Susanne Scholl ist Tochter einer assimilierten österreichisch-jüdischen Medizinerfamilie, mit deren tragischem Schicksal sie sich in ihrem Roman Elsas Großväter auseinandersetzte. Ihr Vater stammte aus Pötzleinsdorf, ihre Mutter aus der Leopoldstadt. Kennengelernt hatten sie sich im „Austrian Center“ in der Emigration in London. Sie kehrten 1947 nach Wien zurück, um am Aufbau des Kommunismus in Österreich mitzuwirken.[1]
Ihren Bildungsweg beschritt Scholl mit einem Doktoratsstudium der Slawistik in Russland und Rom, das sie 1972 in Rom abschloss. Journalistisch war sie für Radio Österreich International (ROI) und die APA tätig, von wo sie von Paul Lendvai 1986 in das Pionierteam der neuen ORF-Osteuroparedaktion geholt wurde.
1989 ging Scholl als Korrespondentin des ORF nach Bonn, 1991 wechselte sie nach Moskau. 1997 bis 2000 leitete sie in der Wiener Zentrale das Europajournal im ORF-Radio und kehrte dann nach Moskau zurück. Aufsehen erregte ihre vorübergehende Festnahme durch die russischen Behörden während der Berichterstattung aus Tschetschenien.
Die Mutter eines 1983 geborenen Zwillingspaares ist als Buchautorin hervorgetreten – Russisches Tagebuch, Moskauer Küchengespräche, Elsas Großväter (Roman), Nataschas Winter (Erzählungen), Reise nach Karaganda (Roman), Töchter des Krieges – Überleben in Tschetschenien, Rot wie die Liebe (Gedichte), Russland mit und ohne Seele, Russische Winterreise (Gedichte), Allein zu Hause, Die Königin von Saba (Erzählung), Wachtraum (Roman).