Ventimiglia liegt in Norditalien und ist Grenzstadt zu Frankreich. Sie befindet sich westlich von Bordighera und Vallecrosia, mit deren Siedlungsgebiet sie weitgehend zusammengewachsen ist. Auf Straßenschildern ist oft die Kurzform XXmiglia zu finden (der Namensteil Venti bedeutet Zwanzig, wie auch 000020XX als römische Zahl).
Vor dem Jahr 180 v. Chr. wohnte hier das ligurische Volk der Intemeli, nach denen die Römer ihre Stadtgründung Albium Intemelium nannten, das später zu Albintimilium wurde. (Der Name Ventimiglia hat etymologisch also nichts mit „venti“ = zwanzig zu tun, sondern ist eine volksetymologische Umformung des römischen Namens.)
Der Ort war eine wichtige Station an der Via Julia Augusta nach Gallien. Aus dieser Zeit sind noch Teile der Stadtmauer erhalten, Stadttore (von 70 bis 50 v. Chr.), Reste der Thermen des Augustus sowie des Amphitheaters (2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.).
Im 10. Jahrhundert wurde Ventimiglia mehrmals von den Sarazenen verwüstet. Ab dem 10. Jahrhundert war die Stadt Hauptort einer Grafschaft der Grafen von Ventimiglia. Bis 1505 war die Stadt selbständig. Dann fiel sie unter die Herrschaft Genuas und gehörte seit 1814 zum Königreich Sardinien. Zuletzt prägte Ventimiglia noch im Jahr 1725 eigene Münzen, nämlich ½-Taler und 2-Dukatenstücke, die wegen ihrer Seltenheit als reine Repäsentativgepräge anzusehen sind und für den Geldumlauf nicht relevant waren. Mit diesen Prägungen sollte die Erhebung zum Fürstentum und das 1723 gleichzeitig durch Kaiser Karl VI. verliehene Münzrecht demonstriert werden.[2]
Humanitäre Krise
In Folge der Flucht- und Migrationsbewegungen über das Mittelmeer ist Ventimiglia mit dem Schicksal zahlreicher Menschen konfrontiert, denen die Weiterreise nach Frankreich verweigert wird. Etwa 20.000 Flüchtlinge kommen jährlich trotz an bekannten Fluchtpfaden gebauten Zäunen und Grenzkontrolle über die Stadt nach Frankreich. Der Bürgermeister Flavio di Muro ließ bereits Zugänge unter Brücken vergittern, damit dort niemand schlafen kann. Auf dem Friedhof wurden Wachen aufgestellt, um zu verhindern, dass sich Flüchtlinge dort waschen können. Die Flüchtlinge schlafen in der Regel am Strand oder am Bahnhof. Ärzte ohne Grenzen und die Caritas sprechen von einer humanitären Notlage.[3]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1861
1871
1881
1901
1951
1981
2001
2011
2019
Einwohner
6.899
7.406
8.880
11.468
15.845
26.283
24.665
23.926
24.142
Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist die KathedraleSanta Maria Assunta, die um 1000 gebaut wurde und Mariä Himmelfahrt geweiht ist, mit ihrem achteckigen Baptisterium und einem Portal aus dem Jahr 1222.
Die Kirche San Michele, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde, war einst die Familienkapelle der Grafen von Ventimiglia. Im 11. und 12. Jahrhundert erfolgten Umbauten; die Apsis und der Campanile wurden errichtet. Unter der Kirche befindet sich eine vorromanische Hallenkrypta, deren Gewölbe von Säulen gestützt wird. Eine Säule war ein römischer Meilenstein, zwei weitere aus Granit gehörten Erzählungen zufolge zu den Überresten eines Castor und Pollux geweihten Tempels. Das alte Piemont-Tor aus dem 16. Jahrhundert mit seinen antiken Flügeln aus Holz und genagelten Eisenbeschlägen markiert den Straßenbeginn zum Tenda-Pass, der Ligurien mit dem Piemont verbindet.
Der Fluss Roia teilt die Altstadt im Westen von den übrigen Stadtteilen ab. Er wird im Stadtgebiet von zwei Straßenbrücken, einer Eisenbahnbrücke sowie einer Fußgängerbrücke (die Passerelle wurde im Regenunwetter Anfang Oktober 2020 zerstört) überspannt, weiter im Norden auch von der Autobahnbrücke der A 10.
Sehenswert sind auch der große freitägliche Markt und der Blumenmarkt. Kurz vor der Grenze zu Frankreich, am Capo Mortola, liegt der Botanische Garten Hanbury.
Bilder
Ventimiglia. Historisches Luftbild von Werner Friedli (1957)
Blick auf Ventimiglia
Altstadt von Ventimiglia
Piana di Latte
Sonnenuntergang am Capo Mortola
Verkehr
Ventimiglia ist über eine Autobahnanschlussstelle an der A 10 (Autostrada dei Fiori – Blumenautobahn) an das italienische Fernstraßennetz angebunden. Die A 10 ist Teil der Europastraße 80.