Das Urteil des Paris ist eine berühmte Episode der griechischen Mythologie. Der junge Prinz Paris muss das Urteil fällen, welche von drei Göttinnen die schönste ist: Hera, Athene oder Aphrodite.
Alle Götter sind zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen, ausgenommen Eris, die Göttin der Zwietracht. So beleidigt, wirft sie von der Tür aus einen goldenen Apfel mit der Aufschrift τῇ καλλίστῃ[5] (griechisch, „Der Schönsten“, „Für die Schönste“) unter die feiernden Götter des griechischen Olymps.[6] Daraufhin kommt es zum Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite, wem dieser Apfel gebühre (daher auch Zankapfel/Erisapfel).
Zeus als höchster Olympier zieht sich klug aus der Affäre und legt das Urteil in die Hand eines Sterblichen: Er bestimmt den jungen Paris, den schönen, wenngleich verstoßenen Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, als Schiedsrichter.[7] Der Götterbote Hermes wird beauftragt, die Göttinnen zu dem Königssohn zu bringen, der seit seiner Verstoßung unerkannt als Hirte lebt.[8]
Um den Prinzen für sich zu gewinnen, versucht jede der Göttinnen, ihn zu bestechen, und bietet ihm einen Preis an. Hera verspricht ihm Herrschaft[9] über ganz Asien[10] bzw. die ganze Welt[11], Athene verspricht Heldenmut[12] bzw. Sieg im Krieg[13] oder Kunstfertigkeit[14], Aphrodite hingegen bietet Paris die Liebe der schönsten Frau der Welt.[15] Mit dieser Belohnung kann Aphrodite das Urteil für sich entscheiden.[16]
Die schönste Sterbliche, Helena, war jedoch bereits mit Menelaos verheiratet, dem mächtigen König von Sparta. Der Raub an Helena, der begangen werden musste, um das Versprechen zu erfüllen, soll der Auslöser für den Trojanischen Krieg gewesen sein.
Das Paris-Urteil in der Kunst
Das Urteil des Paris war bereits in der griechischen Vasenmalerei ein häufig dargestelltes Thema. Auch bei den Etruskern findet man dieses Sujet auf Bronzespiegeln und in der Malerei. In nachantiker Zeit und in einem historischen Umfeld, in dem die Darstellung von Nacktheit verpönt war, blieb das Thema beliebt für Gemälde und Skulpturen. Schließlich bot es die Gelegenheit, drei unbekleidete Frauen in unterschiedlicher Pose abzubilden, während der mythologisch-moralische Hintergrund der Szene die Maler vor dem Vorwurf der Obszönität bewahrte. Die Maler konnten die Spannung des Bildes in den verschiedenen Phasen der Vorbereitung suchen und wie Peter Paul Rubens in die beziehungsreichen Blicke der Urteilsfindung legen. Bei Paul Cézanne ist das Urteil gefallen, die eine Göttin verliert ihr Gesicht, die andere wendet sich bereits ab.[17]
Bekannte Beispiele sind:
Römisches Mosaik in Kos auf der griechischen Insel Kos[18]
Egbert Herfurth, *1944, Inversdarstellung "Parisurteil" – eine Frau mit Apfel wählt aus drei Männertypen, 1976
Stefan Thomas (Bildhauer), *1932, Skulptur aus mehreren Statuen, 1979 Schuhmarkt Parchim, seit 2000 Grünfläche "Rosengarten" in Parchim, weitere Variante in Greifswald im Hof der Berufsschule
↑"ἁπάσης … τῆς Ἀσίας βασιλεύειν" (Isokrates, Helena 41); "ἁπάσης … τῆς Ἀσίας δεσπότης" (Lukian, Götterdialoge 20,11); "πάσης … Ἀσίης ἡγήτορα" (Kolluthos, Raub der Helena 148)
↑"Ἀσιάδ’ Εὐρώπης θ’ ὅρους τυραννίδ’ ἕξειν" (Euripides, DieTroerinnen 927–928); "βασιλείαν πάντων" (Apollodorus, Epitome 3,2; "in omnibus terris eum regnaturum" (Hyginus, Fabulae 92)