Blasco Ibáñez studierte Rechtswissenschaften an der Universität Valencia und trat schon bald darauf in die Republikanische Partei ein. In Paris, wo er einige Zeit im Exil leben musste, lernte er den französischen Naturalismus kennen, der einen starken Einfluss auf seine späteren Werke, insbesondere auf seinen RomanArroz y tartana (1894), nahm. 1887 wurde er Freimaurer und gehörte verschiedenen Logen an, wo er den Meistergrad erlangte und als Orator amtierte, bis er 1895 aus der Akazienloge austrat. Den Idealen der Maurerei fühlte er sich aber weiter verpflichtet.[1] 1894 gründete Blasco Ibáñez die TageszeitungEl Pueblo, die seine politische Plattform darstellte, zuerst durch die Artikel der republikanischen Leitfigur Francisco Pi i Margall und später, nach der Trennung von ihm, durch seine eigenen Beiträge, die ihm schon bald zu enormen Ansehen, vor allem durch seinen erbitterten und harten Kampf gegen die spanischen Regierungen jener Zeit (Gobiernos de la Restauración), in der valencianischen Bevölkerung verhalfen.
Nachdem er verurteilt, eingesperrt und erneut ins Exil geschickt wurde (1896), kehrte Blasco Ibáñez zwei Jahre später nach Spanien zurück und wurde dort in sechs Legislaturperioden in die spanischen Cortes gewählt. 1908 beschloss er, sich aus der Politik zurückzuziehen und ging nach Argentinien ins politische Exil. Nach einigen Jahren kehrte er jedoch nach Europa zurück und zog erneut nach Paris. Dort schrieb er 1914 sein bekanntestes Werk, Los cuatro jinetes del Apocalipsis. 1921 entschloss er sich, in ein Haus nach Nizza zu ziehen, das ihm schon länger gehörte. Dort schrieb er seine letzten Romane, die beim Publikum besser ankamen als seine früheren Werke, die vom ständigen politischen Kampf mit der Regierung und von den ungerechten und unsozialen Zuständen seiner Zeit berichteten, wie beispielsweise sein Werk La barraca von 1898.
Bedeutung
Blasco Ibáñez war ein Autor, der starke Verbindungen zum französischen Naturalismus hatte und vor allem auf soziale und politische Unstimmigkeiten aufmerksam machen wollte. Durch seine einzigartige Vorstellungskraft und durch seine äußerst detaillierten Beschreibungen von Landschaften und Menschen wurde er zum letzten wirklich großen Autor des Realismus des 19. Jahrhunderts.
Im deutschsprachigen Raum machte vor allem Otto Albrecht van Bebber mit seinen Übersetzungen das Werk von Vicente Blasco Ibáñez bekannt.
El intruso, 1904 (dt. Der Eindringling. Ein Jesuitenroman, Berlin 1909)
La bodega, 1904/05 (dt. Die Bodega, Büchergilde Gutenberg, Berlin 1932)
La horda, 1905
La maja desnuda, 1906
Sangre y arena, 1908 (dt. Die Arena, München 1910; später auch Blutige Arena) mehrmals verfilmt, u. a. 1941 von Rouben Mamoulian unter dem Titel König der Toreros
Los muertos mandan, 1909 (dt. Die Toten befehlen, Leipzig 1925 und auch als Das Leben befiehlt, München 1952)
Luna Benamor, 1909 (dt. Die Hetäre von Sagunt, Berlin 1914)
Argentina y sus grandezas, 1910
En busca del Gran Khan (dt. Die Suche nach dem Grosz-Khan, Zürich, Wien und Prag 1934)
Los cuatro jinetes del Apocalipsis, 1914 (Digitalisat (Memento vom 10. März 2006 im Internet Archive)) (dt. Die apokalyptischen Reiter, Berlin 1922)
Jeffrey Thomas Oxford: Vicente Blasco Ibáñez. Color symbolism in selected novels. Lang, New York u. a. 1997 (= American university studies. Series 2, Romance languages and literature; 223). ISBN 0-8204-3358-6
Kian-Harald Karimi: ‚Darum, Deutscher, öffne dieses Buch.‘ Feind- und Freundbilder in Vicente Blasco Ibáñez' Los cuatro jinetes del Apocalipsis (1916), in: Heroisches Elend. Der Erste Weltkrieg im intellektuellen, literarischen und bildlichen Bewusstsein der europäischen Kulturen. Hrsg. Gislinde Seybert u. Thomas Stauder. Frankf./M. u. a. (Peter Lang) 2014, Teil II, S. 1227–1257, ISBN 978-3-631-63662-6
Einzelnachweise
↑Vicente Blasco Ibáñez (1876–1928). In: Museo Virtual de Historia de la Masonería (Sala XIV: „Literatur und Maurerei“), UNED, abgerufen im Dezember 2024 (spanisch).