Ute Frevert

Ute Frevert auf dem Deutschen Historikertag 2014

Ute Frevert (* 10. Juni 1954 in Schötmar) ist eine deutsche Historikerin. Ihre Forschungsgebiete sind Neuere und Neueste Geschichte sowie Sozial- und Geschlechtergeschichte. Seit Januar 2008 ist sie Direktorin des Forschungsbereiches „Geschichte der Gefühle“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Seit März 2023 ist sie Präsidentin der Max Weber Stiftung.

Leben und Wirken

Ute Frevert ist Tochter einer Schulsekretärin und eines Elektrikers. In ihrer Jugend war sie bei den Jusos engagiert.[1] Sie studierte von 1971 bis 1977 Geschichte und Sozialwissenschaft an den Universitäten Münster und Bielefeld und an der London School of Economics and Political Science. 1982 wurde sie an der Universität Bielefeld zum Dr. phil. promoviert und 1989 habilitiert.

Danach arbeitete sie an mehreren Forschungseinrichtungen. 1989/1990 sowie 2004/2005 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und 2000/2001 Fellow am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences der Stanford University. 1991/1992 war sie Professorin für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin und 1992 bis 1997 an der Universität Konstanz. 1997 wurde sie als Professorin für Allgemeine Geschichte an die Universität Bielefeld berufen, und von 2003 bis 2007 war sie Professorin für Deutsche Geschichte an der Yale University. Seit dem Wintersemester 2008/2009 ist sie Honorarprofessorin am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Seit 2008 ist sie Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, wo sie den Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“ leitet.[2]

Weitere Gastprofessuren hatte sie 1997 an der Hebräischen Universität Jerusalem, 2002 am Dartmouth College in New Hampshire und 2003 am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien sowie an der Maison des Sciences de l’Homme in Paris.

Zum 1. März 2023 wurde sie für einen Turnus von vier Jahren zur Präsidentin der Max Weber Stiftung berufen.[3]

Ute Frevert ist verheiratet und hat drei Kinder.

Auszeichnungen und Ehrungen

Schriften

Autorin

  • Krankheit als politisches Problem 1770–1880. Soziale Unterschichten in Preußen zwischen medizinischer Polizei und staatlicher Sozialversicherung. Dissertation, Bielefeld 1982. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1984, ISBN 3-525-35721-4.
  • Frauen-Geschichte. Zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-518-11284-8 (Neue Historische Bibliothek).
  • Ehrenmänner. Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft. Habilitationsschrift, Bielefeld 1989. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35117-4.
  • Mann und Weib und Weib und Mann. Geschlechterdifferenzen in der Moderne. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39200-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • mit Aleida Assmann: Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05288-3.
  • Die kasernierte Nation. Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47979-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Eurovisionen. Ansichten guter Europäer im 19. und 20. Jahrhundert. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-60146-0.
  • mit Monique Scheer, Anne Schmidt, Pascal Eitler, Bettina Hitzer, Nina Verheyen, Benno Gammerl, Christian Bailey, Margrit Pernau: Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche in der Moderne. Campus, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-593-39389-6 (Inhaltsangabe).
  • Vertrauensfragen. Eine Obsession der Moderne. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65609-5.
  • Vergängliche Gefühle, Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1160-2.
  • Die Politik der Demütigung. Schauplätze von Macht und Ohnmacht. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-10-397222-1.
  • mit Bettina Frevert: Die Macht der Gefühle. Deutschland 19|19. Eine Ausstellung von Ute und Bettina Frevert. Ausstellungskatalog. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin 2019, DNB 1183696426.
  • Kapitalismus, Märkte und Moral. Residenz, Wien/Salzburg 2019, ISBN 978-3-7017-3478-8.
  • Mächtige Gefühle. Von A wie Angst bis Z wie Zuneigung – Deutsche Geschichte seit 1900. Fischer, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-10-397052-4.

Herausgeberin

Literatur

Commons: Ute Frevert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Machen Gefühle Geschichte? Gespräch mit Prof. Dr. Ute Frevert in der Reihe What is history all about – Dresden Düsseldorfer Gespräche zur Geschichte und Gegenwart vom 18. April 2023. Moderation Dagmar Ellerbrock und Heiner Fangerau (youtube.com, Zeit 3:13–4:10 und 12:15–12:30, abgerufen am 11. Mai 2023).
  2. Die Geschichte der Gefühle auf der Website der Max-Planck-Gesellschaft, abgerufen am 5. März 2023.
  3. Carla Schmidt: Präsidentschaftswechsel in der Max Weber Stiftung: Ute Frevert folgt auf Hans van Ess. In: idw-online.de. Informationsdienst Wissenschaft, 27. Februar 2023, abgerufen am 4. März 2023.
  4. Mitgliedseintrag von Ute Frevert (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. Juli 2016.
  5. Liste der 2012 neugewählten Mitglieder, Internetseite der Academia Europaea
  6. British Academy Welcomes 59 New Fellows Meldung vom 18. Juli 2013, abgerufen am 24. Juli 2013.
  7. Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit auf der Website des Bundespräsidenten.
  8. Ute Frevert erhält die Ehrendoktorwürde der finnischen Universität Tampere auf der Website des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, abgerufen am 13. September 2018.
  9. Ute Frevert – Sigmund-Freud-Preisträgerin 2020 auf der Website der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, abgerufen am 14. Juli 2020.
  10. Ernst Hellmut Vits-Preis 2020 für Ute Frevert auf der Website des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, 12. November 2020, abgerufen am 20. November 2020