Wyatt entstammte der Gentry und diente am Hof Heinrichs VIII., der ihn 1527 auf diplomatische Mission nach Italien sandte. Dort geriet Wyatt zwar vorübergehend in kaiserliche Gefangenschaft, doch konnte er sich mit italienischer Renaissancedichtung vertraut machen. 1528–32 war Wyatt Marshal von Calais und 1537–39 Gesandter in Spanien. Wyatt war von heftigem Temperament. Gerüchten zufolge sei er der Geliebte Anne Boleyns vor und auch nach ihrer Hochzeit mit Heinrich gewesen. Für viele Interpreten findet dies einen literarischen Niederschlag in dem Sonett Whose list to hunt.
Wyatt übersetzte Plutarch (veröffentlicht 1528) und schrieb Certayne Psalms, eine Gedichtsammlung, die 1549 postum erschien. Weitere Gedichte, die Wyatt zugeschrieben werden, erschienen 1557 in einer Sammlung mehrerer Schriftsteller unter dem Titel Tottel's Miscellany oder Songs and Sonnets. Wyatt gilt gemeinsam mit Henry Howard, Earl of Surrey als Schöpfer des englischen Sonetts im Stile Francesco Petrarcas. Einige seiner Gedichte sind völlig frei von jedem fremden Einfluss, in anderen verwendet er den Canzoniere als Vorlage, gibt den Gedichten jedoch seine eigene Prägung, indem er die Vorlagen auf das Leben am Hofe Heinrichs VIII. überträgt.
Peter Murphy: The Long Public Life of a Short Private Poem: Reading and Remembering Thomas Wyatt. Stanford University, Stanford 2019, ISBN 978-1-5036-0700-2.
Susan Brigden: Thomas Wyatt: the heart's forest, London: Faber & Faber, 2012, ISBN 978-0-571-23584-1