Die Verwüstung der Synagoge bei den Novemberpogromen wurde einer Gruppe von Käsern angelastet, die am Abend des 10. November 1938 aus dem Nachbarort Boos kamen, zwei Stunden später kamen SS-Leute auf Lkws aus Memmingen und setzten die Angriffe auf jüdische Einrichtungen fort. Der Innenraum der Synagoge wurde zerstört und dabei auch der Thora-Schrein zerschlagen und geplündert. Auf dem angeschlossenen Friedhof wurden Grabsteine umgeworfen.[1]
Danach fanden keine Gottesdienste mehr statt. Während des Krieges diente das Gebäude als Lagerstätte für Flugzeugmotoren und -teile. Während des Pogroms am 10. November 1938 wurde auch ein der Synagoge benachbarter Laden eines jüdischen Ehepaars angegriffen, während die Besitzer fliehen mussten. Vor einem Übergriff auf ein benachbartes Wohnhaus versuchten Fellheimer Bürger erfolgreich die Täter zu hindern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne, die Synagoge wieder für die verbliebenen Juden aus Memmingen und der Region instand zu setzen. Pläne für die Umgestaltung als römisch-katholische Kirche kamen nicht zur Ausführung. Im Jahre 1950 wurde das mit Biberschwanzziegeln gedeckte Gebäude veräußert und zu einem Mietshaus umgebaut.
2007 erwarb die Gemeinde Fellheim das Wohnhaus, um es mit einem Kostenaufwand von 1,7 Mio. Euro umzubauen. Ziel war es das Gebäude als Sakralbau wieder erkennbar zu machen, es als Lernort jüdische Landgemeinde zu etablieren und einer neuen, nicht sakralen Verwendung zuzuführen. In den genehmigten Plänen aus dem Jahre 2012 ist der Wiederaufbau der Frauenemporen, der außen liegende Treppenaufgang und der zerstörte Thoraschrein mit neuartigen Materialien vorgesehen. An dem Vorhaben beteiligten sich Bürger der Gemeinde Fellheim (über: Förderkreis Synagoge Fellheim e. V.), der bayerische Staat und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim. Seit 2013 wurde das Gebäude zurückgebaut, renoviert und umgebaut. Das umgestaltete Gebäude wurde am 25. Oktober 2015[2] eröffnet.[3] Für den Rückbau erhielten die Gemeinde Fellheim und der Förderkreis Synagoge Fellheim e. V. 2017 die Denkmalschutzmedaille des Freistaats Bayern.
In östlicher Richtung, im Anschluss an die Synagoge befindet sich der dazugehörige jüdische Friedhof.[4]
Literatur
Fellheim an der Iller. Eine bebilderte Führung durch den ehemaligen jüdischen Ortskern Fellheims. Hrsg. v. Arbeitskreis Geschichte, Brauchtum und Chronik in Zusammenarbeit mit dem Amt für ländliche Entwicklung und der Gemeinde Fellheim (2007)
Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bayern III. Schwaben. Deutscher Kunstverlag, München 1989 (Aktualisierung geplant für 2006–2008)
Stadtarchiv München (Hrsg.): Die Rosenthals. Der Aufstieg einer jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm. Mit Beiträgen von Elisabeth Angermair, Jens Koch, Anton Löffelmeier, Eva Ohlen und Ingo Schwab. Böhlau, Wien u. a. 2002, ISBN 3-205-77020-X (verwendet)
↑Edith Raim: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie: Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945–1949. Zugl. Habil.-Schr. Univ. Augsburg 2012; Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3-486-70411-2, S. 830, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
↑Ehemalige Synagoge in Fellheim nach Umbau erstmals geöffnet. In: Memminger Zeitung. 4. September 2015 (all-in.de [abgerufen am 29. März 2016]).