Dieser Artikel erläutert Tonizität; zur Erklärung der früher in der Medizin verwendeten Begriffe Hypertonizität und Hypotonizität siehe Arterielle Hypertonie und Arterielle Hypotonie.
Tonizität (von altgriechischτόνοςtónos, deutsch ‚Spannung‘, ‚Anspannung‘), auch als „effektive Osmolarität“ bezeichnet,[1] ist ein qualitatives Maß für den Unterschied im osmotischen Druck zwischen zwei Lösungen bezogen auf einen Zelltyp (mit seiner jeweiligen Semipermeabilität).[2] Tonizität besitzt im Gegensatz zur Osmolarität keine Einheit.
Der Begriff Tonizität findet häufig Verwendung in der biologischenMedizin und Biochemie bei der Beschreibung des Verhaltens von Zellen (das Zytoplasma ist „Lösung I“), die durch ihre Zellmembran („semipermeable Membran“) von einer sie umgebenden Flüssigkeit („Lösung II“) getrennt sind. Da die Tonizität als Unterschied des osmotischen Druckes beschrieben wird, wird sie nur durch gelöste Stoffe hervorgerufen, die – bei Einstellung eines Gleichgewichts – die Membran nicht durchqueren können. Gelöste Stoffe, die sich frei durch die Membran bewegen können, haben keinen Einfluss auf die Tonizität.
Die Tonizität wird in verschiedenen Begriffen benannt: hyperton, isoton und hypoton.
Hypertonizität
Der Begriff hyperton (syn.hypertonisch; altgriechischὑπέρ‚über‘ und τόνοςtónos, deutsch ‚Spannung‘, ‚Anspannung‘) bedeutet in der Biochemie und Biologie:
Eine Lösung hat einen höheren osmotischen Druck als ein Vergleichsmedium.
Eine Zelle (genauer: das Zytoplasma, das Medium innerhalb einer Zelle) hat einen höheren osmotischen Druck als das sie umgebende Medium (die Flüssigkeit außerhalb der Zelle).
Isotonizität
Der Begriff isoton (syn. isotonisch; von griech. ἴσοςísos, deutsch ‚gleich‘ und τόνοςtónos, deutsch ‚Spannung‘, ‚Anspannung‘) bedeutet in der Biochemie und Biologie:
Eine Lösung hat denselben osmotischen Druck wie ein Vergleichsmedium.
Eine Zelle (genauer: das Zytoplasma, das Medium innerhalb einer Zelle) hat denselben osmotischen Druck wie das sie umgebende Medium (die Flüssigkeit außerhalb der Zelle).
In der Medizin bedeutet isotonisch:
Eine Lösung hat denselben osmotischen Druck wie das menschliche Blut, zum Beispiel die Isotonische Kochsalzlösung.
Hypotonizität
Der Begriff hypoton (syn. hypotonisch; griech. ὑπόhypo, deutsch ‚unter‘ und τόνοςtónos, deutsch ‚Spannung‘, ‚Anspannung‘) bedeutet in der Biochemie und Biologie:
Eine Lösung hat einen geringeren osmotischen Druck als ein Vergleichsmedium.
Eine Zelle (genauer: das Zytoplasma, das Medium innerhalb einer Zelle) hat einen geringeren osmotischen Druck als das sie umgebende Medium (die Flüssigkeit außerhalb der Zelle).
Fachbegriff für die Spannung der Muskulatur, d. h. der Muskeltonus ist unphysiologisch niedrig.
Literatur
Dee U. Silverthorn: Physiologie, 4. aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München u. a. 2009, ISBN 978-3-8273-7333-5, S. 236–238 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Hans Walter Striebel: Die operative Intensivmedizin. Sicherheit in der klinischen Praxis. Schattauer, Stuttgart u. a. 2008, ISBN 978-3-7945-2480-8, S. 123 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Gary Gill: Cytopreparation. Springer Science & Business Media, 2012, ISBN 978-1-4614-4933-1, S. 37.
↑Gerhard Gstraunthaler, Toni Lindl: Zell- und Gewebekultur. 8. Auflage, Springer, 2021. doi:10.1007/978-3-662-62606-1. S. 126–130.