Der Hugenotte Léonard-Frédéric Nardin (* 1792) war der erste Uhrmacher der Familie. Sein Sohn Ulysse (1823–1876) gründete 1846 im schweizerischen Le Locle eine Uhrenfabrik. Nach dem plötzlichen Tod ihres Gründers ging die Leitung auf seinen noch nicht 20-jährigen Sohn Paul-David Nardin (1855–1920) über, der sich unter anderem auf Schiffschronometer spezialisierte, wofür er 1876 ein erstes Patent anmeldete.[2]
Von 1906 an kaufte die United States Naval Observatory Decksuhren und Taschenuhren bei Ulysse Nardin bis 1942, als die Schweiz von den ringsum okkupierten Staaten isoliert wurde. Schon ab 1940 wurden diese Uhren von der amerikanischen Firma Hamilton kopiert und mit industriellen Methoden weiterentwickelt.
In den Jahren 1982 und 1983 war das Unternehmen nahe der Insolvenz. Zusammen mit weiteren Investoren übernahm der Schweizer Rolf W. Schnyder,[2] der zuvor in Malaysia Fabriken für (Quarz-)Uhrenteile aufgebaut hatte, die desolate Firma, in welcher lediglich noch zwei Personen beschäftigt waren. Zahlreiche historisch und künstlerisch wertvolle Stücke der eigenen Firmensammlung waren verschwunden bzw. gestohlen worden. Binnen weniger Jahre gelang es Schnyder, die Marke „Ulysse Nardin“ wieder in das Spitzenfeld der Schweizer Uhrenhersteller zu bringen. Mit entscheidend für den Erfolg war Schnyders Partner und Freund, der Uhrenkonstrukteur Ludwig Oechslin.
Am 14. April 2011 verstarb Schnyder unerwartet nach kurzer Krankheit. „Dank der bereits existierenden Nachfolgeregelung kann die operative Geschäftsführung durch die aktuellen Mitglieder der Geschäftsleitung ohne Unterbrechung und im Sinne von Rolf W. Schnyder weitergeführt werden“, teilte das Unternehmen am Tag nach seinem Tod mit.[4]
Tran Duy Ly: Ulysse Nardin Chronometers, Pocket Watches and Wrist Watches. Johnson City, Tn, Arlington Book Company 1995, ISBN 978-0-9301-6366-2 (Nachdr. aus: Uhren-Magazin, 1991, März/April, ISSN0938-4413).
Pascal Brandt, Ludwig Oechslin: Ulysse Nardin. History in Time. Edizioni Argo, Rom 1996.
Marcus Hanke: Trilogy of Time. Astrolabium, Planetarium, Tellurium. Le Locle 2004.
Ulysse Nardin im Forum auf der WatchPro Site (englisch)
Einzelnachweise
↑Peter Braun (Hrsg.): Armbanduhren-Katalog 2024/2025, Heel Verlag, Königswinter 2024, ISBN 978-3-96664-873-8, S. 242.
↑ abBernard Vaucher (Hrsg.): Die Uhrmacher von Le Locle – Auf den Spuren der ehemaligen und heutigen Uhrmacher von Le Locle. 3. Auflage. Ville du Locle, Le Locle 2012, S.9f.