In den 1990er Jahren wurde Rentmeister mit hochglänzenden Polyester-Skulpturen einem breiteren Publikum bekannt. Einige sehen wie überdimensionierte Blobs aus, andere wie Comic-Figuren.[1] Von 1999 an verwendete Rentmeister wiederholt Nutella- und Penatencreme für seine Arbeiten. Er nutzt „Haushaltsmaterialien aus industrieller Massenanfertigung – von Zuckerwürfeln über Wattestäbchen bis hin zu Papiertaschentüchern, Steckdosen und ganzen Kühlschränken.“[2] Sie werden zu Skulpturen.
„Nie sind seine Arbeiten hermetische, in sich geschlossene Kunstwerke, Monaden des Ästhetischen, stets lassen sie die Identität der verwendeten kunstfernen Materialien durchscheinen.“[3] Die „Respektlosigkeit, mit der hier Leben und Kunst“ verschmolzen werden, sei „das Ungewöhnlichste an diesem Werk“.[4]
Rentmeister bezieht sich formal-stilistisch auf die Minimal Art, „deren strenge Formensprache er durch eine kräftige Prise Post-Pop und dadaistischen Nonkonformismus auffrischt“.[5] Ursula Panhans-Bühler fand für sein Werk den Begriff des „unreinen“ Minimalismus.[6]
In Feuilletons und Ausstellungskatalogen wird Rentmeisters Humor betont: „Sein Rüstzeug ist der Humor und seine Haltung die eines Parodisten.“[7] Er wisse „leichtfüßig und gänzlich unpathetisch formale wie inhaltliche Dichte mit Humor in Einklang zu bringen“.[8] Er dürfe aber nicht nur als „Chefironiker“ gesehen werden.[4] Rentmeister sagte dazu im Deutschlandfunk: „Meine Arbeiten sind immer mit Ironie durchtränkt, aber es ist nicht der einzige Antrieb, den ich habe. Man könnte auch die Ironie weglassen, dann würden sie auch funktionieren.“[9]
Rentmeister und sein Werk entziehen sich einer eindimensionalen Festlegung. „Rentmeisters Schaffen pendelt zwischen einem pathetischen Kunstwollen und einer humorvollen Kunst- und Institutionskritik, zwischen Alltagsbezug und Kunstanspruch, wobei er es sorgsam vermeidet, eine eindeutige Position zu beziehen.“[7]
Der Philosoph Hannes Böhringer bescheinigt dem Künstler in seinem Essay Kühlschrank kaputt: „Alle Deutungen gleiten an ihm ab.“ Seine Kühlschrankarbeiten entwerfen „ein Bild vom entropischen Endzustand der Kunst“.[10]
Stephan Berg bezeichnet den „Balanceakt zwischen Verführung und Abstoßung, zwischen dem Ästhetischen und dem Unangenehmen“ als einen wichtigen „Motor der Arbeiten Rentmeisters“; der Künstler wolle vor allem den Punkt finden, „an dem das Süße, das Schöne umschlägt in das Eklige, Verdrängte, Unpassende.“ Demnach durchzieht Rentmeisters Gesamtwerk eine „paradoxe Ambivalenzstrategie“.[11] Auch das Thema der Vergänglichkeit durchziehe „diskret, aber doch unübersehbar weite Strecken des Œuvres“.[11]
2002 Piepenbrock-Nachwuchspreis für Bildhauerei[12]
Literatur
Christoph Schreier (Hrsg.): Thomas Rentmeister: Objects.Food.Rooms. Kunstmuseum Bonn / Perth Institute of Contemporary Arts, 2011, ISBN 978-3-832193-96-6.
Hannelore Kersting (Bearb.): Kunst der Gegenwart. 1960 bis 2007. Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach 2007, ISBN 978-3-924039-55-4.
Ellen Seifermann, Kunsthalle Nürnberg (Hrsg.): Thomas Rentmeister: Zwischenlandung. Ostfildern 2004, ISBN 978-3-7757-9196-0.
Udo Kittelmann, Kölnischer Kunstverein (Hrsg.): Thomas Rentmeister: braun / brown. Köln 2002, ISBN 978-3-7757-9107-6.
↑Christoph Schreier: Kulturpaste. Die Wiedergeburt der Moderne aus Nutella und Penatencreme. in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms. Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 28.
↑Leigh Robb: Zustandsbericht. in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms. Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 137.
↑Christoph Schreier: Kulturpaste. Die Wiedergeburt der Moderne aus Nutella und Penatencreme. S. 26.
↑Hannes Böhringer: Kühlschrank kaputt, in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms., Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 110
↑ abStephan Berg: Sind Sie sicher, dass im Kühlschrank das Licht ausgeht, wenn Sie die Kühlschranktür schließen?. in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms. Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 52/54.