Ute Richter versteht ihre künstlerische Arbeit als gesellschaftliches Handeln.[2] Ihre konzeptuellen Werke thematisieren den gesellschaftlichen Transformationsprozess in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung.[3][4] In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen bezieht sie Alltag, urbanen Raum und Erinnerung aufeinander. Die interdisziplinären Arbeiten schließen urbane Intervention, Video, Foto, aber auch Printmedium und Zeichnung ein.
Ute Richters Werk umfasst temporäre Installationen für den öffentlichen Raum, u. a. für die 4. Werkleitz Biennale in Tornitz (Fahne für Werkleitz, 2000), das Dieselkraftwerk Cottbus (Logo, 2002), das Hansaviertel in Berlin (Familienbesuch, 2007, Akademie der Künste) und die Fassade des Museums der bildenden Künste Leipzig (per Handschlag, 2009).
Gesellschaftliche Themen wie Ausgrenzung, soziale Kälte, Wettbewerbsfähigkeit, Konkurrenz und Selbstoptimierung sind Gegenstand ihrer Installationen Hier klicken (Le Crédac, Ivry-sur-Seine 1998), Made in Bangladesh (GfZK Leipzig 2009), und Kältetechnik (Dům umění, Brno 2012). In dem Performativen Konzert Fragment (Schaubühne Lindenfels, Leipzig 2014), einer Kooperation mit dem KomponistenIpke Starke, wird der gesellschaftliche Arbeitsbegriff reflektiert. Ute Richters Bilderspur im Buch Geld frisst Kunst - Kunst frisst Geld (2014) kommentiert die „geschmeidige Verbindung von Politik und Ökonomie durch die Kunst“.[5] In ihren Arbeiten thematisiert Ute Richter auch immer wieder Formen öffentlicher Erinnerung u. a. in Aneignung (Kunstverein Leipzig 2009) und in der Installation mit Pflanzenmotiven aus dem Herbarium von Rosa Luxemburg (Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch) im Museum der bildenden Künste Leipzig.[6] Aus einem künstlerischen Forschungsprojekt zur Schule der Arbeit (1928–1933) in Leipzig entstand nach Archivrecherchen zu dem vergessenen Gebäude der Moderne, das 1928 als Modellprojekt der Arbeiterbildung im Leipziger Stadtteil Schleußig erbaut wurde, 2022 der Film GERTRUD oder Die Differenz.[7]
Stipendien (Auswahl)
1994 DAAD-Stipendium, École nationale supérieure des beaux-arts, Paris
1995 Arbeitsstipendium „Entrez les artistes“, Savoir au présent, DRAC Île-de-France
2023 Ute Richter, Klassenbewusstsein und Kultur, Erinnerungsprojekt zur Schule der Arbeit, Billboards und Citylightposter, Stadtraum Leipzig[13][14]
Veröffentlichungen
Vitale Module: Gegenwartskunst aus Sachsen, Konzeption von Ausstellung und Katalog: Harald Kunde, Amsterdam – Dresden: Verlag der Kunst 1997, S. 124–134. ISBN 90-5705-079-X
Pascale Cassagnau, Ute Richter, le Crédac, „Scenarios urbaines“, le Cédrac, Îvry-Sur-Seine 1998. ISBN 978-2-907643-84-9
Sandra Mühlenberend im Gespräch mit der Leipziger Künstlerin Ute Richter über Schneebälle, die Panik des Tieres und andere ortsverändernde Maßnahmen. hub - zur Kunst S. 10–15, Kunstverein Leipzig 2008. ISBN 978-3-941070-00-4
Annette Maechtel / Kathrin Peters (Hgg.), die stadt von morgen. beiträge zu einer archäologie des hansaviertels berlin, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2008, S. 54–59 sowie 93–94. ISBN 978-3-86560-229-9, Rezension
Ute Richter, Claim, darin: Essay von Georg Seeßlen „Wem gehört die Kunst? Oder: Das Geheimnis des Kraken“, Berlin: Verbrecher-Verlag 2011. ISBN 978-3-940426-92-5
Markus Metz und Georg Seeßlen, Geld frisst Kunst - Kunst frisst Geld, mit einer Bildspur von Ute Richter, Berlin: Suhrkamp Verlag 2014. ISBN 978-3-518-12675-2
Ute Richter, Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch, Ute Richter, mit Texten von Dietmar Dath und Britt Schlehahn, Leipzig: Lubok Verlag 2017. ISBN 978-3-945111-42-0
„Beim Shoppen fängt die Ödnis an“, Interview von Radek Krolczyk mit der Leipziger Künstlerin Ute Richter über Kunst, Kommerz und rechten Terror im öffentlichen Raum in Ostdeutschland seit der „Wende“. in: Konkret 10/2019, S. 55–57