Tiberius Fundel nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Er wurde 1919 Geschäftsführer der Getreidemühle in Indelhausen, das heute zu Hayingen gehört, und bestand 1920 die Prüfung als Müllermeister. 1937 leitete er den Neuaufbau der Mühle.
Überregional bekannt wurde Tiberius Fundel dadurch, dass er die 31 Akteure der Affäre Magolsheim im Landtag verteidigte. Sie hatten das von der Nachbargemeinde neuerworbene Haus der Sinti-Familie Kreuz im Juni 1957 über Nacht abgebrochen und waren dafür verurteilt worden. Fundel sagte unter anderem: „Ich brauche nicht besonders hervorzuheben, daß der Aufenthalt einer großen Zigeunerfamilie für ein kleines Albdorf, wie es Magolsheim ist, eine erhebliche und ständige Belästigung darstellt.“ Auf den Zwischenruf des Abgeordneten Oskar Kalbfell, dass „Zigeuner auch Leute sind“, verwies Fundel auf die anstehende Heu- und Getreideernte, „in der sich die Bewohner der betroffenen Gemeinde [Magolsheim] nicht ohne ernstliche Besorgnis auf ihre Felder begeben können“. Außerdem äußerte er die Vermutung, dass „der Aufenthalt von vorläufig nur einer Zigeunerfamilie wahrscheinlich den Zuzug weiterer Familien des Stammes zur Folge haben wird. Bald wird es so weit sein, daß man von dem Zigeunerdorf Magolsheim sprechen wird!“ Zwar seien die Sinti nach dem Grundgesetz gleichberechtigte Bürger unseres Staates, sie könnten sich jedoch nicht ihrer Umgebung anpassen; „diese Fremdstämmigen“ – so Fundel – leben nach „ganz anderen Gesetzen als unsere eigenen Landleute leben“. Auf den ironischen Zwischenruf des SPD-Abgeordneten Ebert: „Neue Rassengesetze!“ antwortete Fundel: „Das Verhalten der Magolsheimer kann nicht einfach mit einer lässigen Handbewegung als rechtswidrig abgetan werden. Die Moral steht in diesem Falle eindeutig auf Seiten der Magolsheimer.“[1]
Günther Willmann: Tiberius Fundel. Der ungekrönte König vom Lautertal. In: Eine Frage nach der andern. Begegnungen am Mikrophon. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 1999, ISBN 3-87181-419-9, 68–74
Aus dem schwäbischen Geschichtensack. Vom Bere aus dem Lautertal. In: Schwäbischer Heimatkalender. 94. Jg. 1983, S. 51 f.