Der Türmersturm steht heute am Schloßplatz 7 beim Kurmainzischen Schloss Tauberbischofsheim. Früher war hier nahe der Mündung des Brehmbachs in die Tauber, also an gut zu verteidigendem Ort, die südlichste Stelle der damaligen Stadtmauer.[1]
Geschichte
Der Türmersturm wurde im 13. Jahrhundert als Bergfried einer mittelalterlichen Stadtburg erbaut und diente zur Überwachung der Umgebung. Als die Tauberbischofsheimer Stadtburg im 16. Jahrhundert durch das Kurmainzische Schloss ersetzt wurde, bewahrte man von der ehemaligen Burg nur diesen Bergfried.[1] Die mittelalterliche Stadtbefestigung wurde mit Beginn der Neuzeit zunehmend entfernt. Neben dem Türmersturm blieben nur sehr geringe Teile der Stadtmauer und nur einzelne der bis zu 20 ehemaligen Stadttürme, beispielsweise der Hungerturm am benachbarten Mühlkanal, erhalten.[2][3]
Der Tauberbischofsheimer Schreiner Josef Zugelder verhinderte im Jahr 1848 durch seinen entschiedenen Widerstand den Abriss des Türmersturms. Zugelder wurde in der Folge nach dem bekannten radikalen 1948er Revolutionär Gustav Struve auch „Struwe“ genannt. Aufgrund dieses Übernamens wird eine Gasse, an der früher sein Haus stand, heute „Struwepfad“ genannt.[4]
Ein Modell von Tauberbischofsheim um 1750, das den Türmersturm im Rahmen der historischen Gesamtbefestigung der Stadt zeigt, befindet sich seit 2003 im Tauberfränkischen Landschaftsmuseum.
Im Laufe der Zeit wurde er neben dem Turm der Stadtpfarrkirche St. Martin zu einem Wahrzeichen der Stadt Tauberbischofsheim.[5] Er steht heute unter Denkmalschutz.[6]
Architektur
Über einem kreisrunden Grundriss mit einem Durchmesser am Boden von etwa neun Metern steigt der Rundturm mit nicht unbedeutender Verjüngung zu einer Höhe von 37 Metern empor.[5] Die Außenmauern sind etwa zwei Meter dick. Sein Zugang lag früher in acht Metern Höhe und war nur über eine Leiter zu erreichen. Das Kurmainzische Schloss rahmt den Türmersturm von nahezu allen Seiten her ein.[1] Der Türmersturm ist nach § 28 (Gebäude) des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetzes geschützt.[6]
Ansichten des Türmersturms
Historischer Zugang in acht Metern Höhe
Heutiger Zugang am Boden
Hinweistafel neben dem Eingang des Turms
Der Türmersturm, eingerahmt vom Kurmainzischen Schloss
Der Türmersturm in einem Modell von Tauberbischofsheim um 1750, mit der damals etwa zehn Meter hohen Stadtmauer mit über 20 Türmen
Turmblasen
Mittels einer Initiative von Albrecht K. H. Wahl, ein Verleger der Tauberzeitung Bad Mergentheim, wurde am 13. Juli 1979 das "Abendlied vom Türmersturm" ins Leben gerufen. Bis ins Jahr 2005 wurde es als Stiftung von der Tauberzeitung und dem Stadtblatt getragen. Seit Mai 2006 präsentieren die Fränkischen Nachrichten, unterstützt von der EnBW[7] und der Stadt Tauberbischofsheim, diese Tradition.[8]
Interessierte können vom Schloßplatz aus in den Sommermonaten (Anfang Mai bis Ende Oktober) den Serenaden lauschen[9], sie erklingen in diesem Zeitraum jede Woche freitagabends.[7][10]
Trompeter der Stadt- und Feuerwehrkapelle Tauberbischofsheim spielen von der ehemaligen Türmerstube bekannte Volkslieder.[8][11]
Sonstiges
Der Türmersturm prägte für viele Jahrzehnte das Logo der ehemaligen Tauberbischofsheimer Zipf-Bräu. Heinrich Zipf sendete 1929 eine Anfrage an die Stadt Tauberbischofsheim bezüglich der Nutzung des Stadtwappens und des Türmersturms für das Logo seiner Brauerei für Plakate, Schriftstücke und Biergläser. Der Gemeinderat stimmte dieser Anfrage zu.[12][13]
Literatur
Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997, S. 47–52 (Burg und Warttürme) und S. 202–214 (Das Ende der Mauern und Türme).
Josef Heer: Tauberbischofsheim heute. 2. Auflage. Druckerei und Buchbinderei der Justizvollzugsanstalt Heilbronn 1983 (mit zahlreichen Abbildungen des Türmersturms).
Hugo Stang, Anton Ullrich, Wilhelm Ogiermann, Josef Kiefer, August Haun: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. Eigenverlag der Stadtverwaltung, Tauberbischofsheim 1955, S. 208f. (Anlage der Stadtbefestigung).
↑Hugo Stang, Anton Ullrich, Wilhelm Ogiermann, Josef Kiefer, August Haun: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. Eigenverlag der Stadtverwaltung, Tauberbischofsheim 1955, S. 208f. (Anlage der Stadtbefestigung).
↑Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997, S. 202–214 (Das Ende der Mauern und Türme).
↑Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e. V., Tauberbischofsheim 1997, S. 214–216 (Einige Gassen der Stadt).
↑ abHugo Stang, Anton Ullrich, Wilhelm Ogiermann, Josef Kiefer, August Haun: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. Eigenverlag der Stadtverwaltung, Tauberbischofsheim 1955, S. 209.
↑ abLandesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg: Verzeichnis der unbeweglichen Bau- und Kunstdenkmale und der zu prüfenden Objekte. Regierungspräsidium Stuttgart, Stuttgart 2012.