Der Typ „Emden“, auch Emden-Klasse, war ein universell einsetzbarer Stückgutschiffstyp der Emder Nordseewerke. Gebaut wurde er in den Jahren 1951 bis 1957 in über 20 Einheiten.
In den 1950er Jahren erzeugte die schnell wachsende deutsche Wirtschaft einen zunehmenden Rohstoffbedarf. Dazu zählte unter anderem die Erzversorgung der Stahlhütten im Ruhrgebiet. Der Erzimport wurde anfangs noch überwiegend mit vielseitig einsetzbaren Stückgutfrachtschiffen transportiert, die sowohl für zu exportierende Stückguttransporte, als auch für den Import von Massengütern wie beispielsweise Erz geeignet waren. Noch vor dem Krieg hatten die Nordseewerke in Emden Erfahrungen im Bau von Erzfrachtern gesammelt, die es der Werft erlaubten, einen geeigneten Schiffsentwurf zu konstruieren und eine große Serie derartiger Schiffe in Auftrag zu nehmen. Am 9. August 1951 lieferte die Emder Werft das TypschiffHenriette Schulte an die Reederei Schulte & Bruns ab. Es wurde 1956 von der Reederei Bernhard Schulte übernommen und 1960 nach Taiwan verkauft. Die Schiffe der Baureihe kamen teils als Trampschiffe in der Holz- und Koksfahrt, teils auf den Linien Europa-Große Seen oder auch im Mittelmeer-Indien-Dienst zum Einsatz. Bis zum Dezember 1957 entstanden rund 20 Neubauten des Typs „Emden“ mit 10.000 Tonnen Tragfähigkeit, deren Daten bei späteren Bauversionen zum Teil leicht abwichen.
Die Mehrzahl der Bestellungen erhielt die Werft von deutschen Reedereien, aber auch aus dem Ausland kamen Anfragen für den Schiffstyp. So lieferte die Werft 1955 den Neubau Karen Reed an eine Reederei in Norwegen. Der Schiffstyp wurde zunächst um eine auf 10.800 tdw vergrößerte Variante erweitert. Später bildete der Entwurf die Grundlage zur Konstruktion eines deutlich größeren Typs mit 15.000 Tonnen Tragfähigkeit. Insgesamt hatte der Typ „Emden“ wesentlichen Anteil am bis dahin unerreichten Produktionsausstoß der Nordseewerke.
Technik
Die rund 144 Meter langen und 17,60 Meter auf Spanten breiten Schiffe besaßen fünf Laderäume mit einem Schüttgutvolumen von 16.765 m3. Die für die Erzfahrt nötige Festigkeit des Rumpfes wurde durch eine schwere Bauweise mit vollen Bodenwrangen auf jedem Spant erreicht. Darüber hinaus wurden zwischen den Luken Hochtanks zur Verbesserung der Seeeigenschaften vorgesehen. Für anfallende Ballastreisen verfügten die Schiffe über eine Tankkapazität von 2179 Tonnen. Hauptmotoren mit rund 3500 PS erlaubten eine Geschwindigkeit von etwa 13 Knoten. Der Grundentwurf der Schiffe mit mittschiffs liegenden Aufbauten und dem konventionellen Ladegeschirr unterschied sich nicht grundlegend von zeitgenössischen Linienfrachtern.
Untergang der Melanie Schulte
Das bekannteste Schiff der Serie war die Melanie Schulte der Emder Reederei Schulte & Bruns. Sie sank 1952 nur wenige Wochen nach ihrer Indienststellung aus ungeklärter Ursache im Nordatlantik, wobei alle 35 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Das Seeamt in Hamburg nahm in seiner Verhandlung als wahrscheinliche Ursache eine Überlastung des Schiffskörpers durch unausgewogene Beladung und Schlechtwetter als Ursache an.
Carl Julius, 1977 Genova, 1978 Macchiavelli, 1978 Machiavelli, am 29. April 1982 zum Abbruch in Savona eingetroffen
Hendrik Okko Fisser
05.10.1954 01.1955
275
Fisser & van Doornum, Emden
1959 Klostertor, 1971 Pelops, am 27. Mai 1983 zum Abbruch in Gadani eingetroffen
Karen Reed
04.12.1954 02.1955
273
Ibis & Albert Harloffs Rederi A/S, Bergen
1968 Primrose, 1973 Splendor, 1976 Aghios Nectarios, 1980 AIS Giorgi, im Januar 1983 in Lavrion abgebrochen[2]
Schütting
30.12.1954 03.1955
276
Fisser & van Doornum, Emden
1970 Potoi Chau, am 25. Oktober 1972 gestrandet, am 30. Mai 1973 zum Abbruch in Kaohsiung eingetroffen
Geert Howaldt
19.02.1955 04.1955
277
Bernhard Howaldt, Hamburg
1972 Gemar, am 30. April 1984 zum Abbruch in Kaohsiung eingetroffen
Millerntor
25.04.1955 06.1955
278
Porta Reederei, Hamburg
1964 Altair, 1970 Vasil Aprilov, am 14. März 1994 zum Abbruch in Bombay eingetroffen, Beginn der Verschrottung am 12. September 1994
Aegir
30.09.1955 12.1955
288
Seereederei Frigga, Hamburg
1965 Sun Duek, 1978 Nam Yang Dragon, 1980 Three Ocean, am 15. März 1984 zum Abbruch in Busan eingetroffen, Beginn der Verschrottung am 23. Juli 1984
Brage
01.11.1956 12.1956
295
Seereederei Frigga, Hamburg
1965 Jin Duek, am 15. Juni 1971 auf der Fahrt von Houston nach Busan nahe Salina Cruz auf Position 15.54N, 95.40W gesunken
Literatur
Frachtmotorschiff „Henriette Schulte“ – Ein Neubau der Nordseewerke Emden. In: Hansa. Nr. 37/38 vom 15. September 1951, S. 1403–1406.
Gert Uwe Detlefsen, Hans Jürgen Abert: Die Geschichte und Schicksale deutscher Serienfrachter. Band1: Die Entwicklung, deutsche Serien nach 1945 Die Schicksale der Hansa-A-Frachter. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Zwischenahn 1998, ISBN 3-928473-41-7.
Gert Uwe Detlefsen, Hans Jürgen Abert: Die Geschichte und Schicksale deutscher Serienfrachter. Band2: Die Schicksale und Lebensläufe der Hansa-B und C-Frachter, der Deutschen Mehrzweckfrachter, Typ ‘36 / 36 L’, Trampko, Typ ‘Rendsburg’, BV 16/1800, RW 39/49 und Eco-Box. Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Zwischenahn 1998, ISBN 3-928473-42-5.