1984 promovierte er am Fachbereich Geschichtswissenschaften der FU Berlin mit einer Untersuchung zur Balkanpolitik Mussolinis und war danach bis 1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Hochschulassistent in der Sektion Zeitgeschichte des Osteuropa-Instituts der FU Berlin.
Im Auftrag des Auswärtigen Amtes war er 1992/93 sowie 1994/95 als deutsches Mitglied in den Langzeitmissionen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Makedonien und in Moldova tätig. 1995 habilitierte er sich an der FU Berlin für Neuere sowie Ost- und Südosteuropäische Geschichte mit einer Arbeit zur Moskau-Politik der frühneuzeitlichen Großmacht Schweden.
Von 1999 bis 2015 war er Professor für Kulturstudien Ostmitteleuropa am Institut für Slavistik der Universität Leipzig, von 2015 bis 2021 Professor für Kulturgeschichte des östlichen Europa am Global and European Studies Institute ebendort. Von 1999 bis 2021 fungierte er überdies als stellvertretender Direktor des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), ebenfalls in Leipzig. Seitdem ist er Senior Fellow dort.
2005/06 hatte er eine Forschungsprofessur der VolkswagenStiftung am Willy Brandt Zentrum für Deutschland- und Europastudien der Universität Wrocław und am Collège d’Europe in Warschau-Natolin inne. 2011/12 war er Fellow des Imre Kertész Kollegs „Europas Osten im 20. Jahrhundert“ der Universität Jena.
Forschungs- und Publikationsschwerpunkte
Die Arbeitsschwerpunkte von Stefan Troebst sind die Geschichte der internationalen Beziehungen in der Neuzeit, die Zeitgeschichte Südosteuropas, die Kulturgeschichte Ostmitteleuropas, die Wirtschaftsgeschichte Nordosteuropas sowie die Erinnerungskulturforschung und der Forschungsansatz der Visuellen Geschichtskultur.[1]
Funktionen
Troebst ist ausländisches Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Sektion der Societas Scientiarium Fennica in Helsinki und sitzt dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung sowie dem Kuratorium des Willy Brandt Zentrums für Deutschland- und Europastudien der Universität Wrocław vor.
Des Weiteren ist er Mitglied des Board of Trustees des Centre for Advanced Study in Sofija, des Fachbeirates Wissenschaft der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, des Forums Mitteleuropa beim Sächsischen Landtag, des Wissenschaftlichen Beirats des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge/German War Graves Commission und der Commission Internationale des Études Historiques Slaves innerhalb des Comité International des Sciences Historiques. Desgleichen versieht er Funktionen in den Herausgebergremien wissenschaftlicher Zeitschriften (East Central Europe, Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, Zeitgeschichte, Comparativ u. a.).
An der Universität Leipzig leitete er von 2006 bis 2021 das Masterprogramm „European Studies“ und das Internationale Promotionsprogramm „The New Europe“.
Von 2014 bis 2021 war Troebst Honorarkonsul der Republik Kosovo für Sachsen und Sachsen-Anhalt.[2]
Schriften (Auswahl)
Monografien
Die bulgarisch-jugoslawische Kontroverse um Makedonien 1967–1982. München 1983, ISBN 3-486-51521-7.
Mussolini, Makedonien und die Mächte 1922–1930. Die „Innere Makedonische Revolutionäre Organisation“ in der Südosteuropapolitik des faschistischen Italien. Köln/Wien 1987, ISBN 3-412-01786-8.
Bugarsko-jugoslovenskata kontroverza za Makedonija 1967–1982. Skopje 1997, ISBN 9989-624-26-7.
Conflict in Kosovo: Failure of Prevention? An Analytical Documentation, 1992–1998. Flensburg 1998, ISBN 3-88242-301-3, [1].
Kulturstudien Ostmitteleuropas. Aufsätze und Essays. Frankfurt/Main 2006, ISBN 3-631-54581-9.
Das makedonische Jahrhundert. Von den Anfängen nationalrevolutionärer Bewegung zum Abkommen von Ohrid 1893–2001. Ausgewählte Aufsätze. München 2007, ISBN 978-3-486-58050-1.
Erinnerungskultur – Kulturgeschichte – Geschichtsregion. Ostmitteleuropa in Europa. Stuttgart 2013, ISBN 978-3-515-10384-8.
West-östliche Europastudien. Rechtskultur, Kulturgeschichte, Geschichtspolitik/West-Eastern European Studies. Legal Culture, Cultural History, Politics of History. Leipzig 2015, ISBN 978-3-86583-840-7.
Makedonskiot vek. Od početocite na nacionalno-revolucionernoto dviženje do Ohridskiot ramkoven dogovor 1893–2001. Izbrani esei. Prevod od germanski jazik Simona Arsova. Skopje 2018, ISBN 978-608-239-214-1.
Musolini, Makedonija i Golemite sili 1922–1930. Vnatrešnata makedonska revolucionerna organizacija vo jugoiztočnata politika na fašistička Italija. Prevod od germanski jazik Vase Angeleski. Skopje 2020, ISBN 978-608-239-447-3.
Europa Środkowo-Wschodnia, Polska a Niemcy w Europie. Wybrane studia i eseje. Krakau 2021, ISBN 978-83-242-3689-3.
Gewaltmigration, Globalisierung und Geschichtsregion(en) in europäischer Perspektive Aufsätze und Essays 2015–2021/Forced Migration, Globalization and Historical Meso-Region(s) in European Perspective. Articles and Essays, 2015–2021. Leipzig 2022, ISBN 978-3-96023-435-7.
Abschiedsvorlesung 2021: Leipzig, die DDR und ich. Anhang: „On Trying to be a Historian of Eastern Europe“: Eine migrationslastige Zwischenbilanz. Leipzig 2022, ISSN 1869-4829.
Geschichtsregionen: Concept and Critique. Milton Park/Abingdon/Oxfordshire 2003 (= Themenheft von European Review of History/Revue européenne d’histoire 10 [2003], H. 2). ISSN1350-7486.
Vertreibungsdiskurs und europäische Erinnerungskultur. Deutsch-polnische Initiativen zur Institutionalisierung. Eine Dokumentation. Osnabrück 2006, ISBN 3-938400-17-X.
Postdiktatorische Geschichtskulturen im Süden und Osten Europas. Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven. Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0637-0.