Sven Regener wuchs in der Neuen Vahr und in Blockdiek in Bremen auf. Im Alter von 16 Jahren war er Sekretär des Kommunistischen Jugendbundes Bremen.[1] Nach dem Abitur am Gymnasium an der Kurt-Schumacher-Allee (KSA) 1980[2] wurde er zur Bundeswehr eingezogen. Während der Rekrutenzeit verweigerte er schließlich den Wehrdienst, wozu man sich seinerzeit einer sogenannten Gewissensprüfung unterziehen musste.[3] Seine Bundeswehrzeit diente Regener auch als Vorlage für seinen Roman Neue Vahr Süd.[4] Anschließend begann er ein Studium der Musikwissenschaften in Hamburg und an der TU Berlin,[5] das er später abbrach. Seit 1971 spielt er klassische Gitarre, seit 1976 Trompete, seit 1985 Klavier und auch E-Gitarre. Nachdem er bereits beim Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) in einem Spielmannszug „Ensembleerfahrungen“ gesammelt hatte,[6] nahm er 1982 seine erste LP mit der Band Zatopek auf. 1984 stieß er zu der Band Neue Liebe, einer weiteren Post-Punk-Band. 1985 gründete er in Berlin Element of Crime, in der er singt sowie Gitarre und Trompete spielt; für diese Band schreibt er seither auch nahezu alle Liedtexte. Gemeinsam mit Richard Pappik, dem Schlagzeuger von Element of Crime, und dem Pianisten Ekki Busch veröffentlichte er unter dem Titel Ask Me Now (nach einem Stück von Thelonious Monk) im März 2021 ein rein instrumentales Jazz-Album,[7] dem im Folgejahr mit Things to Come ein zweites Album folgte; Wolf Kampmann zufolge nähert sich dort sein „schnoddriger“ Trompetenklang noch weiter an seinen Stimmvortrag bei Element of Crime an.[8]
2001 veröffentlichte Regener seinen ersten Roman, Herr Lehmann, der die letzten Monate vor dem Mauerfall in Berlin-Kreuzberg aus der Sicht des Kneipenmitarbeiters Frank Lehmann beschreibt. Das Buch erreichte eine Auflage von über einer Million Exemplaren. Regener verfasste auch das Drehbuch für Leander Haußmannsgleichnamige Verfilmung mit Christian Ulmen in der Titelrolle, wofür ihm der Deutsche Filmpreis in Gold und der Deutsche Drehbuchpreis verliehen wurden. 2004 erschien sein zweiter Roman Neue Vahr Süd, ein Prequel zu Herr Lehmann, in dem Lehmanns Alltag 1980 in Bremen und bei der Bundeswehr erzählt wird. Am 1. September 2008 erschien der dritte Band, Der kleine Bruder, das detailliert Lehmanns erste beide Tage 1980 in Berlin schildert.[9] Im Dezember 2009 brachten Regener und Leander Haußmann zusammen eine Bühnenfassung des Kleinen Bruders mit Studenten des bat-Studiotheaters der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin heraus.[10] 2010 feierte Neue Vahr Süd, die Verfilmung seines gleichnamigen Romans, Premiere. Regener war am Drehbuch nicht beteiligt.
2011 veröffentlichte er sein Buch Meine Jahre mit Hamburg-Heiner, eine Zusammenfassung eines während der Band-Tourneen entstandenen Blogs. Ab August 2012 drehte Regener die Komödie Hai-Alarm am Müggelsee mit Haußmann.[11] Der Film lief am 14. März 2013 in den deutschen Kinos an.[12] 2013 folgte der Roman Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt,[13] der das Leben einer Figur aus Herr Lehmann weiter erzählt. 2015 erschien in Zusammenarbeit mit Andreas Dorau das Buch Ärger mit der Unsterblichkeit mit biographischen Geschichten aus Doraus Leben.[14]
In einem Interview der Sendung Zündfunk des Bayerischen Rundfunks 2012 nahm Regener Stellung zum Urheberrecht und kritisierte Internetunternehmen wie Google mit seinem Videoportal YouTube sowie die Piratenpartei, wodurch die öffentliche Debatte über eine Reform des Urheberrechts zusätzlich angeschoben wurde.[15][16][17][18][19]Christopher Lauer erwiderte die Kritik im gleichen Format.[20] Im Mai 2012 gehörte Regener zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs „Wir sind die Urheber“, mit dem gegen Angriffe auf das Urheberrecht und gegen den Diebstahl geistigen Eigentums protestiert wird.[21] Daraufhin veröffentlichten Aktivisten aus dem Umfeld von Anonymous die Privatadresse und die Telefonnummer von Regener und anderen Prominenten, die den Aufruf unterzeichnet hatten.[22]
Regener lebt in Berlin-Prenzlauer Berg. Er ist mit der Musikmanagerin Charlotte Goltermann verheiratet und hat zwei Kinder.[26] Seine Tochter Alexandra Regener sang bei den Element-of-Crime-Liedern Der weiße Hai und Karin, Karin mit.[2]
Preise und Ehrungen
2008 Award der Zeitschrift kulturnews für „Der kleine Bruder“
Neben den Texten der Lieder von Element of Crime veröffentlichte Regener folgende Bücher, wobei die Romane Herr Lehmann, Neue Vahr Süd und Der kleine Bruder als die „Lehmanntrilogie“ gelten. Mit Magical Mystery, Wiener Straße und Glitterschnitter sind drei weitere Romane zum literarischen Kosmos um Frank Lehmann hinzugekommen.
mit Germar Grimsen: Angulus Durus – Traum eines lächerlichen Menschen. Ein Katastrophenfilm, Roman, Eichborn, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-8218-0760-7.
Stefan Greif, Nils Lehnert, Anna-Carina Meywirth (Hrsg.): Sven Regener (= TEXT+KRITIK. Zeitschrift für Literatur 224). Edition text + Kritik, München 2019, ISBN 978-3-86916-837-1.
Matthias Hannemann als Interview: Wieso kann man Romane nicht singen, Herr Regener? In: FAZ, 23. August 2008, Bilder und Zeiten. S. Z 6
↑Robert Mießner: Musiker und Autor Sven Regener über Jazz: „Musik spricht Gefühle an“. In: Die Tageszeitung: taz. 6. März 2021, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. März 2021]).