Bevor verlässliche elektrische Antriebe zur Verfügung standen, verwendete man bei den in den 1870er Jahren aufgekommenen Dampfstraßenbahnen – aber auch bei zahlreichen Lokal- oder Kleinbahnen – kleine, zumeist teilweise oder vollständig verkleidete Dampflokomotiven. Sie wurden auch Tramwaylokomotive, (Dampf-)Trambahnlokomotive, (Dampf-)Tramlokomotive oder Kastenlokomotive genannt und ersetzten vielerorts die damals üblichen Zugpferde, um die Leistungsfähigkeit gegenüber Pferdebahnen im Personenverkehr zu erhöhen. Vor allem Vorortstrecken beziehungsweise Überlandstraßenbahnen wurden mit solchen Maschinen betrieben. Auch nach Etablierung der elektrischen Straßenbahn spielten sie noch eine Rolle, meist auf weniger frequentierten Strecken, auf denen man zunächst die Kosten einer Elektrifizierung scheute oder die auch später nie eine Oberleitung erhielten. Viele Strecken, wie die der Frankfurter Waldbahn, wurden jedoch elektrifiziert und in das Netz elektrischer Straßenbahnlinien integriert.
Verkleidete Straßenbahnlokomotive mit Kondensator auf dem Dach
Chiemsee-Bahn mit Straßenbahnlokomotive, an Wochenenden und Feiertagen im Stundentakt
Die Verkleidung aller beweglichen Teile sollte andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger vor schweren Verletzungen bei Unfällen schützen. Außerdem verhinderte sie das Scheuen von Pferden und schützte das Getriebe vor Schmutz und Staub auf den damals üblichen Natur- und Makadamstraßen. Oft gab es auf Straßenbahnlokomotiven keinen Heizer, das heißt, sie wurden vom Triebfahrzeugführer im Einmannbetrieb bedient. Die kurzen Achsstände gewährleisteten auch das Befahren enger Kurven in Stadtzentren. Oft verwendete man aus Platzgründen Stehkessel.
Die Verkleidung behinderte mitunter die Wartung. Darum wurde sie bei einigen Lokomotiven teilweise wieder entfernt.
In der Tradition der dampfbetriebenen Straßenbahnlokomotiven stand noch der Einsatz der Benzol-Lokomotive bei der Straßenbahn Schöneiche bei Berlin um 1910.
Elektrischer Betrieb
Mit der Etablierung des elektrischen Antriebs bei Straßenbahnen setzte man kurze zwei- oder vierachsige Elektrolokomotiven ein, um – auf schmalspurigen Netzen auch mittels Rollwagen oder Rollböcken – Güterwagen an Industriekunden innerhalb des Stadtgebiets zustellen und abholen zu können.[2] Diese Güterstraßenbahn-Maschinen hatten meist einen Mittelführerstand und schräge, nach vorne abfallende Vorbauten. Diese Konstruktion ermöglichte dem Lokführer auch bei Rangierfahrten eine Rundumsicht und einen freien Blick auf den übrigen Verkehr. Zudem entfiel bei Fahrtrichtungsänderungen – die im Straßenbahngüterverkehr recht häufig waren – der Führerstandswechsel.
Elektrische Güterlokomotive der Straßenbahn Miskolc in seltener Bauausführung als Kastenlokomotive mit Mittelführerstand
Ehemalige Straßenbahnlokomotive der Wuppertaler Stadtwerke, bis 2023 bei der Lokalbahn Lambach–Vorchdorf-Eggenberg im Einsatz, inzwischen Denkmal in Wuppertal.
Eine „Măgăruş“ („Eselchen“) genannte Kleinlokomotive der Straßenbahn Bukarest, 2006
Die vierachsige Lokomotive 2016 der Straßenbahn Frankfurt am Main dient der Bespannung von dienstinternen Arbeitszügen