Urla ist eine Stadtgemeinde (Belediye) im gleichnamigen İlçe (Landkreis) der Provinz Izmir in der türkischen Ägäisregion und zugleich ein Stadtbezirk der 1984 gebildeten Büyükşehir belediyesi İzmir (Großstadtgemeinde/Metropolprovinz). Seit der Gebietsreform ab 2013 ist die Gemeinde flächen- und einwohnermäßig identisch mit dem Landkreis.
Urla befindet sich 38 Kilometer entfernt vom Zentrum von Izmir an der Straße nach Çeşme. Zu Urla gehören zwölf kleinere Inseln in der Bucht von Urla, die größte davon ist Uzunada. Die Ortsteile Urla Iskelesi (4 km vom Zentrum), Zeytinalanı und Çeşmealtı (6 km vom Zentrum) liegen direkt am Meer. Auch die Buchten von Menteş, Gülbahçe und Balıklıova werden von Erholungssuchenden aus Izmir zum Baden aufgesucht.
Urla existierte als Kreis (bzw. Kaza als Vorgänger) schon vor Bildung der Türkischen Republik (1923) und hatte zur ersten Volkszählung 1927 eine Einwohnerschaft von 15.548 (auf 285 km² Fläche) in 17 Dörfern, 8.936 davon im Verwaltungssitz Ourla.[2]
(Bis) Ende 2012 bestand der Landkreis aus der Kreisstadt (2012: 46.289 Einw.) und aus 14 Dörfern (Köy, 2012: zusammen 8.267 Einw.) in drei Bucaks (Barbaros, Uzunkuyu und Merkez Bucağı), die während der Verwaltungsreform 2013/2014 in Mahalle (Stadtviertel/Ortsteile) überführt wurden. Die 23 Mahalle der Kreisstadt blieben unverändert erhalten. Durch die Herabstufung der Dörfer zu Mahalle stieg deren Zahl auf 37. Ihnen steht ein Muhtar als oberster Beamter vor.
Ende 2020 lebten durchschnittlich 1.880 Menschen in jedem Mahalle, 4.748 Einw. im bevölkerungsreichsten (Yaka Mah.). Die im Stadtlogo/Stadtwappen manifestierte Jahreszahl (1866) dürfte ein Hinweis auf das Jahr der Erhebung zur Stadtgemeinde (Belediye) sein.
Name
Die antike Vorgängersiedlung der Stadt trug den Namen Klazomenai. Der spätere griechische Name der Stadt, der auch in türkischer Zeit in Gebrauch war, lautet Vourla (Βουρλά), was im 19. Jahrhundert oft Vurla oder auch Wurla geschrieben wurde.
Geschichte
Der Ort erlangte im Altertum durch seine Kultur Bedeutung. In dem ionischen Landstrich befinden sich Klazomenai und der bronzezeitliche Fundort Limantepe. Dort fand man bei Ausgrabungen Skulpturen und kulturgeschichtliche Zeugnisse, die heute im Louvre, im Nationalmuseum Athens und im Archäologie-Museum von Izmir ausgestellt sind.
Erwähnung in Reiseberichten
Im April 1825 hielt sich Anton Prokesch von Osten in Urla auf. In seinen Mittheilungen aus Kleinasien gab er folgende Schilderung:
„Die Bay [Bucht] von Vurla steht an Reizen keinem anderen Theile des schönen Busens von Smyrna nach, besonders in der dermaligen Jahreszeit, wo von allen Bergen Opferduft zum Himmel aufsteigt, und alle Fluren mit Kränzen sich schmücken. …In der heißen Jahreszeit lieben die auf der Rhede von Smyrna stehenden Kriegsschiffe nach Vurla zu gehen, wie man aus Städten in Landhäuser geht, um leichterer, schnellkräftigerer Luft, eines reineren Himmels und angenehmer Frische zu genießen.… Das Gestade bietet auch viele Bequemlichkeiten zum Baden der Mannschaft, nur darf sich dieselbe nicht zu weit davon entfernen, oder wenn sie am Schiffe schwimmt, so soll zuvor ein Kreis mit Booten gezogen werden, weil es in dieser Bay eine Menge Hayfische gibt. Diese abscheulichen Seehyänen folgen den Booten oft ohne Scheu, wie ein Hund, der hinter seinem Herrn läuft. … An dieser [Bay] ist die Lände von Vurla, mit ein paar Kaffehstuben, einem Mauthhaus und einer Moschee, von den Seeräubern verwüstet, die von Zeit zu Zeit selbst auf diesem Gestade Menschen und Vieh rauben, und sonst Unfug treiben. … Die nächsten Umgebungen von Vurla sind überaus blühend. Großer Handel wird da mit getrockneten Feigen und Rosinen getrieben; Tschesme, Vurla und Smyrna liefern die Menge dieser Früchte, womit ganz Europa versehen wird.“[3]
Aus dem Ort stammt weiterhin der griechische Nobelpreisträger Giorgos Seferis, und der türkische Schriftsteller Necati Cumalı wuchs ebenfalls hier auf.
Bildung
In Urla befinden sich 30 Grund- und Sekundarschulen und 5 Gymnasien. Es gibt verschiedene Fakultäten von unterschiedlichen Universitäten in Urla, so die Fakultät für Fischereiwissenschaft der Ege Üniversitesi und die Maritime Fakultät der Dokuz Eylül Üniversitesi. Außerdem hat Urla eine technische Universität, die İzmir Yüksek Teknoloji Enstitüsü (IYTE) (deutsch: Institut für Technologie Izmir), die besonders auf Ingenieur- und Naturwissenschaften fokussiert.
Weblinks
Commons: Urla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Anton Prokesch von Osten: Mittheilungen aus Kleinasien. III. Klazomenä und die Bay von Vurla. April 1825. In: Jahrbücher der Literatur, Band 59, Wien 1832, S. 10–17, hier: S. 10 f., 14.