Mitte der 1960er Jahre übernahm sie einen Film, dessen Ausgangsmaterial ein eher zäher jugoslawischer Krimi mit dem Titel Operacija ticijan / Operation Titan war. Corman hatte die Rechte des Werks erworben, um es umzuschneiden, mit neuen Szenen auszustatten und als Fernsehfilm Portrait in Terror zweitzuverwerten.[2] Da ihm die bereits stark nachbearbeitete Fassung immer noch unbrauchbar für den US-Markt erschien, beauftragte er zunächst den Regisseur Jack Hill mit einer weiteren Schnittfassung und zusätzlicher Handlung rund um einen verrückten, Modelle-mordenden Maler. Hill drehte diese Szenen in Südkalifornien und nannte seine Version des Films Blood Bath. Corman war jedoch immer noch nicht zufrieden und engagierte nun Stephanie Rothman, die einige von Hills Szenen entfernte, wieder umschnitt und Vampirfilm-Elemente neu drehte. Laut Rothman war die von Corman für gut befundene Idee, in den zusätzlichen Szenen Figuren zu zeigen, die sich deutlich von den restlichen Protagonisten unterschieden. Der im Kino als Blood Bath vermarktete Film wurde später für die TV-Verwertung durch weitere Szenen verlängert und hieß in dieser Fassung Track of the Vampire.[3]
Stephanie Rothmans erster eigener Film für die Corman Factory war 1967 It's a Bikini World, über Geschlechterkampf und Rollenspiele an sonnigen Stränden zur Musik der Animals und der Gentrys.
Eindrucksvoller geriet Stephanie Rothman ihre nächste Arbeit: The Student Nurses (1970), der erste Film von Roger Cormans neu gegründeter Produktionsfirma New World Pictures, über eine Gruppe von attraktiven Schwesternschülerinnen, deren erotische Eskapaden geschickt mit sozialkritischen Handlungselementen gewürzt wurden, war ein großer kommerzieller Erfolg und der Start einer Serie von weiteren „Schwesternfilmen“ aus dem Hause Corman.
1971 drehte Stephanie Rothman The Velvet Vampire, mit dem sie den Vampirmythos endgültig in die sengende Sonne Kaliforniens transferierte: Ein junges Paar wird von einer geheimnisvollen Schönheit in die Mojave-Wüste gelockt, wo eine erotische Dreiecksbeziehung in einen Kampf ums Überleben mündet. 1973 ließ die Regisseurin in ihrem nächsten Film sechs junge Menschen beiderlei Geschlechts eine „Gruppenhochzeit“ (Group Marriage) feiern. Im gleichen Jahr drehte sie Männer wie die Tiger, über eine sonnige Insel, auf die verurteilte Mörder und Mörderinnen verbannt und dort sich selbst überlassen werden, was zunächst dazu führt, dass die Frauen als Sklavinnen gehalten werden und zum Beispiel wie Vieh Pflüge zu ziehen haben. Dies war einer der ersten Filme mit Tom Selleck.
Nachdem Corman die Regie für den Film Die Faust des Rebellen 1972 nicht ihr, sondern Martin Scorsese überließ, machte sich Rothman selbständig.[6] Zusammen mit ihrem Mann Charles S. Schwartz beteiligte sie sich an der unabhängigen Produktionsfirma Dimension Pictures. Sie war dort maßgeblich an der Entwicklung und Vorbereitung von Filmprojekten beteiligt, schrieb Drehbücher und führte Regie. Ihr letzter Film war 1974 die Sexploitation-Komödie The Working Girls, in der drei junge mittellose Frauen gegen vielerlei Widerstände versuchen, in der Arbeitswelt von Los Angeles Fuß zu fassen.[7]
Stephanie Rothmans Filme unterschieden sich von den üblichen Exploitation-Filmen durch die starken weiblichen Charaktere und den durchscheinenden gesellschaftskritischen Ansatz. Im Gegensatz zu anderen Protegés von Roger Corman wie Scorsese oder Francis Ford Coppola war es ihr nicht möglich, im Mainstream Fuß zu fassen. Sie selbst gab zu Protokoll, dass sie als Frau und ehemalige Exploitation-Filmemacherin keine Chance bei größeren Produktionen bekam. Nachdem sie zehn Jahre lang erfolglos versucht hatte, im Hollywood-Studiosystem Filme zu drehen, wurde sie Lobbyistin für eine Lehrer-Gewerkschaft.[8] Anschließend wechselte sie ins Immobiliengeschäft.[9]
Filmografie
1965: Voyage to the Prehistoric Planet – Produktion
1965: Beach Ball – Produktion
1966: Queen of Blood – Produktion
1966: Blood Bath / Track of the Vampire – Buch, Regie (zusammen mit Jack Hill)
1967: It's a Bikini World – Buch, Regie
1970: The Student Nurses – Produktion, Buch, Regie
↑Alicia Kozma: The Cinema of Stephanie Rothman. Radical Acts in Filmmaking. The University of Mississippi Press, 2022, ISBN 978-1-4968-4099-8, S.73ff., 157ff.