Der Typ 95 Aufklärungswagen (japanisch九五式小型乗用車Kyūgo-shiki kogata jōyōsha) Kurogane war ein japanischer Geländewagen von Tōkyū Kurogane Kōgyō (Nippon Internal Combustion Engine Company). Der Wagen wurde von den japanischen Soldaten meist nur mit seinem Spitznamen „Daruma“ (eine Pappfigur) bezeichnet. Bis zum Kriegsende 1945 blieb der Typ 95 der einzige original-japanische Geländewagen. Alle anderen Fahrzeuge dieser Kategorie waren kopierte Varianten ausländischer, vorrangig US-amerikanischer Produkte.
Aufgrund der Erfahrungen, die zu Beginn der 1930er-Jahre in der Mandschurei und Nordchina gesammelt worden waren, entwickelte der Automobilhersteller Nippon Nainenki Seiko Co. in Tokio eine Art „Jeep“. Das raue mandschurische Klima in Verbindung mit einem verkehrstechnisch ungünstigen Gelände hatte der japanischen Armee vor Augen geführt, dass ein solches Fahrzeug benötigt wurde.
Technik
Ein technisch komplizierter und schwierig zu wartender Allradantrieb mit Einzelradaufhängung und Schraubenfedern verlieh dem Fahrzeug eine gute Geländegängigkeit, die aber durch einen mit 33 PS Leistung zu schwachen luftgekühlten Zweizylinder-Petroleummotor eingeschränkt wurde. Der V-Motor war eine Weiterentwicklung des Motors des japanischen Typ 97 Motorrad (Rikuo), der seinerseits von Harley-Davidson abstammte. Einen Nachteil im Gelände stellten die Bremsen dar, die lediglich auf die Hinterräder wirkten.
Varianten
Ursprünglich waren als Besatzung lediglich zwei Mann vorgesehen, bald wurde jedoch ein dritter Sitz eingebaut. Zwar lieferte Nippon Nainenki Seiko fabrikmäßig bereits verschiedene Versionen wie einen Pick-up[1] oder eine Limousine, an den Fronten entstanden jedoch allmählich die wildesten Varianten und Improvisationen, je nach Bedarf und abhängig von der sich im Verlauf des Krieges drastisch verschlechternden Ersatzteillage.
Einsatz
Die 4.775 gebauten Fahrzeuge wurden zumeist bei rückwärtigen Versorgungseinheiten als Verbindungsfahrzeuge oder, je nach Modell, als Lastkraftwagen eingesetzt. Mit stark profilierten Reifen konnte der „Daruma“ schwieriges Terrain bewältigen und somit auch als Aufklärungsfahrzeug dienen. Bei seinem Einsatz erfüllte er die Hoffnungen der Soldaten auf ein geländegängiges Fahrzeug, da er auch bei empfindlichen Kältegraden zunächst mit den schlechten chinesischen Straßenverhältnissen und dann – im Verlauf des Pazifikkrieges – auch mit den Verhältnissen auf den eroberten Inseln und in Burma zurechtkam.
Bei den Operationen erwies sich der Motor in Nordchina und der Mandschurei als ideal, da er mit niedrigen Temperaturen zurechtkam und aufgrund der Luftkühlung nicht auf das wenige saubere Wasser in diesen Regionen angewiesen war. Größter Nachteil war der hohe Wartungsaufwand.
Technische Daten (Geländewagen-Version)
Länge: 338 cm
Breite: 152 cm
Höhe: 168 cm
Fahrwerk: 4x4
Gesamtgewicht: 1100 kg
Besatzung: ein Fahrer, ein Passagier, bei der späteren Version bis zu drei Passagiere
Motorisierung: ein Zweizylinder Kurogane V1-AF mit 33 PS (24,6 kW), luftgekühlt
Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel Kurogane.
George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band2: G–O. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S.839 (englisch).
Jan P. Norbye: Autos made in Japan. Konzerne · Daten · Fakten. Alle Marken und Modelle 1912–1992. Bleicher Verlag, Gerlingen 1991, ISBN 3-88350-161-1, S. 61, S. 74 und S. 89.
George Forty: Japanese Army handbook, 1939-1945. The History Press, New York 2002, ISBN 0-7509-5413-2.
Philip S. Jowett, Stephen Andrew: The Japanese Army 1931–45. Osprey, Oxford 2002, ISBN 978-1-84176-353-8.