Wimbauer stammt aus einer Anthroposophen-Familie, sein Vater Herbert Wimbauer verfasste zahlreiche Bücher über Anthroposophie.[1][2] 1999 begann Tobias Wimbauer an der Universität Freiburg ein Studium der Germanistik und Philosophie, das er 2002 abbrach. Danach war er als Journalist für die Wochenzeitung Junge Freiheit und im Verlagswesen tätig. 2004 nahm er in Wuppertal das Studium in den Fächern Germanistik und Soziologie wieder auf, beendete es jedoch nicht.[2]
In der Fachöffentlichkeit wurde Wimbauer 1999 bekannt, als er in seinem Personenregister der Tagebücher Ernst Jüngers zahlreiche von Jünger verwendete Decknamen entschlüsselte. Zudem erstellte er ein Register für die Korrespondenz Jüngers mit Carl Schmitt. Aufgrund der aufwändigen Indizierungsarbeiten sowie neuer Funde zum Briefwechsel Jüngers (unter anderem mit Alfred Kubin und Schmitt) wird Wimbauer gelegentlich als der „Detektiv des Lebens von Ernst Jünger“ bezeichnet. Über die Fachöffentlichkeit hinausgehende Aufmerksamkeit erhielt Wimbauers Entdeckung eines unbekannten Briefes von Paul Celan an Jünger, den er 2005 in der Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentierte.[3] Eine ausführliche Aufbereitung und Kritik der anschließenden Feuilletondiskussion erschien im selben Jahr in einem Buch von Theo Buck.[4]
2004 stieß Wimbauer mit einer neuen Auslegung der „berüchtigten Burgunderszene“ aus den Strahlungen eine Debatte über den fiktionalen Gehalt der Tagebücher Jüngers an, indem er Indizien zusammentrug, denen zufolge der dort beschriebene Luftangriff in Wirklichkeit nicht stattgefunden hatte.[5] Wimbauers These, Jünger habe in der „Burgunderszene“ eine eskalierende Liebesaffäre mit der Pariser Ärztin Sophie Ravoux chiffriert, hat in der Jünger-Forschung eine nähere Beschäftigung mit der Affäre zur Folge gehabt.
In einem weiteren „Scoop“ (Der Umblätterer) beschrieb Wimbauer 2008 in der FAZ, wie 1942 eine nationalsozialistische Zensurstelle getäuscht wurde, indem zwei verschiedene Versionen von Jüngers Tagebuchband Gärten und Straßen gedruckt wurden.[2][6]
Bis etwa 2004 veröffentlichte Wimbauer in Publikationen und arbeitete mit Institutionen der Neuen Rechten. So schrieb er unter anderem für die Junge Freiheit und Criticón (heute Neue Nachricht) und publizierte in dem rechtskonservativen Verlag Edition Antaios. Für den ersten Band einer Schriftenauswahl des zeitweiligen Jünger-Sekretärs und als Grenzgänger zwischen Neuer Rechter und Rechtsextremismus bekannten Publizisten Armin Mohler schrieb Wimbauer 2001 das Nachwort.[7]
Von 2002 bis 2003 war Wimbauer Mitglied im als Institutskollegium bezeichneten Vorstand des neurechten Instituts für Staatspolitik. Wimbauer erstellte auch das Register für das Buch Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität von Johannes Rogalla von Bieberstein, das 2003 die Vorlage für Martin Hohmanns umstrittene „Tätervolk“-Rede lieferte.
In einem Interview mit dem der Neuen Rechten zugeordneten Blog Das Gespräch distanzierte er sich 2009 von seiner politischen Vergangenheit. Er verwies dabei darauf, dass er seit Mai 2004 nichts mehr in der Jungen Freiheit oder ähnlich ausgerichteten Publikationen veröffentlicht habe, sondern im Wesentlichen nur noch in der FAZ und auf dem Blog Literaturkritik.de. Er beschreibt seine Abkehr von der Neuen Rechten als „allmähliche Entfremdung und zunehmende Irritation“.[8] Das Interview wurde 2010 in seinem Buch Ausweitung der Bücherhöhle. Fünf Interviews mit Tobias Wimbauer nachgedruckt.
Wimbauer betreibt ein Versandantiquariat und betrieb von 2009 bis 2015 gemeinsam mit seiner damaligen Frau Silvia Stolz-Wimbauer (als Inhaberin) einen Buchverlag namens „Eisenhut Verlag“.[9][10][11]
Veröffentlichungen
Personenregister der Tagebücher Ernst Jüngers (1999, 2. Auflage. erweitert und ergänzt, 2003, 3., aktualisierte Auflage, 2010, 4., aktualisierte Auflage, 2017), ISBN 978-3743193369 und ISBN 978-3743135857
Halb im Aufbau, halb im Verfall. Ein unbekannter Brief Ernst Jüngers an Alfred Kubin. In: Les Carnets Ernst Jünger. 6, 2000, S. 207–210.
„In unseren Tagen sind gute Partner selten“. Vier neu entdeckte Briefe Ernst Jüngers an Carl Schmitt. In: Schmittiana. 8, 2003, S. 121–131.
Ausweitung der Bücherhöhle. Fünf Interviews mit Tobias Wimbauer von Martin Böcker, Frank Fischer, Nicole Rensmann, Andreas Schneider und André Seelmann, Eisenhut-Verlag, Hagen-Berchum 2010, ISBN 978-3-942090-09-4.
mit Mirko Kussin: Hundert Dinge. Eisenhut-Verlag, Hagen-Berchum 2012, ISBN 978-3-942090-20-9.
Haben Sie Steffi Briest? Aus den Tagebüchern eines Antiquars 2008–2011. Eisenhut-Verlag, Hagen-Berchum 2012, ISBN 978-3-942090-25-4.
Das Luminar. Schriften zu Ernst und Friedrich Georg Jünger, Buchreihe
Anarch im Widerspruch. Neue Texte zu Werk und Leben der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger. 2004, ISBN 3-935063-53-9. (2. veränderte Auflage. 2010, ISBN 978-3-942090-03-2)
Friedrich Helms: Tagebuch. Wilhelmshorst 1945. Mit einem Vorwort von Walter Kempowski. Eisenhut-Verlag, Hagen-Berchum 2009, ISBN 978-3-942090-00-1.
Küchenbord. Eine Reihe gastrosophischer Bücher, Buchreihe
Mario Scheuermann: Wortklaubereien. Von »Serviertöchtern« und »Restaurant–Bären« – ein gastronomisch-kulinarisches Sammelsurium der deutschen Sprache aus drei Jahrhunderten. Illustriert von Michaela von Aichberger, 2010, ISBN 978-3-942090-04-9.