Der Verlag Bublies, der erst in Koblenz seinen Sitz hatte und heute seinen Sitz in Beltheim-Schnellbach hat,[1] steht unter der Leitung des Diplom-Agraringenieurs Siegfried Bublies, eines ehemaligen stellvertretenden Landesvorsitzenden der JN und Eichberg-Vertrauten,[2] der mit seinem Verlag auch ab 1979 die zeitweise eingestellte, aber nun wieder erscheinende nationalrevolutionäre Zeitschrift Wir selbst verlegt.[3] Innerhalb der NPD forcierte er noch in den 1970er Jahren relativ erfolglos einen „grünen Weg“; 1989/90 wurde er kurzzeitig Mitglied der Republikaner.[4]
Siegfried Bublies und Karl Höffkes, Autor bei Nation Europa, gründeten 1985 ein verlegerisches Gemeinschaftsprojekt (Verlag Bublies und Höffkes), welches jedoch nur bis 1986 Bestand hatte.[5] Sie vertrieben u. a. den Katalog Deutschland und die deutsche Frage, den der Politikwissenschaftler Hans-Georg Betz (1988) im Kontext eines neurechtenNationalismus in Deutschland sah.[6] In den 1980er Jahren unternahm der rechte Verlag dann den Versuch, eher linke Themen wie Ökologie im Rahmen der Anti-Atomkraft-Bewegung rund um das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich zu besetzen, so der Kultursoziologe Lutz Neitzert.[7] 1991 begründete Siegfried Bublies gemeinsam mit Jürgen Schwab und Uwe Meenen den Bund Frankenland,[8] der sich später im Freien Netz Süd organisieren sollte. Laut dem Journalisten Bernd Siegler habe es zudem eine Beschäftigung des rechtsextremen Aktivisten Meenen im Bublies Verlag gegeben.[9]
1997/98 baute Bublies – nachdem die Landsmannschaft Ostpreußen[11] unter dem Vorsitz von Wilhelm von Gottberg an ihn herangetreten war – den Preußischen Mediendienst des Ostpreußenblatts mit auf. Diesen begleitete er dann im Verlag.[12] Im Zuge einer Kleinen Anfrage der Gruppe der PDS im Deutschen Bundestag (1998) zur Zusammenarbeit beider Organisationen wurde von Seiten der Bundesregierung erklärt, dass die Voraussetzungen für eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz nicht vorlägen.[13]
Bublies versteht sich heute als „Verlag für deutsche Politik und Geschichte“, insbesondere Zeit- und Militärgeschichte. Bücher des Verlages werden auch über den verschwörungstheoretischen Kopp Verlag[16] und den neurechten Verlag Antaios vertrieben. Mit dem Lindenbaum Verlag betreibt Siegfried Bublies außerdem einen thematisch identisch aufgestellten Verlag. Bücher dieses Verlages werden auf der Homepage des Verlags Bublies vorgestellt.[17]
Darüber hinaus veröffentlichten bei Bublies wichtige Bezugspersonen der rechtsextremen Szene wie Henning Eichberg (1987/96),[18]Hrvoje Lorković/Mladen Schwartz (1991),[22]Andreas Molau (1993)[23] und Baldur Springmann (1995).[7] Der Verlag verlegte eine deutsche Übersetzung von Das Grüne Buch (1990) des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi. Diese verkaufte sich ca. 2.000 mal.[24] Ein Vertreter des Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums Berlin (apabiz) kommentierte die Verbindung dem Standard gegenüber mit: „Der Verlag vertritt eine nationalrevolutionäre Linie, dieser Ansatz stellt durchaus eine Interessensgemeinschaft mit dem arabischen Nationalismus dar, wie ihn Gaddafi vertritt.“[24] Maegerle befand: „Das Grüne Buch wurde in rechtsextremen und nationalrevolutionären Kreisen mehrfach positiv rezensiert. Mit dessen Grundlinien politischer Lehre – nationale Unabhängigkeit, antimarxistischer Sozialismus, Antiimperialismus – können sich rechtsextreme Kreise gut anfreunden.“[24] Die Fachjournalisten Hans-Henning Scharsach und Kurt Kuch interpretierten den Deal dahingehend, dass neben den Zeitschriftenprojekten des Verlages Die Republikaner unter Franz Schönhuber, bei denen Bublies Kreisvorsitzender war, von den Erlösen profitieren sollte.[25]
↑Bernd Wagner (Hrsg.): Handbuch Rechtsextremismus. Netzwerke, Parteien, Organisationen, Ideologiezentren, Medien (= rororo. 13425). Rowohlt, Reinbek 1994, ISBN 3-499-13425-X, S. 175.
↑Eckhard Jesse: Zeitschriftenporträt: wir selbst. In: Uwe Backes, Eckhard Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie. 11. Jahrgang (1999), Nomos, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6391-6, S. 239.
↑Franz Gress, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa. Bundesrepublik, Frankreich, Grossbritannien. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 3-531-11890-0, S. 325.
↑Hans-Georg Betz: Deutschlandpolitik on the Margins. On the Evolution of Contemporary New Right Nationalism in the Federal Republic. In: New German Critique, No. 44, Special Issue on the Historikerstreit, 1988, S. 127 (127 f.).
↑Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste (Drucksache 12/4025), Deutscher Bundestag, Drucksache 12/4166, 21. Januar 1993, S. 2.
↑ abSamuel Salzborn: Grenzenlose Heimat. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Vertriebenenverbände (= Antifa-Edition). Elefanten Press, Berlin 2000, ISBN 3-88520-770-2, S. 117.
↑Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS: Der Aufbau des „Preußischen Mediendienstes“ und der Verlag Siegfried Bublies (Drucksache 13/9474), Deutscher Bundestag, Drucksache 13/9670, 15. Januar 1998, S. 2.
↑Anna Hunger: Der einsame Kampf des Albert B. In: Kontext, 17. März 2012, S. 3.
↑[1] Homepage des Verlags Bublies – Bücher anderer Verlage – Lindenbaum Verlag. Online, abgerufen am 3. Dezember 2019.
↑ abcAnton Maegerle: Blätter gegen Zeitgeist und Dekadenz. Profile und Beziehungen neurechter Periodika an Beispielen. Wolfgang Gessenharter, Thomas Pfeiffer (Hrsg.): Die neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie? VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-8100-4162-9, S. 204.
↑Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS: Der Aufbau des „Preußischen Mediendienstes“ und der Verlag Siegfried Bublies (Drucksache 13/9474), Deutscher Bundestag, Drucksache 13/9670, 15. Januar 1998, S. 3.
↑Clemens Heni: Salonfähigkeit der neuen Rechten: „Nationale Identität“. Antisemitismus und Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1970–2005. Henning Eichberg als Exempel. Mit einem Vorwort von Anton Pelinka, Tectum, Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9216-3, S. 45.
↑Fabian Virchow: Gegen den Zivilismus. Internationale Beziehungen und Militär in den politischen Konzeptionen der extremen Rechten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-15007-9, S. 494.
↑Heribert Tommek: Der lange Weg in die Gegenwartsliteratur. Studien zur Geschichte des literarischen Feldes in Deutschland von 1960 bis 2000 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur. Bd. 140). Online-Ressource (epub), De Gruyter, Berlin u. a. 2015, ISBN 978-3-11-038672-1, o. S.
↑Uwe Worm: Die neue Rechte in der Bundesrepublik. Programmatik, Ideologie und Presse (= PapyRossa-Hochschulschriften. 7). PapyRossa-Verlag, Köln 1995, ISBN 3-89438-098-5, S. 89.
↑Anton Maegerle: Politischer und publizistischer Werdegang von Autoren der „Jungen Freiheit“. In: Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3, S. 200.