Die Ortschaft Ter Apel liegt im Norden der Niederlande in der Provinz Groningen und ist mit 10.400 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2024) das größte Dorf der Gemeinde Westerwolde.[1] Seit 2017 besteht dort das zentrale Flüchtlingsauffanglager für die Niederlande.
In den 1970er Jahren sind um den in der Mitte des Ortes gelegenen Badesee zahlreiche Einfamilienhäuser entstanden, die wesentlich zum Wachstum des Ortes beigetragen haben.
2017 wurde in Ter Apel in einer ehemaligen NATO-Militärbasis[3] das zentrale Flüchtlingsauffanglager für die Niederlande eröffnet, in dem bis zu 2000 Personen untergebracht werden können. Im Jahr 2018 wurden Asylverfahren dort meist innerhalb von acht Tagen durchgeführt.[4] Das Zentrum beschäftigt rund 600 Mitarbeiter aus allen für die Durchführung des Verfahrens notwendigen Bereichen.[5] Im Juli 2022 war das Lager vollkommen überfüllt. Asylsuchende mussten unter freiem Himmel oder auf Tischen und Stühlen schlafen, bis das Rote Kreuz, das die Zustände in Ter Apel als „unmenschlich“ bezeichnete, dort Zelte aufstellte.[6] Einem Den Haager Gerichtsurteil zufolge sei die Notunterkunft nicht menschenwürdig.[7]
Sehenswürdigkeiten
Das 1465 aus Backstein errichtete Kloster kann seit Juni 2010 besichtigt werden.
Verkehr
Straßen
Ter Apel liegt im Schnittpunkt der niederländischen Provinzialstraßen N364, N366 und N379; nur etwa 10 km östlich befindet sich auf deutschem Gebiet die Anschlussstelle Haren an der A 31. Die Städte Stadskanaal und Emmen liegen jeweils gut 15 km nordwestlich bzw. südwestlich von Ter Apel in den Niederlanden, die nächstgelegene deutsche Stadt Haren befindet sich 14 km südöstlich.
Die Nebenbahnen in die Nachbarstädte Emmen und Stadskanaal sind stillgelegt, letztere (über Musselkanaal und Zandberg) seit 1972,[8] und weitgehend abgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts war geplant, die Eisenbahnstrecke von Stadskanaal nach Ter Apel bis Meppen weiterzuführen. Für den deutschen Streckenabschnitt erteilte die preußische Regierung 1910 dem Landkreis Meppen die Baugenehmigung. Doch ließ der Erste Weltkrieg das Vorhaben ruhen. 1920 unternahm der Landkreis Meppen einen zweiten Anlauf.[9] Diesmal verhinderte die Inflation die Verwirklichung des Vorhabens. Auch ein dritter Anlauf nach der Einführung der Rentenmark scheiterte.[10] Derweil hatte die niederländische Eisenbahngesellschaft Stadskanaal-Ter Apel-Rijksgrens (STAR) im Vertrauen auf die deutsche Zusage die Strecke von Ter Apel bis zur Grenze fertiggestellt. 1924 nahm sie den Betrieb auf. Sie war jedoch von Anbeginn unrentabel, da sie an der Grenze endete und ohne Anschluss an das deutsche Netz blieb. Nach nur zwei Jahren wurde die Stichstrecke zur Grenze stillgelegt – und damit erst richtig bekannt. Denn die STAR-Linie war und ist die niederländische Bahnstrecke mit der kürzesten Betriebsdauer.[11]
Sport
In Ter Apel befindet sich die Autospeedway- und Stockcarbahn „De Polderputten“, die von der NNO (Noord Nederlandse Ovalracing) betrieben wird und an die niederländische Motorsportbehörde KNAF angeschlossen ist. Auf der 460 m bzw. 320 m langen Bahn fahren verschiedene Motorsportklassen.
Der heimische Schwimmsportklub Zepta Ter Apel trägt jedes Jahr mit mehr als 150 teilnehmenden Mannschaften eines der größten Wasserballturniere der Welt aus.
↑Thomas Giessmann, Mechtild Huesmann, Lothar Kurz (Bearb.): Die Chronik des Klosters Bentlage vor Rheine. Edition und Übersetzung. Aschendorff, Münster 2011, S. 87 u. 123.
↑Fiona Erhlers: Kurzer Prozess. In: Der Spiegel. Nr.27, 2018, S.30–32 (online – 30. Juni 2018).
↑Thomas Gutschker: Kein Platz für Flüchtlinge. In den Niederlanden müssen Asylsuchende im Freien schlafen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Juli 2022, S. 4.
↑Der Bahnbau Meppen-Ter Apel. Denkschrift der Kreiskommission für den Bahnbau Meppen-Ter Apel mit Stichbahn Fullen-Gross-Hesepe. Selbstverlag der Kreiskommission Meppen, Meppen 1920.
↑Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn „Meppen-Ter-Apel“ als Erschließerin des Bourtanger Moores und der angrenzenden Heideflächen (1925 oder 1925 erschienen).
↑Anneke Huyser: Van NOLS tot STAR. Een historische schets van Museumspoorlijn Veendam-Stadskanaal-Musselkanaal. Uitgeverij De Wijze Kater, Utrecht 2002, ISBN 90-5111-002-2.