Tobias[2] Jakobovits war eines von mehreren Kindern des Rabbiners Shlomo (Solomon) Jakobovits und der Amalia Schwartz. Jakobovits besuchte die Jeschiwa in Sopronkeresztúr, in Szombathely und in Pozsony (Pressburg) und studierte in Berlin in der Religionsschule in der Großen Hamburger Straße bei Marcus Petuchowski. 1912 wurde er Assistent der Bibliothekars der Jüdischen Gemeinde Prag. 1917 wurde er Rabbiner der jüdischen Gemeinde[3] im Prager Vorort Michle. Jakobovits studierte Semitistik an der Deutsche Universität Prag und wurde 1920 promoviert.
1922 wurde er leitender Bibliothekar der Bibliothek der Prager Jüdischen Gemeinden, er sammelte seltene Bücher und Manuskripte und katalogisierte die Bestände in einem handschriftlichen Verzeichnis. Er arbeitete als Religionslehrer an deutsch-jüdischen Schulen und war Mitglied im Rabbinerverband in Böhmen. Jakobovits heiratete Bertha Petuchowski, Tochter des Berliner Rabbiners Markus Petuchowski. Sie hatten zwei 1924 und 1926 geborene Söhne[4], die beide Mitte 1939 nach der deutschen Okkupation der Tschechoslowakei zu einem Bruder Jakobovits' nach Palästina verschickt wurden.
Ab 1928 fungierte Jakobovits als Rabbiner im Dorf Uhlířské Janovice. Er widmete sich Forschungen zur Geschichte und Genealogie der böhmischen Juden und publizierte Artikel im Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik (JGGJČ) und in Věstnik, der Zeitschrift der Prager Jüdischen Gemeinde.
Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei im Frühjahr 1939 dienten die Prager Bibliothek und das Jüdische Museum Prag den deutschen Okkupanten als Sammelort für die Bestände der gewaltsam geschlossenen Synagogen Böhmens. Auf Initiative des SS-Sturmbannführers Hans Günther, dem Leiter der Prager Zentralstelle für jüdische Auswanderung, kam 1942 eine Ausstellung des von der SS geplanten Jüdischen Zentralmuseums Prag zustande, für die Jakobovits den größeren Teil des Katalogs schreiben musste.
Tobias und Bertha Jakobovits wurde am 27. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Baron Israel Immanuel Jakobovits (1921–1999), von 1967 bis 1991 Oberrabbiner der United Hebrew Congregations of the Commonwealth mit Sitz in London, war ein Sohn seines Bruders Joel Julius Jakobovits.[5]
Schriften (Auswahl)
Entstehungsgeschichte der Bibliothek der israelitischen Kultusgemeinde in Prag. Prag : Die Kultusgemeinde, 1927
Jüdisches Gemeindeleben in Kolin, 1763–1768. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 1 (1929): S. 332–368
Die Judenabzeichen in Böhmen. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 3 (1931): S. 145–184
Die Erlebnisse des Oberrabiners Simon Spira-Wedeles in Prag, 1640–1679. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 4 (1932): S. 240–290
Das Prager und Böhmische Landesrabbinat Ende des 17-ten und Anfang des 18-ten Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 5 (1933): S. 79–136
Die jüdische Zünfte in Prag. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 8 (1936): S. 57–145
Erlebnisse des R. Berl Jeiteles als Primator der Prager Judenschaft. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 1935
Die Brandkatastrophe in Nachod und die Austreibung der Juden aus Boehm.-Skalitz (1663–1705). In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, 1938 : S. 26–28