modell einer Sphäre oder als Abbild eines Planeten (unserer Welt) gedeutet werden. Ist eine solche Kugel spiegelnd poliert, werden die jeweilige Umgebung, in der sie liegt und die Menschen, die sich ihr nähern, einbezogen. So dass eine Dreierbeziehung zwischen „Mensch, Welt und Kosmos“ entsteht.[3]
Manche kugelförmigen Skulpturen verweisen auf die historische Naturwissenschaft, Kosmologie und Metaphysik. Einige Werke sind Platon und den platonischen Körpern gewidmet. Ein Pendel mit Kugel, die vor einem Hohlspiegel schwingt, bezieht sich auf Galileo-Galilei, eine andere Arbeit auf Léon Foucault. Magnetische Kügelchen, die – werden sie angestoßen – selbstständig Muster bilden sowie Bodenarbeiten aus vielen, kleinen, aneinandergelegten Kugeln, die, obwohl von gleicher Form und gleich groß, Strukturen einer ungleichen Verteilung bilden, werden häufig unter dem Begriff der Entropie betrachtet.[4]
Évelyne Artaud, Pierre Wat, Jean-Pierre Luminet, Miroslava Hajek: Vladimír Škoda: de l’intérieur, Droue-sur-Droutte: La Pionnière Éditions, 2013
Emmanuel Guigon, Miroslava Hajek: Vladimír Škoda: Specchio del tampo, Milano: Edizioni Gabriele Mazzotta, 2007
Philippe Cyroulnik, Pierre Wat, Mario Bertoni, Miroslava Hajek: Vladimír Škoda: Distorsion – Vision, Catalogue édité par le 19 Centre Régional d’Art Contemporain de Montbéliard, la Provincia de Modena, Galerie Katrin Rabus, Bremen 2002
Yves Michaud: Le produit de ses pouvoirs, in: Vladimír Škoda, Bremen: Galerie Katrin Rabus & München: Galerie Wittenbrink, 1992
Vladimír Škoda: Arbeiten 1975–1980, Regensburg: Galerie Wittenbrink, 1980
Einzelnachweise
↑Siehe: Biographical notes in: Vladimír Škoda. Specchio del tempo. Edizioni Gabriele Mazzotta 2007, S. 114
↑Vladimír Škoda, Éditions Art Absolument, Paris 2019, S. 257
↑Clément Thibault: D’al Chimie et de Méta-physique, in: Vladimír Škoda, Éditions Art Absolument, Paris 2019, S. 241–255, hier S. 251
↑Emmanuel Guigon, Great Entropy, S. 21–25, in: Vladimír Škoda, Specchio del tempo, Edizioni Gabriele Mazzotta 2007