Der VW Phaeton ist eine viertürige Stufenheck-Limousine der Oberklasse der Marke Volkswagen. Die Herstellung war ein Gemeinschaftsprojekt des Volkswagenwerks Zwickau mit der Gläsernen ManufakturDresden, wo die Endmontage großteils in Handarbeit erfolgte. Vom Produktionsstart am 11. Dezember 2001 bis zum Produktionsende am 18. März 2016[1] wurden 84.235 Fahrzeuge gebaut.[2]
Die Studie des Phaeton wurde auf der IAA 1999 – damals noch mit Schrägheck – unter dem Namen „Concept D“ der Öffentlichkeit präsentiert. Gleichzeitig wurde erstmals der neue V10-TDI-Dieselmotor vorgestellt. Während der Entwicklung war der Phaeton unter dem Projektnamen „D1“ bekannt – dies ist auch die interne Typbezeichnung für den Phaeton der ersten Generation.
Phaeton ist der Name des Sohnes des Sonnengottes Helios. Als Modellbezeichnung ist der Name nicht neu. Phaeton nannte man früher schon die Bauweise für offene herrschaftliche Pferdekutschen, bei denen die Herrschaft selbst lenkte. Diese Bezeichnung wurde dann später für die offenen Tourenwagen übernommen. Nach dem Jahr 1900 gab es einen Benz Phaeton. Im Jahr 1915 brachte der Luxusfahrzeughersteller Horch einen "Phaeton" auf den Markt. In den 1920er Jahren fertigte die US-amerikanische Firma Packard einen PKW mit dem Namen Phaeton. Im Jahr 1930 gab es auch beim Hersteller Škoda diese Modellbezeichnung. An die Tradition des Audi-Vorläufers Horch anknüpfend wählte man diese Modellbezeichnung für die Oberklasselimosine des VW-Konzerns.[3]
Heckansicht
Volkswagen Concept D auf der IAA 1999 in Frankfurt
Charakteristik
Der VW Phaeton war ab Mai 2002 auf dem Markt. Ab November 2002 wurde er auch in einer Langversion angeboten, die größere Beinfreiheit im Fond bot. Charakteristische Merkmale des Phaeton sind sein luxuriöses Interieur und der permanente Allradantrieb „4Motion“. Er hat einige technische Besonderheiten, wie beispielsweise:
Alternativ war auch eine Vier-Sitzer-Variante und/oder eine Version mit verlängertem Radstand erhältlich.
Die Plattform des Phaeton diente auch als Basis für den Bentley Continental GT, den Bentley Continental GTC, den Bentley Continental Flying Spur und den Porsche Panamera. Diese Plattform wurde im Volkswagenwerk Zwickau hergestellt und nach Großbritannien geliefert, wo die drei Bentley-Modelle komplettiert wurden.
Motoren und technische Daten
Schon zu Beginn bot Volkswagen einen 12-Zylinder-Ottomotor (W12) an.
Die stärkeren Motorisierungen verfügten serienmäßig über den permanenten Allradantrieb4Motion, alle Modelle über Luftfederung Airmotion.[5][6][7] Frühere Modelle wurden auch mit Frontantrieb und manuellem Getriebe angeboten, was den langen vorderen Überhang erzwang. Der erst im Jahr 2004 erschienene schwächste Motor – ein V6 TDI – ließ die Zulassungszahlen deutlich steigen und wurde das meistgekaufte Phaeton-Modell. Der V10 TDI wurde seit dem Modelljahr 2006 – fünf Jahre nach Erscheinen – nicht mehr angeboten, da er die damals aktuelle Abgasnorm Euro 4 nicht einhalten konnte und ein Dieselpartikelfilter erforderlich geworden wäre. Dieser passt in Verbindung mit dem V10 TDI nicht unter die Phaeton-Plattform.[8] Eine Alternativlösung erschien der Konzernleitung als zu teuer. Seit dem Jahr 2009 war ein Partikelfiltersystem für den V10 TDI erhältlich, das die Zuteilung der grünen Feinstaubplakette für Fahrten in alle Umweltzonen bewirkte.[9] Nachfolgende Informationen beziehen sich jeweils auf das Basismodell.
Im März 2007 wurde die überarbeitete Version des Phaeton der Öffentlichkeit präsentiert. Das erste Facelift (bei VW „große Produktpflege“ (GP) genannt) umfasste folgende Neuerungen:
Überarbeitung des V6 TDI: Leistungssteigerung auf 233 PS, Verbrauchsreduzierung
dezente optische Retuschen (Chromzierleiste um Nebelscheinwerfer vorn, kirschrote Heckleuchten)
Wegfall des V10 TDI-Motors
VW Phaeton (2007–2010)
Heckansicht
GP2
Die zweite große Produktpflege (GP2) war ab November 2008 erhältlich:
Multimedia-Navigations-System mit Touchscreen und serienmäßiger 30-GB-Festplatte zum Speichern von MP3- und WMA-Musiktiteln
Rückfahrkamera „Rear Assist“
Schminkspiegel im Dachhimmel des Fonds serienmäßig bei verlängertem Radstand
Keramik-Bremsen für Motorisierung W12
Überarbeitung des V6 TDI: Leistungssteigerung auf 175 kW, Verbrauchsreduzierung sowie Zulassung nach Abgasnorm (EURO 5)
GP3
Die dritte große Produktpflege (GP3) wurde im April 2010 auf der Auto China 2010 in Peking präsentiert.[15] Offiziell wurde das überarbeitete Fahrzeug als „Der neue Phaeton“ angeboten.
Zwischen 2002 und 2018 wurden in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 31.988 VW Phaeton neu zugelassen. Mit 3.211 Einheiten war 2005 das erfolgreichste Verkaufsjahr. Die Zahl der Neuzulassungen lag in jedem Jahr unter der der Wettbewerber Audi A8/S8, BMW 7er und Mercedes-Benz S-Klasse.
Der VW-Konzern wollte ursprünglich weltweit 20.000 Phaeton im Jahr absetzen. Jedoch blieb der Absatz des Phaeton im gesamten Produktionszeitraum weit hinter den Erwartungen zurück.[40]
Wegen des zu geringen Umsatzes stellte VW den Verkauf des Phaeton in den USA nach rund 3.500 verkauften Exemplaren im Sommer 2006 ein.[41] Im Jahr 2007 wurde eine Wiedereinführung für das Jahr 2009 geplant[42]; die Wirtschaftskrise bis 2009/10 machte diese Pläne jedoch obsolet.
In China entwickelte sich der Markt für den Phaeton positiv. Von Januar bis Oktober 2009 wurden dort 1.400 Neufahrzeuge abgesetzt, für 2010 wurden 2.000 Verkäufe erwartet.[43] Die hohe Nachfrage in Asien führte im Jahr 2010 zu einer Steigerung der Produktion um 30 Prozent. Damit wurde ein Absatzrekord von rund 7.500 Stück erzielt.[44]
Insgesamt blieben die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurück. Der Phaeton gilt als eines der verlustreichsten Pkw-Modelle der jüngeren Vergangenheit. Der Verlust pro verkauftem Fahrzeug wird auf 28.000 Euro geschätzt.[45]
Ende der Produktion
Am 18. März 2016 endete offiziell die Produktion des Volkswagen Phaeton nach insgesamt 84.235 gebauten Exemplaren. Die Welt berichtete: „Mitten in der Abgas-Krise mit ihren noch unabsehbaren finanziellen Folgen hat die Vorstandsspitze um Matthias Müller die Reißleine gezogen. […] Wenn möglich, wäre [für die Gläserne Manufaktur von Volkswagen in Dresden] eine Ausstellungswelt zur E-Mobilität wünschenswert.“[46]
Nachfolgemodell
Im Juli 2022 zeigte Volkswagen nochmals ein fahrfähiges Modell, das als Nachfolger des Phaeton hätte dienen können und bereits im Jahr 2013 entstanden war. Der Hersteller entschied sich dann aber im Jahr 2015 – insbesondere wegen des Abgasskandals – gegen eine weitere Phaeton-Generation.[47] In China wurde allerdings zwischen 2016 und 2023 der VW Phideon auf Basis des Audi A6L/A7 als Nachfolgemodell vermarktet.[48]
Bekannte Nutzer
Ein besonders bekannter Nutzer des VW Phaeton war der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. Er kam in der Nacht zum 11. Oktober 2008 im Südwesten der Landeshauptstadt Klagenfurt (Lage)46.58238888888914.28275 auf der Loiblpass-Straße bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Nach dem Besuch mehrerer Veranstaltungen und Gaststätten hatte sich Haider, stark alkoholisiert (1,8 ‰ Blutalkoholkonzentration), allein auf den Weg zu seinem Haus im Bärental gemacht. Nach Angaben des Leiters der Staatsanwaltschaft Klagenfurt fuhr Haider bei Nebel mit stark überhöhter Geschwindigkeit mit seinem Dienstwagen. In einem 70-km/h-Bereich kam er, knapp nach Klagenfurt, nach einem Überholvorgang um 1:15 Uhr nachts von der Straße ab. Sein Wagen zerschellte an einer Garteneinfassung. Nach den von VW-Technikern ausgelesenen Informationen des Steuergeräts, in dem die letzten 30 Sekunden der Fahrt gespeichert waren, hatte die zuletzt gemessene Geschwindigkeit bei 142 km/h gelegen.[49]
Literatur
VW Phaeton, Sonderausgabe von ATZ und MTZ, Wiesbaden, Juli 2002
↑MDR Fernsehen vom 11. Mai 2004 in Zwickau; Rede von Bernd Pischetsrieder (damals VW-Vorstandsvorsitzender) zur Festveranstaltung „100 Jahre Automobilbau in Zwickau“; Zitat: „… und der Phaeton, nun unter der Marke Volkswagen, der hier in Mosel in der Karosserie gebaut wird, nebenbei bemerkt: Die Internationalität dieses Standorts zeigt sich ja auch dadurch, dass die Karosserie des Bentley hier gebaut wird, aber Tradition zu bewahren heißt eben nicht die Asche aufzubewahren, sondern das Feuer am Leben zu erhalten …“.