Er war mit Italo Balbo befreundet und gehörte zu einer kleinen Gruppe von dessen Mitarbeitern in Ferrara, darunter Nello Quilici und Renzo Ravenna. Er beteiligte sich an dem Projekt „Wirtschaftlicher Wiederaufbau der Provinz Ferrara“, das zusammen mit Balbo und Vittorio Cini ausgearbeitet wurde, und war Mitglied des Stadtrats.
Balbo übertrug Klinger 1929 die Leitung der staatlichen Fluggesellschaft Società Aerea Mediterranea (SAM). Unter Klingers Regie entstand 1934 aus der SAM und einigen privaten Fluggesellschaften die Ala Littoria, mit der man den Luftverkehr in Italien aus geopolitischen und wirtschaftlichen Gründen konzentrieren und rationalisieren wollte.
1934 wurde Klinger zum Abgeordneten der XXIX. Legislaturperiode gewählt und sprach er über Probleme der Zivilluftfahrt, insbesondere über die Verzögerungen bei der Einrichtung einer Atlantiklinie, die Balbo vor seinem Amtsantritt als Gouverneur von Libyen empfohlen hatte.
In seiner Funktion als Präsident und Geschäftsführer leitete er den Ausbau der Netze im Mittelmeerraum und in Nordeuropa sowie die Einrichtung regelmäßiger Handelsverbindungen zwischen dem Mutterland und den Kolonien am Horn von Afrika. Klinger realisierte eine umfangreiche Zivilluftfahrt. Die Ala Littoria wurde zur ersten Fluggesellschaft auf dem afrikanischen Kontinent, was die Zahl der geflogenen Kilometer angeht. Von der Basis in Tétouan aus unterhielt sie Verbindungen nach Spanien.
Im Hinblick auf die Aufnahme einer Handelsroute nach Lateinamerika unternahm er 1938, zusammen mit dem Kommandanten Carlo Tonini, zwei Atlantiküberquerungen mit einer CRDA Cant Z.506. Im Rahmen des Projekts entsandte er Experten auf die Ilha do Sal im Kapverdischen Archipel, um die Möglichkeit einer Zwischenlandung zu prüfen, und nach Buenos Aires, um die Nutzung der Flüge der Corporación Sudamericana de Servicios Aereos als Verbindung zwischen den Zentren des argentinischen Hinterlandes und der Nachbarländer mit der italienischen Atlantiklinie zu überprüfen.
Am Zweiten Weltkrieg nahm er in der Regia Aeronautica im Rang eines Oberstleutnants der Reserve teil und wurde mit fünf Silbermedaillen ausgezeichnet, von denen eine im Feld verliehen wurde. In Addis Abeba nahm er die erste kriegsbedingte Flugverbindung mit dem Vizekönig von Äthiopien, Amedeo Duca di Aosta, auf. Mit weiteren Nachtflügen über Wüsten und feindlichen Gebieten legte er die Routen für eine Luftbrücke zur Versorgung der Kolonien fest, die wegen der Schließung des Suezkanals nicht möglich war. Es folgten das Kommando über die 114. Gruppo Autonomo di Bombardamento Terrestre, der Posten des Stabschefs der Servizi Aerei Speciali, der die Aufgabe hatte, die italienischen Einheiten in Tunesien zu versorgen, und die Organisation von Sondereinsätzen der Fallschirmjäger. Als erfahrener Pilot hatte er mehr als 4.600 Flugstunden am Steuer verschiedener Flugzeugtypen absolviert, davon 940 in Kriegszeiten.
Nach dem Waffenstillstand schloss er sich nicht der Repubblica Sociale an und musste sich bis zum Ende des Krieges in Rom verstecken.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Klinger nahm die Einladung der Stadtverwaltung und der Regierung an, die Officine Aeronautiche in Lido di Venezia, die zum Ala Littoria gehörte und von den sich zurückziehenden Deutschen zerstört worden waren, zu übernehmen und wieder aufzubauen. Mit seinen bescheidenen Mitteln gründete er zusammen mit seinem Bruder Luigi die Officine Aeronavali di Venezia. Italienische und ausländische Unternehmen, sowohl öffentliche als auch private, wurden, angezogen von der Fähigkeit der Officine große Flugzeuge zu warten und zu reparieren, zu seinen Kunden. Gleichzeitig organisierte er vier Fluggesellschaften: die ägyptische SAIDE, die libanesische LIA, die italienische Aeralpi für den zwischenregionalen Transport und die 1959 wieder gegründete Società Aerea Mediterranea für den Charterverkehr und die Entwicklung des öffentlichen Lufttourismus.
Wichtige amerikanische Unternehmen nahmen Beziehungen zur venezianischen Industrie auf. Der große Flieger Chalmers Goodlin (1923–2005), der sich für den Flugzeugbau interessierte, ließ sich für viele Jahre auf dem Lido nieder und begann eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Klinger.
Gegen Ende der 1960er Jahre führten vor allem die anhaltenden Zahlungsverzögerungen der öffentlichen Institutionen zu einer finanziellen Krise des Unternehmens, die dazu führte, dass es seinen Verpflichtungen gegenüber den Beschäftigten nicht mehr nachkommen konnte. Nachdem er alle Versuche ausgeschöpft hatte, seine Forderungen rechtzeitig zu erhalten, beging Klinger am 26. Januar 1971 Selbstmord. Am Vortag war er nach Rom gereist, um die Zahlung der aufgelaufenen Forderungen zu erwirken, da er nicht in der Lage war, die Löhne der rund 500 Aeronavali-Beschäftigten zu zahlen, die in der Zwischenzeit in den Streik getreten waren.[2] Diese Geste erregte großes Aufsehen, und neben vielen gegenseitigen Beschuldigungen trafen die geforderten Mittel innerhalb weniger Wochen ein.
1993 ehrte die Stadt Venedig sein Andenken, indem sie ihm auf Antrag eines Volksbegehrens die Uferpromenade entlang des Flughafens „Nicelli“ am Lido von Venedig widmete.
Umberto Klinger: Le comunicazioni aeree in Africa e l’Italia. Fondazione A. Volta, Rom 1938.
Literatur
Bruno Delisi: Klinger Fondatore dell’Ala Littoria. In: Folgore, organo ufficiale dei Paracadutisti d’Italia. Rom Januar 1992.
Bruno Delisi: Vita di Umberto Klinger (1940–1943). Un manager in guerra. In: Lido di oggi Lido di allora. Nr.10. Venedig August 1994, S.140–142.
Bruno Delisi: Balbo, Klinger e la prima compagnia aerea di bandiera italiana. In: Atti del Convegno Internazionale nel centenario della nascita di Italo Balbo. Rom 8. November 1996.
Bruno Delisi: Atti della commemorazione, Lido di Venezia 22 settembre 1991. Hrsg.: Maria Serena Klinger. Edizioni Serigraf, Rom 1996.
De Marchi I.: Ricordo di Umberto Klinger. In: Rivista Aeronautica. Nr.1. Rom 1992.
Bruno Delisi: La linea Italiana dell’Atlantico Sud. Il contributo dell’Ala Littoria. In: Ausstellungskatalog „Le Ali della Rondine“, Complesso Monumentale di San Michele a Ripa, 7-26 maggio 1992 Itaca Roma.
Massimo Civoli: S.A.S. I Servizi Aerei Speciali della Regia Aeronautica 1940–1943. Gribaudo, 2000, ISBN 978-88-8058-111-6.
Bruno Delisi, Maria Serena Klinger: Un Eroe Veneziano, Umberto Klinger e i suoi aeroplani. Giorgio Apostolo Editore, Mailand 2010, ISBN 978-88-87261-32-5.
Mario Arpino: Vita Straordinaria di Umberto Klinger, aviatore romantico al servizio dell’Italia. In: Risk Quaderni di Geostrategia. Rom Dezember 2010 (issuu.com).