Den Text verfasste der deutscheTheologe und PädagogeFriedrich Wilhelm Kritzinger (1816–1890), der Direktor der Lehrerinnenbildungsanstalt in Droyßig. Veröffentlicht wurde das Lied erstmals unter dem Titel Die Weihnachtsglocken in der Sammlung Liederstrauß von Bernhard Brähmig, der ebenfalls an den Droyßiger Anstalten als Musiklehrer tätig war.[1] Kritzinger veröffentlichte den Text 1866 nochmals in seinem Weihnachtsbüchlein für Schule und Haus.[2]
Die Melodie, der Kritzinger sein Gedicht ausdrücklich unterlegte, stammt von dem VolksliedSeht, wie die Sonne dort sinket, das seit 1841 in Thüringen sowie seit 1847 in Schlesien überliefert ist.[3] Gelegentlich wird eine Entstehungszeit vor 1826 vermutet.[4] Karl Kummerel (1822–1857) schuf 1847 eine Umdichtung des Liedes, weswegen er oft fälschlich als Autor angegeben wird.[3][5][6] Als Vorlage dieses Volkslieds gilt seinerseits das volkstümliche KunstliedDort sinket die Sonne im Westen[7] auf einen Text des Zittauer Lehrers Ernst Heinrich Schwabe (1787–1818),[8] zu dem der Komponist August Harder 1808 eine (allerdings andere) Melodie veröffentlichte.[3][9] Die Melodie des Volksliedes war auch in zahlreichen weiteren Varianten (u. a. Das Liebchen im Grabe) verbreitet.[10][11] Bezeichnenderweise ist auch schon in den älteren Texten zu der Melodie von Glocken die Rede, was Kritzinger als Anregung gedient haben mag.[12]
Spätestens seit den 1890er Jahren,[13] und von da an sehr häufig, ist das Lied in Gebrauchsliederbüchern zu finden.[14]
Eine weitere Vertonung des Textes von einem gewissen Wilhelm Ritzmann ist 1893 im Liederbuch Frohe Lieder der deutschen baptistischen Gemeinde in Cleveland (Ohio) nachgewiesen.[15]
Das Lied schafft eine hoffnungsvolle und heilsame Stimmung. Der Glockenklang steht als Symbol für Friede, Freude und Weihnachtswonne.
Liedtext
Der Text ist in mehreren, leicht voneinander abweichenden Fassungen überliefert. Im Folgenden ist Kritzingers Originaltext abgedruckt:
Süßer die Glocken nie klingen,
Als zu der Weihnachtszeit,
Ist, als ob Engelein singen
Wieder von Frieden und Freud’,
𝄆 Wie sie gesungen in seliger Nacht! 𝄇
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang!
O wenn die Glocken erklingen,
Schnell sie das Christkindlein hört:
Thut sich vom Himmel dann schwingen,
Eilet hernieder zur Erd’.
𝄆 Segnet den Vater, die Mutter, das Kind; 𝄇
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang!
Klinget mit lieblichem Schalle
Ueber die Meere noch weit,
Daß sich erfreuen doch Alle
Seliger Weihnachtszeit,
𝄆 Alle aufjauchzen mit einem Gesang! 𝄇
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang![2]
Melodie
Literatur
Franz Xaver Erni, Heinz Alexander Erni: Stille Nacht, heilige Nacht. Die schönsten Weihnachtslieder. Herder, Freiburg im Breisgau 2002, ISBN 3-451-27367-5, S. 120 u. 190.
↑Bernhard Brähmig: Liederstrauß. Auswahl heiterer und ernster Gesänge für Töchterschulen. Heft 3. Merseburger, Leipzig 1860. 18. Auflage 1897, S. 84 f. (Textarchiv – Internet Archive).
↑ abWilhelm Kritzinger: Weihnachtsbüchlein für Schule und Haus. Webel, Zeitz 1866, OCLC246776240, S. 12.
↑Karl Goedeke, Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Siebentes Buch: Zeit des Weltkrieges (1790–1815): Phantastische Dichtung. Abteilung II. 2. Auflage. Ehlermann, Dresden 1900, S. 307 (Textarchiv – Internet Archive).
↑August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Karl Hermann Prahl: Unsere volkstümlichen Lieder. 4. Auflage. W. Engelmann, Leipzig 1900, S. 60 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Bernd Pachnicke (Hrsg.): Deutsche Volkslieder. Singstimme und Klavier. Edition Peters, Leipzig 1976, DNB1006936580, S. 337.
↑Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S.1031f.
↑Julius Hofmann (Hrsg.): Deutsches Liederbuch: Sammlung von Chorälen und Liedern für Schule und Haus. Sonntags-Schule der Zions-Gemeinde, Baltimore, Md. 1895, S. 126 (online bei hymnary.org); Ludwig Tiesmeyer, Paul Zauleck (Hrsg.), Helias Putsch (musikalisch bearb.): Das Buch der Weihnachtslieder. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Heinsius, Bremen 1896, S. 106 f. (Wikisource).