Das Verkehrsunternehmen Wartburgmobil gemeinsame kommunale Anstalt öffentlichen Rechts (VUW) gkAöR tritt unter dem Markennamen Wartburgmobil am Markt auf.
Am 3. August 1897 eröffnete die Straßenbahn Eisenach ihren Betrieb, der zur Zeit der größten Ausdehnung auf drei Linien geführt wurde.
Durch private Initiative eines Schlossermeisters wurde zu Ostern 1913 der Kraftomnibusbetrieb auf den Buslinien Bahnhof Wartburg und Bahnhof Hohe Sonne – Wilhelmsthaler See eröffnet und erfreute sich sofort großen Interesses. Die in Berlin erworbenen Busse wurden mit verbesserten Bremsen und neuer Lackierung versehen. 1918 übernahm die Deutsche Reichspost das lukrative Omnibus-Geschäft in Eisenach und baute Verbindungen zu allen Ortschaften im Kreisgebiet auf.
Die ersten Kraftpostlinien im heutigen Kreisgebiet richtete man in Ergänzung der noch verkehrenden Postkutschenkurse im Jahr 1914 ein. Unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg im Sommer 1939 verkehrten folgende Kraftpost-Linien:
Die Fahrten werden im Herbst ganz oder teilweise eingestellt
Schmalkalden
Erfurt
Bad Liebenstein – Ruhla – Eisenach
Bad Liebenstein
Erfurt
Bad Liebenstein – Hohe Sonne – Eisenach
Bad Liebenstein
Erfurt
Schweina – Friedrichroda
nur von Ende Mai bis Mitte September
Bad Liebenstein
Erfurt
Am 1. Juli 1939 ging die städtische Buslinie vom Hauptbahnhof zur Herrenmühlenstraße in Betrieb. Diese wurde allerdings am 30. November 1939 bereits wieder eingestellt.
1946–1989
Zwischen 1949 und 1970 wurden zunächst von der Deutschen Post unter alliierter Verwaltung bzw. danach von der Deutschen Post der DDR wie schon vor dem Krieg Linienbusverbindungen zwischen den einzelnen Poststellen teilweise parallel zu den Kraftverkehrslinien betrieben. So waren beispielsweise die Verbindungen Vacha – Geisa und Geisa – Wernshausen (vor dem Krieg bereits ab Hünfeld) zur Übernahme durch den VEB Kraftverkehr Bad Salzungen Kraftpost-Linien. Der eigentliche Kraftpost-Verkehr endete zwar am 30. Juni 1953, danach beförderten aber sogenannte Landkraftposten mit Kleinbussen (z. B. Phänomen Granit 30K) teilweise kombiniert Personen und Post noch in die kleineren Orte.
Am 1. Januar 1950 wird der Straßenbahnbetrieb vom Elektrizitätswerk getrennt und zunächst als Kommunales Wirtschaftsunternehmen (KWU) weitergeführt. Bereits zum 31. März 1951 werden die KWU aufgelöst und die Straßenbahn wird als VEB (K) Städtischer Verkehr Eisenach selbstständig.
Aufgrund der Grenzsituation zwischen sowjetischer (Thüringen) und amerikanischer (Hessen) Besatzungszone musste die fahrplanmäßige Beförderung der Kalikumpel am 4. Oktober 1952 von der Ulstertalbahn sowie der Bahnstrecke Wenigentaft-Mansbach–Oechsen auf Behelfsbusse der Auto-Transportgemeinschaft Thüringen (ATG) umgestellt werden (sogenannter Verkehrsträgerwechsel). Die ATG ging dann wenige Tage später am 13. Oktober 1952 im neu gegründeten Kraftverkehr Bad Salzungen auf.
Im Verlauf des Jahres 1955 wurde in Eisenach die Omnibuslinie in die Hofferbertaue eröffnet.
Die Straßenbahnstrecke in das Mariental wurde bereits im Jahr 1958 auf Busbetrieb umgestellt.
Der moderne Betriebshof Vacha des VEB Kraftverkehr Bad Salzungen wurde im Sommer 1961 in Betrieb genommen. Das als Rotunde erstellte Verwaltungsgebäude wurde von der Bauhaus-Universität Weimar in den Thüringer Architekturführer aufgenommen.
Die Anbindung des Wohngebietes in der Eisenacher Ernst-Thälmann-Straße mit einer Omnibuslinie erfolgte 1963.
Mit Einstellungen der Bahnstrecke Wutha–Ruhla übernahmen Busse im Rahmen eines Verkehrsträgerwechsels am 24. September 1967 die alleinige Bedienung der Strecke. Der Busbahnhof Ruhla befindet sich heute dort wo früher der Bahnhof stand.
Im Jahr 1969 wurde die Straßenbahnstrecke zum Krankenhaus in Eisenach ab Mühlhauser Straße auf Busbetrieb umgestellt.
Der bis dahin selbstständige VEB Kraftverkehr Bad Salzungen wurde am 1. Juli 1970 mit den Betrieben in Meiningen und Schmalkalden zum neuen Großbetrieb VEB Kraftverkehr Schmalkalden mit etwa 1150 Mitarbeitern, 197 Bussen, 314 LKW und 92 PKW zusammengelegt.
Der Stadtverkehr in Bad Salzungen wurde im Verlauf des Jahres 1974 mit zunächst sieben Fahrten eröffnet. Bis zum Jahr 1979 wurde der Verkehr auf 36 Fahrten (werktags) ausgedehnt.
Zum 1. Januar 1976 stellte der VEB (K) Innerstädtischer Verkehr den Straßenbahnbetrieb nach 78 Betriebsjahren durch Übertragung des Verkehrs auf den VEB Kraftverkehr Eisenach auf Busverkehr um.
1990 bis heute
Im Jahr 1990 ging der VEB Kraftverkehr Eisenach in der Westthüringischen Verkehrsgesellschaft mbH auf. Anschließend erfolgte die Kommunalisierung als Kommunale Personennahverkehrsgesellschaft Eisenach mbH.
Ebenfalls im Jahr 1990 entstand zum 1. Mai aus dem ab dem 1. April 1990 wieder eigenständigen VEB Kraftverkehr Bad Salzungen zunächst die Kraftverkehrsgesellschaft Bad Salzungen mbH, die dann am 17. Dezember 1991 in die Personennahverkehrsgesellschaft Bad Salzungen mbH (PNG) umfirmiert wurde.
Im Jahr 2006 wurden die ersten Fahrplaninformationssäulen beim Stadtverkehr Eisenach aufgestellt. Neben einer Uhr werden die nächsten Abfahrtzeiten auf einem Display dargestellt sowie statische Informationen (Liniennetzplan etc.).
Das neu errichtete Depot Eisenach wurde am 9. Februar 2016 in Betrieb genommen. Es befindet sich am Eichrodter Weg.
Seit Juli 2017 ist der neue Busbahnhof fertig gestellt und dient nun als Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) dem Öffentlichen Nahverkehr in der Wartburgstadt Eisenach und dem Umland (Wartburgkreis).
Anlässlich des Tages der Elektromobilität in Eisenach am 8. September 2018 wurde ein Förderbescheid über 850.000 Euro an das Unternehmen zur Anschaffung von zwei Batteriebussen übergeben. An diesem Tag wurde ein stündlicher Linienverkehr vom Markt in Eisenach zur Wartburg mit einem Ebusco-Batteriebus angeboten.
Am 1. Mai 2019 ist das komplett überarbeitete Liniennetz des Stadtverkehrs in Betrieb genommen worden. Erstmals wird Stregda mit Stadtbussen angebunden, ebenso die westlichen Ortsteile Hörschel, Neuenhof, Wartha und Göringen sowie das Villengebiet im Südviertel. Weiterhin geht die erste Nachtbuslinie N35 in der Nacht Samstag/Sonntag in Betrieb.
Das von Professor Knie vom WZB Berlin begleitete Forschungsprojekt „carla“ wurde im Rahmen des Tages des Elektromobilität in Bad Salzungen am 4. Mai 2019 vorgestellt. Die VUW stellt fünf Elektroautos, die gemietet werden können. Im Gegenzug kann der Mieter für 1 Euro/km über eine App-Lösung Mitfahrer mitnehmen.
Das Projekt wurde aufgrund mangelnder Nachfrage wieder eingestellt.
Durch Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf konnte am 14. Mai 2019 die zentrale Leitstelle der VUW für das gesamte Bediengebiet der VUW eröffnet werden. Aus Eisenach wird der gesamte operative Betrieb gesteuert.[2]
Wartburgmobil nahm am 9. Oktober 2019 in Geisa seinen ersten Hybridbus – ein Scania Omnicity LE – in Betrieb. Der Bus fährt im Regional- und Nachbarortsverkehr.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde der Linienverkehr in vier Stufen heruntergefahren. Am 17. März 2020 trat zunächst der Ferienfahrplan in Kraft und der Fahrerbereich in den Bussen wurde durch Absperrband vom Fahrgastbereich getrennt, am 19. März 2020 schlossen dann die Fahrgast-Servicecenter und einige Linien wurden komplett eingestellt. Der 25. März 2020 brachte dann den Samstags-Dauerfahrplan für den Stadtbus Eisenach, und als letzte Stufe wurde dann ab 29. März 2020 der komplette Sonn- und Feiertagsverkehr ausgesetzt. Am 14. April 2020 wurden die Fahrgast-Servicecenter unter entsprechenden Schutzmaßnahmen (Mund-Nasen-Schutz für Mitarbeiter, Spuck- und Nies-Schutzscheiben etc.) wieder geöffnet.
Der erste Dorfbus des Unternehmens nahm in Brunnhartshausen am 6. Mai 2020 den Betrieb auf. Mit einem Kleinbus werden von Mitarbeitern, die direkt vor Ort wohnen, die Stichstrecken bedient, die die Hauptlinien langsam und unwirtschaftlich machen. Ein Ausbau zu einem On-Demand-Verkehr „dorfbus“ begann am 31. August 2020.
Im Februar 2022 stellte das Unternehmen sein Maskottchen „Oskar Otter“ vor. Es soll gerade in der Kommunikation mit jüngeren Fahrgästen als Sympathieträger dienen.
Seit dem 1. März 2022 ist Sina Fleischmann Vorstand des Verkehrsunternehmens Wartburgmobil.[3]
Struktur
Zentrale
Die Verwaltung der VUW befindet sich am Betriebshof in Bad Salzungen. Der handelsrechtliche Sitz ist Eisenach.
Servicecenter
Als Anlaufstelle für persönliche Auskünfte und zum Fahrkartenvorverkauf dienen die Servicecenter an den Busbahnhöfen in Eisenach und Bad Salzungen. In Bad Salzungen werden auch Tickets der DB sowie der Süd-Thüringen-Bahn verkauft, in Eisenach und Bad Salzungen Tickets von Flixbus.
Betriebshöfe/Depots, Bereitstellungsplätze und Einsatzstellen/Abstellplätze
Für den Wartburgkreis und die Stadt Eisenach wurde ein Fahrgastbeirat eingerichtet. In regelmäßig stattfindenden Besprechungen werden Themen des öffentlichen Personennahverkehrs mit Vertretern der VUW sowie ihrer Auftragnehmer und Vertretern der Stadt und des Wartburgkreises besprochen und beraten. Der Fahrgastbeirat hat sich die Aufgabe gestellt, den öffentlichen Personennahverkehr mitzugestalten. Ferner soll ein Austausch mit anderen Fahrgastbeiräten in Deutschland stattfinden.
Bad Salzungen – Barchfeld-Immelborn – Bad Liebenstein – Moorgrund – Hohe Sonne – Mariental – Eisenach
VUW
60'
4 Kurse
4 Kurse
192
Bad Liebenstein – Gumpelstadt – Möhra
VUW
4 Kurse
kein Betrieb
kein Betrieb
196
Bad Salzungen – Bad Liebenstein – Trusetal – Brotterode
VUW
8 Kurse
2 Kurse
2 Kurse
197
Bad Salzungen – Kloster – Gumpelstadt
VUW
11 Kurse
6 Kurse
6 Kurse
Literatur
Eckart Weber: Straßenbahn in Eisenach. Kenning, Nordhorn 1997, ISBN 3-927587-63-X.
Harald Rockstuhl: Aus der Geschichte der Bahnlinie Wenigentaft-Mansbach – Oechsen 1912–1952. Rockstuhl, Bad Langensalza 2000, ISBN 3-932554-00-0.
Michael Knauf, Markus Schmidt: 100 Jahre Ulstertalbahn (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Vacha. Band 2). Books on Demand, Norderstedt 2006, ISBN 3-8334-6444-5.
Michael Knauf: Geschichte der Eisenbahnstrecke Vacha – Unterbreizbach 1952–2000. Rockstuhl, Bad Langensalza 2008, ISBN 978-3-86777-038-5.
Michael Knauf, Eugen Rohm: Die Geschichte des VEB Kraftverkehr Bad Salzungen – Sitz Vacha – 1952–1990. Die Stilllegung der Ulstertalbahn und der damit einhergehende Kollaps der Infrastruktur, in der thüringischen Vorderrhön, machte die Gründung eines Kraftverkehrbetriebes unumgänglich. Rockstuhl, Bad Langensalza 2009, ISBN 978-3-86777-113-9 (Erster sozialistischer Bahnbau in Deutschland 1. September–30. November 1952).
Harald Rockstuhl: Die Geschichte der Ruhlaer Eisenbahn 1880–1967 – Die „Rühler Bimmel“ – Ruhla – Thal – Farnroda – Wutha. Rockstuhl, Bad Langensalza 2015, ISBN 978-3-86777-896-1.
Kraftpost-Kursbuch. Sommer 1939; Nachdruck: Ritzau KG, Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 1982, ISBN 3-921304-55-5.
Sommer-Fahrplan 1914. Beilage der Eisenacher Tagespost, Eisenach 1914.
Mit der Kraftpost durch Thüringen – Sommer 1927 – Amtlicher Taschenfahrplan der Kraftpost, Oberpostdirektion Erfurt, Erfurt 1927.