Therese von Zandt war die jüngste Tochter der Eheleute
Johann Gerhard Franz Freiherr von Zandt (* 18. November 1740 in Mannheim; † 18. März 1807 in Düsseldorf-Karlstadt), zuletzt Generalmajor der Kavallerie und
Maria Sophia Reichsfreiin von Lindenfels (* 8. September 1745 in Schloss Wolframshof bei Kastl; † 28. November 1802 in Düsseldorf).
Sie wurde am 18. Juni 1771 in der Düsseldorfer Neustadt geboren und am 4. Juli in der Martinkirche in Bilk getauft.[2]
Sie lebte aber zunächst weiterhin in Düsseldorf, wo sie am 11. Januar 1792 auch als Sängerin im Konzert eines Musikers namens Ferretti genannt wird, in dem sie mit zwei „Bravour-Arien“ und zwei weiteren Gesangsdarbietungen auftrat.[4]
In den Jahren 1792 bis 1794 war sie dort außerdem Schülerin und Geliebte ihres späteren Gatten Friedrich August Burgmüller, den sie jedoch wieder aus den Augen verlor, als ihre Eltern die Beziehung entdeckten und verboten. Anschließend lebte sie vermutlich in Leipzig, vorübergehend auch in Wien.
Die Wiederbegegnung mit Burgmüller fand erst am 25. August 1804 in Regensburg statt. Am 13. Mai 1805 heirateten beide, im Juni/Juli 1807 übersiedelte das Paar nach Düsseldorf.
In Düsseldorf war sie eine gesuchte Klavierlehrerin. Nach Aussagen des Advokaten und Musikliebhabers Joseph Hertz (1821–1904), einem Freund der Familie, trug sie „durch den vortrefflichen Unterricht, den sie im Clavierspiel in den ersten Familien der Stadt ertheilte“, entscheidend zum Unterhalt der Familie bei.[5] Zu ihren Schülern zählten insbesondere die Kinder des Grafen Franz von Nesselrode-Ehreshoven (1783–1847), darunter Maximilian von Nesselrode-Ehreshoven. Der Graf war später der wichtigste Mäzen ihres Sohnes Norbert. In seinem Ausgabenbuch, einer Art Tagebuch, ist „Madame Burgmüller“ erstmals unter dem 31. Januar 1826 verzeichnet.[6]
Ab 1838 setzte sie sich für die Veröffentlichung von Norberts Nachlass ein und verkaufte einen Teil an den Verlag von Friedrich Hofmeister in Leipzig. Der Vertrag wurde am 17. September 1841 unterzeichnet.[7]
Mutmaßliche Beziehung mit Beethoven
Der Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz stellte die These auf, dass Therese von Zandt ab 1798 Mitarbeiterin der von Friedrich Rochlitz redigierten Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung war und Verfasserin jener Beträge, die dort unter den Kürzel „Z . . . .“ erschienen. Im Herbst 1803 reiste sie demnach nach Wien und empfahl Beethoven den Fidelio-Stoff, den Rochlitz zu dieser Zeit aus dem Französischen übersetzte. Anschließend war sie vermutlich „sieben volle Monate“ Beethovens Geliebte – vom 5. Dezember 1803 bis zum 5. Juli 1804. Zeuge dieser Beziehung war Beethovens damaliger Schüler Ferdinand Ries, der 1803 bis 1805 von Beethoven unterrichtet wurde. Ries erwähnt in seinen Erinnerungen an Beethoven:
„Er war sehr häufig verliebt, aber meistens nur auf kurze Dauer. Da ich ihn einmal mit der Eroberung einer schönen Dame neckte, gestand er, die habe ihn am stärksten und längsten gefesselt – nämlich sieben volle Monate.“[8]
Damit meinte Beethoven vermutlich Therese von Zandt, die laut Kopitz auch die Adresse auf jenen Brief schrieb, den Beethoven am 4. Januar 1804 an Friedrich Rochlitz richtete. Darin teilte er diesem mit, dass er ein von Rochlitz übersandtes, nicht näher bekanntes Libretto nicht vertonen möchte, sondern soeben mit der Vertonung des Fidelio-Librettos begonnen habe.[9] Es ist der einzige bekannte Brief Beethovens an Rochlitz.
Rochlitz war über diesen „geistigen Diebstahl“ offenbar sehr ungehalten, so dass Beethoven am 5. Juli 1806 in einem Brief an den Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel schrieb: „Emphehlen sie mich gütigst hr. v. Rochliz, ich hoffe, sein Böses Blut gegen mich wird sich etwas Verdünt haben, sagen sie ihm, daß ich gar nicht so unwissend in der ausländischen Litteratur wäre, daß ich nicht wüßte, Hr. v. Rochliz habe recht sehr schöne Sachen geschrieben“.[10]
Auf Therese von Zandt dürfte sich auch ein Brief Beethovens beziehen, den er an den Maler Willibrord Joseph Mähler richtete, wahrscheinlich im Dezember 1803:
„Ich bitte sie recht sehr sobald als sie mein Portrait genug gebraucht haben, mir es alsdenn wieder zuzustellen – ist es, daß sie dessen noch bedürfen, so bitte ich sie wenigstens um Beschleunigung hierin – ich habe das Portrait einer fremden Dame, die dasselbe bey mir sah, versprochen, während ihres Aufenthaltes vor [= für] einige Wochen hier, in ihr Zimmer zu geben – wer kann solchen Reizenden Anfoderungen widerstehen.“[11]
Mähler erzählte später dem Beethoven-Biographen Alexander Wheelock Thayer, dass er sein bekanntes Beethoven-Porträt im Winter 1803/04 schuf, als der Komponist gerade mit der Beendigung der Eroica beschäftigt war.[12]
Beethovens Klaviersonate F-Dur op. 54
In der Zeit der mutmaßlichen Beziehung entstanden mehrere bedeutende Werke Beethovens, darunter im Mai/Juni 1804 die zweisätzige Klaviersonate F-Dur op. 54. Es fällt auf, dass sie im Gegensatz zu anderen Klavierwerken dieser Zeit für ein nur 5-oktaviges Instrument entstand (Umfang F1 bis f3).[13] Ein solches Instrument besaß jedoch Therese von Zandt, später benutzte es ihr Sohn Norbert („ein alter fünfoctaviger Flügel, das dürre Instrument, auf dem seine Mutter gelernt hatte“).[14] Die bei diesem Werk fehlende Widmung erklärt sich wahrscheinlich damit, dass Therese von Zandt bereits verheiratet war, als es im April 1806 im Druck erschien.
Besitzungen
Zusammen mit ihren Geschwistern besaß Therese Burgmüller Teile der Gemeinde Epfenbach, etwa 20 Kilometer östlich von Heidelberg.[15]
Ehrung
Therese von Zandt zu Ehren wurde im Juni 2018 im Stift Asbeck ein „Theresen-Kabinett“ eröffnet, in dem auch ihre Familie gewürdigt wird.[16]
Literatur
Klaus Martin Kopitz, „Sieben volle Monate“. Beethoven und Therese von Zandt, in: Musica, Jg. 49 (1995), S. 325–332
Marie-Elisabeth Tellenbach: Noch eine Geliebte Beethovens gefunden – oder erfunden? Zu Klaus Martin Kopitz: „Sieben volle Monate“. Beethoven und Therese von Zandt. In: Musica, Jg. 50 (1996), S. 78–83.
Klaus Martin Kopitz, Der Düsseldorfer Komponist Norbert Burgmüller. Ein Leben zwischen Beethoven – Spohr – Mendelssohn, Kleve 1998, ISBN 3-9805931-6-9
Rainer Cadenbach: Die Léonore vor der Leonore oder: „das Licht der gescheiden und Sinnigen französischen opern“ – Ansatzpunkte für eine Perspektive Beethovens auf den Fait historique en deux actes et en prose, mêlé de chants von Bouilly und Gaveaux. In: Von der Leonore zum Fidelio. Vorträge und Referate des Bonner Symposiums 1997. Hrsg. von Helga Lühning und Wolfram Steinbeck, Frankfurt a. M. 2000, S. 93–119.
Bernhard Laukötter: Stift Asbeck. Legden 2005.
Klaus Martin Kopitz: Beethoven und seine Rezensenten. Ein Blick hinter die Kulissen der Allgemeinen musikalischen Zeitung. In: Beethoven und der Leipziger Musikverlag Breitkopf & Härtel – „ich gebe Ihrer Handlung den Vorzug vor allen andern“. Hrsg. von Nicole Kämpken und Michael Ladenburger, Bonn 2007, S. 149–167.
„Ich glaubte nur an Musik“ – Wolfgang Müller von Königswinter, Erinnerungen an Norbert Burgmüller. Hrsg. von Klaus Martin Kopitz, Begleitbuch zur Ausstellung zum 200. Geburtstag des Komponisten im Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf 2010.
Bernhard Laukötter und Reinhold Hülsewiesche: Therese von Zandt im Stift Asbeck. Legden-Asbeck 2018.
Weblinks
Klaus Martin Kopitz: Artikel „Therese von Zandt“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 24. April 2018
↑Joseph Hertz, Norbert Burgmüller, in: Düsseldorfer Anzeiger, Jg. 26, Nr. 123 vom 28. Mai 1864 (Erstes Blatt), S. 1f. Der biographische Beitrag erschien zur Einweihung des Burgmüller-Grabdenkmals am 29. Mai 1864.
↑Klaus Tischendorf und Tobias Koch, Norbert Burgmüller. Thematisch-bibliographisches Werkverzeichnis, Köln 2011, S. 10
↑Franz Gerhard Wegeler und Ferdinand Ries, Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven, Koblenz 1838, S. 117 (Digitalisat)
↑Vgl. Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, Band 1, hrsg. von Sieghard Brandenburg, München 1996, S. 205–207, hier: „Adresse von fremder Hand“
↑Das Großherzogthum Baden nach seinen Kreisen, Hofgerichts-Provinzen und Amtsbezirken topographisch dargestellt, 2. Aufl., Karlsruhe 1814, S. 152f., hier „Anna Theresia Friederike, verehel. Burgmüller“. (Digitalisat)
↑Ronny von Wangenheim, Theresenkabinett in der Hunnenpforte öffnet. Stiftsdorf Asbeck hat jetzt ein Theresenkabinett, in: Münsterland-Zeitung, 14. Juni 2018 (online (Memento des Originals vom 9. Januar 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muensterlandzeitung.de)